Neue Front gegen Israel? Iran pumpt Waffen in das Westjordanland – Hamas ruft nach neuer Intifada

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Bewaffnete Personen nehmen an der Beerdigung von Palästinensern teil, die bei Einsätzen der israelischen Armee in Dschenin im Westjordanland getötet wurden. Der Iran soll die Region mit Waffen versorgen. (Symbolbild) © Ayman Nobani/dpa

Eskaliert der Krieg in Nahost? Es wird ein offener Konflikt zwischen Israel und dem Iran befürchtet. Unruhen im Westjordanland könnten dies begünstigen.

Tel Aviv/Teheran – Das Säbelrasseln im Nahen Osten könnte unmittelbar vor einer weiteren Eskalation stehen: Nach über einem halben Jahr Krieg in Israel halten es Experten für immer wahrscheinlicher, dass es zu einem offenen Konflikt zwischen dem Iran und Israel kommen könnte. Zahlreiche Botschaften mahnen inzwischen, die Region zu verlassen, und zahlreiche Fluglinien meiden die Region wegen des Gewaltpotenzials. Während die internationale Gemeinschaft weiterhin auf diplomatische Bemühungen setzt, um einen Krieg zwischen Iran und Israel zu vermeiden, könnte inmitten der angespannten Lage eine weitere Front die Stabilität Israels bedrohen.

Unruhen im Westjordanland: Iran liefert wohl Waffen – Krieg in Nahost mit Israel vor vor Eskalation

Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim hat die Hamas am Freitag, dem 12. April, verbündete Gruppierungen im Westjordanland dazu aufgefordert, mit Waffengewalt gegen israelische Siedler und Soldaten vorzugehen. Zugleich wurde von einer neuen Intifada gesprochen, um das „zionistische Regime niederzuschlagen“. Als Begründung für den Aufruf zur Gewalt wurden Angriffe von israelischen Siedlern auf palästinensische Jugendliche genannt.

Nach dem Verschwinden eines israelischen Jugendlichen im besetzten Westjordanland hatte die israelische Armee am Freitag unterstützt von tausenden freiwilligen Helfern das Gebiet durchkämmt. Dabei kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen jüdischen Siedlern und den Bewohnern eines palästinensischen Dorfes, bei denen laut Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein Mensch getötet und mindestens 18 weitere verletzt wurden. Am Nachmittag stürmten Berichten zufolge mehrere jüdische Siedler bewaffnet mit Gewehren und Steinen ein Dorf. „Die Siedler überfielen das Dorf unter dem Vorwand, nach dem vermissten israelischen Jungen zu suchen“, sagte der Bürgermeister des Ortes, Amin Abu-Alja.

Immer wieder Kämpfe im Westjordanland: Iran unterstützt Gruppen – Israel reagiert

Bereits seit vergangenen Herbst war das Westjordanland nach dem Hamas-Angriff auf Israel immer wieder Schauplatz von Konflikten. Schnell wurde befürchtet, dass die Unruhe in der Region die innere Sicherheit in Israel destabilisieren könnte. Das israelische Militär geht daher seit Monaten massiv gegen Palästinenser vor, immer wieder gibt es bei den Einsätzen auch Tote und Verletzte. Weitere Unruhen im Westjordanland will die israelische Regierung um jeden Preis vermeiden, so scheint es. Für den Iran wären sie hingegen von großem Vorteil – weil sie Israel angreifbarer machen würden.

Die antiisraelischen Partner des Irans, die sich im Bündnis der sogenannten Achse des Widerstands zusammengeschlossen haben, setzen Israel seit Ausbruch der Kämpfe vor knapp einem halben Jahr mit kleineren Angriffen und Scharmützeln regelmäßig unter Druck, binden so Israels Verteidigungsfähigkeit. Die Hisbollah und die Huthi-Rebellen griffen mit Raketenangriffen aktiv in das Geschehen des Israel-Kriegs ein. Seit Anfang 2024 beschießt auch der Iran Ziele im Nahen Osten. Das berichtete am 14. Januar unter anderem die Zeit. Doch die Regierung in Teheran beschränkte seine Aggressionen gegen Israel vornehmlich auf verbale Drohungen. 

Drohungen zwischen Israel und Iran: Westjordanland ist Ziel von Waffenlieferungen

Die Drohungen gegen Israel werden aktuell immer lauter und ein Krieg zwischen dem Iran und Israel scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Ein destabilisiertes Westjordanland würde der Regierung bei einem offenen Konflikt dabei in die Hände spielen. Und offenbar wurde genau dies vorbereitet: Vor wenigen Tagen berichtete die New York Times, dass der Iran in der Vergangenheit Waffen in die Region geschmuggelt haben soll, um Unruhen mit Israel zu schüren. Nach Angaben von Beamten aus den Vereinigten Staaten, Israel und dem Iran würde Teheran eine geheime Schmuggelroute durch den Nahen Osten betreiben, heißt es unter anderem.

Damit die Waffen ihren Bestimmungsort erreichen, soll der Iran unter anderem Geheimdienstmitarbeiter, Militante und kriminelle Banden beschäftigen, die den Erfolg der Waffentransporte garantieren sollen. Ziel sei es, Unruhe gegen Israel zu schüren, indem die Enklave mit so vielen Waffen wie möglich geflutet wird. Für die iranische Regierung könnte damit das Westjordanland zum zentralen Schauplatz des antiisraelischen Schattenkriegs werden. Es wird angenommen, dass die Schmuggelrouten seit zwei Jahren genutzt werden, vor dem Hintergrund eines möglichen Kriegs zwischen Israel und dem Iran bringen sie allerdings nun ein deutlich erhöhtes Konfliktpotenzial. Wie viele Waffen tatsächlich so in das Westjordanland gelangt sind, ist unklar. Experten gehen laut New York Times davon aus, dass es sich bei der Mehrzahl um Kleinwaffen handelt. Aber auch stärkere Waffen wie Panzerabwehrraketen sollen geliefert worden sein.

Bereitet der Iran Vergeltungsangriff vor? Konflikt mit Israel hätte große Auswirkungen für Nahost

Dass der Iran Waffen für Angriffe auf Israel an antiisraelische Gruppierungen liefert, ist seit langem bekannt. In der Region unterstützt die Regierung unter anderem ihre beiden wichtigsten palästinensischen Verbündeten in Gazastreifen, die Hamas und den Palästinensischen Islamischen Dschihad. Beide Gruppen sind auch im Westjordanland aktiv. Iranische Beamte, die in dem Beitrag zitiert werden, sagten, Teheran habe sich wegen seiner Großzügigkeit nicht auf eine bestimmte Gruppe konzentriert, sondern sich stattdessen dafür entschieden, das Territorium großflächig mit Waffen und Munition zu überschwemmen.

Die Lage im Nahen Osten ist gegenwärtig so angespannt, wie seit dem Hamas-Überfall auf Israel nicht mehr. Sollte ein offener Konflikt zwischen Israel und dem Iran in der Region losbrechen, wären die globalen Auswirkungen gewaltig. Beider Länder verfügen über schlagkräftige Armee, doch die Schattenarmee der Achse des Widerstands könnten die Ausgangslage im Vorfeld zugunsten des Irans verschieben. Ob die Waffenlieferungen ins Westjordanland zeitnah die Gewalt in der Region eskalieren lässt, bleibt indes abzuwarten – das Potenzial ist allerdings vorhanden. (fbu/afp)

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