Kriseninterventionsdienst Miesbach feiert Jubiläum mit viel Anerkennung

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Eigentlich möchte das KID-Miesbach mit dessen Leiter Martin Hauder (2.v.l.) seinen Dienst immer lieber still und leise ohne viel Aufhebens leisten. Kürzlich aber stand das Team anlässlich seines 25-jährigen Bestehens im Mittelpunkt. Als Hauptredner hob dabei Josef Schön (l.) die Verdienste des KID hervor. Zu den weiteren Gratulanen gehörten unter anderem Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller sowie (v.r.) Jens Zangenfeind, BRK-Landesarzt Florian Meier und Benedikt Dörder. © Hacker

Im Waitzinger Keller wurde das 25-jährige Jubiläum des Kriseninterventionsdienstes (KID) Miesbach gefeiert. Den KID-Teams wurde für ihre „staade Arbeit in größter Not“ und den unermüdlichen Einsatz gedankt.

Miesbach – Die Reihen im Waitzinger Keller waren mit zahlreichen Bürgermeistern und vielen Vertretern der Blaulichtorganisationen des Landkreises gut gefüllt, als KID-Leiter Martin Hauder zur Begrüßung ans Mikrofon trat und die Jubiläumsfeier eröffnete. Die Redner nach ihm drückten den Angehörigen des KID-Teams für ihre „staade Arbeit in größter Not“ unisono höchste Anerkennung und tiefen Dank aus. Das durfte dann zum Abschluss der Festabends auch einmal gemeinsam gefeiert werden.

Den Dankgottesdienst zu Beginn der Jubiläumsfeier zelebrierten Dekan Michael Mannhart und Pfarrer Peer Mickeluhn, unterstützt vom ehemaligen Schlierseer Diakon Alois Winderl, der das KID mit aus der Taufe hob und sich an die Anfangszeit zurückerinnerte: „Das war schon ganz schön eng, als wir uns am 1. Mai 2000 in der Rettungswache in Dürnbach getroffen haben und das KID gegründet haben. Aber das erforderte auch einen respektvollen Umgang miteinander, der von Anfang an die Arbeit des KID prägt.“

Seither ist das KID, wie Hauder sagte, zu Beginn gemeinsam mit der Caritas und später unter dem alleinigen Deckmantel des BRK, an 365 Tagen 24 Stunden in Bereitschaft. Nur einmal, während Corona, musste sich der Dienst für zwei Wochen abmelden. Nachdem die Caritas aus organisatorischen Gründen ausgestiegen ist, wurde die Zusammenarbeit mit der Notfallseelsorge, die von Anfang an intensiv war, weiter vertieft, sodass es heute einen gemeinsamen Dienstplan gibt und das KID in der Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E) des Landkreises Miesbach ein fester Bestandteil ist. So werden alljährlich rund 100 Einsätze mit steigender Tendenz ehrenamtlich und ohne jede Aufwandsentschädigung absolviert.

Jubiläum im Waitzinger Keller: Dankbarkeit für den Einsatz

In seinem Rückblick erinnerte Hauder, dass bereits 1995 bei einem großen Treffen mit allen betroffenen Organisationen der Gedanke aufkam, einen solchen Dienst im Landkreis zu etablieren: „Das Ergebnis war, dass alle meinten, dass müsste man machen.“ Allerdings war, so Hauder mit einem Augenzwinkern, der „man“ nicht dabei, weshalb es schließlich bis 1998 dauerte bis Nägel mit Köpfen gemacht wurden. Weil aber der Jahrtausendwechsel anstand und viele Organisationen bereits damit beschäftigt waren, fiel der Entschluss, das KID erst im Mai 2000 zu gründen.

Seither ist das KID still und ohne Aufhebens da, wenn es nach einem Unglück für die Betroffenen, die Angehörigen, Einsatzkräfte, Ersthelfer und Zeugen still wird und die Brutalität des Augenblicks zur Realität wird. „Wir lernten und lernen dabei ständig dazu und tauschen uns auch mit anderen KIDs aus. So wie nach dem Einsatz bei dem Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall“, erklärte Hauder und wies darauf hin, wie wichtig es war, 2018 ein eigenes Fahrzeug mit Sponsoring des Rotary-Clubs und der Notarztfördervereine zu bekommen: „Die Feuerwehren haben uns zwar immer ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt, aber die mussten ja nach dem Einsatz wieder nach Hause fahren.

