Russlands Wirtschaft in der Sanktionsspirale – Wichtiges Nahrungsmittel drastisch teurer
In Russland wird der Einkauf teurer. Besonders bei der Butter kommt es zu Problemen. Westliche Sanktionen stecken dahinter.
Moskau – Um Russland die finanziellen Mittel abzugraben, mit denen das Land den Ukraine-Krieg weiter führen kann, hatten die westlichen Verbündeten der Ukraine eine Reihe von Sanktionen eingesetzt. Dazu gehören ein Importverbot auf russische Diamanten, ein Ölpreisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel und diverse Einschränkungen, was die Einfuhr europäischer und amerikanischer Produkte nach Russland angeht. Das hat jetzt drastische Auswirkungen auf den Verkauf innerhalb Russlands.
West-Sanktionen schaden Russlands Wirtschaft – Putin in der Butter-Bredouille
Jetzt zeigen sich immer häufiger die Auswirkungen der westlichen Sanktionen. Eine davon betrifft ausgerechnet die Versorgung der russischen Bevölkerung mit Butter. Seit Beginn des Jahres 2024 soll der Butterpreis um fast 25 Prozent gestiegen sein, berichtete Kyiv Independent unter Berufung auf russische Berichterstattung. Das habe eine Reihe von Diebstählen überall in Russland ausgelöst. Bei einer Marke sollen Preissteigerungen um bis zu 34 Prozent zu beobachten gewesen sein (auf 239,96 Rubel pro Packung, umgerechnet 2,23 Euro).

Diese Diebstähle sollen bereits Reaktionen von Supermärkten nach sich gezogen haben. Laut dem russischen Nachrichtenportal Meduza sollen einige Märkte bereits dieselben Sicherheitsvorkehrungen bei Butter eingesetzt haben, die sonst Delikatessen wie Kaviar oder Premium-Alkohol vorbehalten sind.
Russlands großes Problem dabei: Es ist bei der Butter ein klassisches Importland. Der Wert der Exporte liegt mit 10,2 Millionen US-Dollar (2022, Observatory of Economic Complexity) deutlich unter dem der Importe (163 Millionen US-Dollar, auch 2022). Argentinien ist der wichtigste Butterlieferant. Westliche Sanktionen verhindern einen Teil dieser Importe. Reuters berichtete davon, dass zum Beispiel die Butterexporte aus Lateinamerika von 25.000 Tonnen (2014) auf 2.800 Tonnen gefallen waren. Die russische Behörde Rosselchosnadsor hatte als weitere mögliche Gründe Lieferkettenprobleme und fehlende Übereinkünfte zwischen Unternehmen aufgelistet.
Inflation steigt rasant – Russlands Wirtschaft vor dem Überhitzen
Butter dürfte dabei kaum das einzige Produkt sein, das derzeit unter schweren Preissteigerungen leidet. Im Sommer hatte die unabhängige Moscow Times noch berichtet, dass Lebensmittelzulieferer vor Preissprüngen bis zu 40 Prozent gewarnt hatten. Die Inflation ist in Russland allgemein übermäßig hoch. Eigentlich peilt die Zentralbank einen Wert um die vier Prozent an; im September hatte die Inflation in Russland knapp 9,8 Prozent betragen. Das hatte die Zentralbank dazu bewogen, den Leitzins auf einen Rekordwert anzuheben.
Meine news
Ökonomen hatten in der Vergangenheit wiederholt davor gewarnt, dass Russlands Wirtschaft seit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft zu überhitzen droht. Zwar hatte die enorme Produktion aus dem Rüstungssektor dafür gesorgt, dass Russland zum Jahresbeginn 2024 überraschend stabile Zahlen zum Wirtschaftswachstum hatte vorlegen können, allerdings handelte es sich dabei keineswegs um ein nachhaltiges Wachstum. Vor einigen Wochen hatte die Zentralbank dann eine deutliche Abkühlung prognostiziert.
Russlands Wirtschaft braucht neue Exporte – aber die Länder sind ängstlich
In einer weiteren Sanktionswelle hatten die USA dann dafür gesorgt, dass auch Länder sanktioniert werden können, die Russland in irgendeiner Weise dabei helfen, die Primärsanktionen zu umgehen.
Trotzdem baut Russland jetzt auf zunehmende Exporte, um den Butterpreis wieder in den Griff zu kriegen. Die entsprechenden Behörden beobachten die Marktsituation und sollen sicherstellen, dass der Ukraine-Krieg das tägliche Leben der Menschen nicht beeinträchtigt. Russischen Medien zufolge erwartet das Land größere Lieferungen aus der Türkei, aus dem Iran und aus Indien, um die Butterversorgung sicherzustellen.
Schon im Sommer 2022 hatte die Europäische Union diese Entwicklung prophezeit. „Die Sanktionen zwingen ihn (Wladimir Putin, Anm. d. Red.) dazu, zwischen Butter und Kanonen zu wählen, und halten ihn in einem Schraubstock gefangen, der sich allmählich zuzieht“, hatte der Diplomatische Service der Europäischen Union berichtet.