Stellenabbau bei Thyssenkrupp: Neuer Stahlchef kündigt harte Einschnitte an
Der neue Stahlchef bei Thyssenkrupp lässt mit einem tiefgreifenden Sanierungsprogramm aufhorchen. Auch Stellen werden abgebaut. Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 27.000 Mitarbeiter.
Berlin – Alles neu bei Thyssenkrupp: Nach den Rücktrittserklärungen von mehreren Top-Managern, wurden die offen Positionen großteils wieder neu besetzt. Thyssenkrupp Steel-Chef Dennis Grimm kündigte nun ein hartes Sanierungskonzept an. Auch Stellen sollen abgebaut werden. In einem aktuellen Gespräch blickt der neue Stahlchef besorgt in die Thyssenkrupp-Zukunft: „Es sind harte Einschnitte notwendig. Wir müssen profitabler werden“.
Thyssenkrupp wird Stellen abbauen: Neuer Stahlchef kündigt Sanierungsmaßnahmen
Der Maschinenbauingenieur Dennis Grimm, war bereits seit Ende August übergangsweise Vorstandssprecher und übernimmt diesen Posten nun ganz offiziell. Bei einem Gespräch mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung erklärt der neue Stahlchef, dass die erforderlichen Maßnahmen härter ausfallen müssten, als bisher geplant. „Die aktuelle Marktlage hat sich in den vergangenen Monaten nochmal verschlechtert, und eine Erholung ist leider nicht in Sicht“. Daher müssten auch Arbeitsplätze wegfallen – wie viele Mitarbeiter davon betroffen sein werden, ließ er jedoch offen.
„Wir können noch nicht genau beziffern, wie viele Menschen wir nach der Fertigstellung des Business-Plans und den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern beschäftigen werden. Es werden aber weniger sein als heute“, meinte Grimm. Die Stahlsparte von Thyssenkrupp ist der größte Stahlproduzent Deutschlands und beschäftigt insgesamt rund 27.000 Mitarbeiter- „die meisten davon im Ruhrgebiet, der Wurzel des Unternehmens“, heißt es auf der Unternehmenswebsite.
Die Gründe für die Krise bei Thyssenkrupp: Auch Billig-Importe aus Asien sind Schuld
Nun werde an einem neuen Geschäftsplan gearbeitet: „Wir müssen das Unternehmen auf Performance trimmen – im Hier und Jetzt.“ Hohe Energiekosten und günstigere Konkurrenz aus Asien machen es dem Konzern schwer, aus den roten Zahlen zu kommen. Jede Sparte soll bei Thyssenkrupp genau überprüft und dann entschieden werden, wie es mit ihr weitergeht. Die Thyssenkrupp-Aktie zeigte zuletzt überwiegend Verluste, konnte sich jedoch seit dem Tief im September bei 2,77 Euro stabilisieren und den mittelfristigen Abwärtstrend überwinden.

Die Krise in der Stahlindustrie und bei Thyssenkrupp hatte sich schon vor Monaten angekündigt. Anfang des Jahres musste der Konzern die Erwartungen für das Jahr drosseln: weniger Aufträge, Umsatz und Mitarbeiter. Die schwächelnde Konjunktur und Rückgänge in der Branche hätten den Stahlriesen geschwächt. So lag das Netto-Ergebnis zwischen Oktober und Dezember 2023 bei minus 314 Millionen Euro, wohingegen das Unternehmen noch einen Gewinn von 75 Millionen im Jahr zuvor vorweisen konnte.
Meine news
„Das ist kein guter Zustand“: Wirtschaftsminister Habeck blickt sorgenvoll auf Thyssenkrupp
Thyssenkrupp-Chef Miguel Lopez, der vor rund einem Jahr die Führung übernommen hatte, machte im Sommer den Vorschlag, durch den Teilverkauf der Stahlsparte die Kosten zu drücken – „Bei Steel Europe ist die Lage kritisch“. Er forderte eine Verringerung der Produktionskapazitäten. „Ohne entschlossenes Gegensteuern kann sie schnell existenzbedrohend werden. Das müssen und das wollen wir verhindern.“ Ihm schwebt ein Stahl-Joint-Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky vor. Der Verkauf von 20 Prozent der Anteile der Stahlsparte sei bereits beschlossen, weitere 30 Prozent sollten „schnell“ folgen“, meinte er im Juni. Das hatte im Konzern für großen Wirbel gesorgt.
Die Prognose für das Gesamtjahr hatte Thyssenkrupp im Juli zum dritten Mal in diesem Jahr gesenkt, während Pläne für die Neuausrichtung des Stahlgeschäfts weiterhin unklar blieben. Ende August war der Streit auch auf Personalebene eskaliert: Sigmar Gabriel, Chef des Aufsichtsrats der Stahltochter und ehemaliger SPD- Spitzenpolitiker sowie Ex-Vizekanzler, erklärte seinen Rücktritt – und mehrere andere Manager auf Führungsebene ebenfalls.
Der neue Stahlchef Dennis Grimm folgte auf seinen Vorgänger Bernhard Osburg, der im Streit mit Konzernchef Miguel Lopez um die Zukunft der Stahlsparte ebenfalls seinen Rücktritt erklärt hatte. Im Zentrum des Konflikts stand die Frage um die Zukunft der Stahlsparte. Das bereitete auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) Kopfzerbrechen: „Die Situation bei Thyssenkrupp hat sich auf allen Seiten sehr unversöhnlich zugespitzt“, kommentierte er dazu. Das sei kein guter Zustand.