KID feiert seit 1995 enge Zusammenarbeit mit Caritas und BRK

Und da beginnt ja unserer Arbeit meist erst richtig.“ In diesem Zusammenhang hob Hauder die hervorragende Zusammenarbeit mit allen Blaulichtorganisationen hervor: „Es macht Spaß, in so einem Team zusammenzuarbeiten.“ Hauder vergaß dabei aber auch nicht, allen Partnern der aktiven KID-Helfer zu danken: „Ohne deren Verständnis wäre unsere Arbeit nicht möglich und sie sind dann auch noch das ganz persönliche KID jedes einzelnen Helfers.“ Auf die Verleihung irgendwelcher Orden und Ehrenzeichen wurde laut Hauder hingegen ganz bewusst verzichtet: „Wir wollen ganz einfach und staad für anderer Menschen da sein.“

Als stellvertretender Landrat danke Jens Zangenfeind dem KID: „Ihr seid da, wenn die Not am größten ist, Menschen aus ihrer Normalität herausgerissen werden und Einsatzkräfte an ihre Grenzen geraten“. Zangenfeind attestierte ihm: „Mit euerem wesentlichen Beitrag an Menschlichkeit seid ihr ein Vorbild für unsere Gesellschaft, passt bitte auf euch auf.“

Dem Dank schloss sich Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller an: „Ihr schenkt Trost, wenn Worte fehlen, gebt Orientierung, wenn das Leben aus der Bahn gerät und unterstützt im Umgang mit dem Tod eines geliebten Menschen. Dabei verliert ihr nie die Professionalität und die Zusammenarbeit aus dem Auge. Danke für euer großes Herz für unsere Mitmenschen.“

Rund 100 ehrenamtliche Einsätze jährlich – ohne Entschädigung

Als Hauptredner erinnerte Josef Schön, Bezirksfachdienstleiter für psychosoziale Notfallversorgung, an die Katastrophe bei der Flugshow in Ramstein 1988 mit 70 Toten und rund 1.000 Schwerverletzten und an das Zug-Unglück in Eschede im Juni 1998, als der ICE „Wilhelm Conrad Röntgen“ entgleiste, an eine Brücke prallte und 101 Todesopfer und rund 100 Verletzte zu beklagen waren: „Nach dem Enschede-Einsatz waren über 1000 Einsatzkräfte teilweise nicht mehr einsatzfähig. In dieser Zeit ist in Deutschland im Umgang mit Katastrophen und schweren Unfällen etwas passiert, dass sich mit euerer Geschichte deckt.“

Ein Vierteljahrhundert sei zwar, wie Schön feststellte, im Vergleich zur Gründungszeit der Bergwacht oder den Freiwilligen Feuerwehren eine relativ kurze Zeit. Umso schöner sei es aber, dass es dem KID-Miesbach so gut gelungen ist, Teil eines erfolgreichen Netzwerkes zu werden. Vor allem, weil es in vielen Landkreisen in Deutschland einen solchen Dienst bis heute nicht gibt. „Ohne Gemeinsamkeit geht es nicht.

 Von der Idee zur festen PSNV-E-Unterstützung im Landkreis Miesbach

Ihr seid dabei der unverzichtbare Teil, der genau aber still und ohne Aufsehen zu erregen hinschaut, wenn Menschen nach einem schweren Unfall, aber auch wenn ein niedergebranntes Anwesen oder ein Hochwasser Existenzen zu Grund gehen lässt und wegreißt, Hilfe und Halt brauchen“, hob Schön hervor.

Als letzter Redner fasst BRK-Bereitschaftsleiter Benedikt Dörder zusammen, was das KID-Miesbach zu unverzichtbar macht: „Ihr macht den Unterschied und seid für Betroffene und uns Rettungskräfte da, wenn andere nicht mehr das sind. Ihr gebt Nähe, wo Leere eintritt und wenn einem von einem Moment auf den anderen der Boden unter den Füßen wegbricht. Das ist Menschlichkeit in ihrer schönsten und redlichsten Form.“ Und das durfte dann zum Abschluss des Festabends auch einmal gemeinsam gefeiert werden. Helmut Hacker

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