Aufrüstung geglückt: China nimmt seinen neuen Kampfjet J-35A in Dienst

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Chinas neue Drohung gegen die USA: die Shenyang J-35A als Modell auf der Paris Air Show in diesem Jahr. Der Stealth-Kampfjet der fünften Generation ist vornehmlich für den Einsatz von Flugzeugträgern aus gedacht und soll jetzt in die Serienproduktion gegangen sein. © IMAGO/Nicolas Economou

Noch im Windschatten oder schon auf Augenhöhe? USA rätseln, zu was Chinas Rüstung fähig ist. Die Luftwaffe hat neue Maschinen, die Marine drei Träger.

Peking – „Es muss allen klar sein, dass sich Peking glaubhaft darauf vorbereitet, möglicherweise militärische Gewalt einzusetzen, um das Kräfteverhältnis im Indopazifik zu verändern“, sagte Pete Hegseth – den US-Verteidigungsminister hat Newsweek zitiert, weil sich die Zeichen verdichten, dass China seine beiden Kampfjets der fünften Generation und von denen vor allem die Shenyang J-35A jetzt in Dienst stellt. Für die USA ein Alarmsignal, weil die Maschine in dieser Version trägergestützt operieren soll.

„Chinas J-35-Kampfflugzeug könnte von einem Flugzeugträger aus zum Schrecken werden“, hat Brandon J. Weichert bereits im vergangenen Jahr geschrieben. Der Autor des Magazin The National Interest hatte nochmals betont, dass die J-35 als Chinas Antwort auf das amerikanische Kampfflugzeug F-35 Lightning II betrachtet wird. Sie sei Chinas zweites Kampfflugzeug der fünften Generation neben der Chengdu J-20 „Mighty Dragon“, die eher mit der F-22A Raptor zu vergleichen sei, so Weichert. Im Gegensatz zur F-35 fehle der J-35A aber die Fähigkeit zum Senkrechtstart, dem Vertical Take-Off and Landing (VTOL), was für das Operieren von Flugzeugträgern aus vorteilhaft ist. Dafür hat sie kleinere Tragflächen und ein anderes Fahrwerk, was sie für Flugzeugträger kompatibel macht.

China präsentiert seine Leistung: „mehrere J-35-Tarnkappenjäger in fortgeschrittener Montagephase“

Dennoch scheint sich China anzuschicken, die Luftüberlegenheit im Indopazifik mit den USA ausfechten zu wollen – wie Army Recognition berichtet, habe der chinesische Staatssender CCTV 13 kürzlich Bilder gezeigt aus der Produktionsstätte der Shenyang Aircraft Corporation, wo „mehrere J-35-Tarnkappenjäger in fortgeschrittener Montagephase zu sehen waren“, so das Magazin, das aufgrund der Bilder davon ausgeht, dass die Serienproduktion angelaufen sei: „Die im Video sichtbaren Flugzeuge waren mit Kennungen wie ,040070‘ gekennzeichnet, was darauf hindeutet, dass sie zur vierten Produktionscharge gehören und die Behauptung untermauert, dass die Produktion über den Prototypenstatus hinaus fortgeschritten sei.“

„Die Ausbildung werde unter ‚tatsächlichen Kampfbedingungen‘ durchgeführt, wie die Streitkräfte es nennen. Damit sei die Bereitschaft gemeint, gegen ‚hochleistungsfähige militärische Konkurrenten‘ anzutreten und zu siegen.“

Damit hätte China in der Schlagkraft der Luftwaffe mit den USA gleichgezogen, so Army Recognition: „Mit der Indienststellung der J-35 parallel zur J-20 ist China nach den USA die zweite Nation, die zwei Klassen einsatzfähiger Kampfflugzeuge der fünften Generation einsetzt.“ Das Nebeneinander der beiden Maschinen mag Schwierigkeiten in der Logistik nach sich ziehen, vor allem bezüglich der Triebwerkstechnik; dafür leistet sich China mit der J-35A einen Stealth-Kampfjet für den Träger-Einsatz und mit der J-20 für Operationen von Land aus. Brandon Weichert bezeichnet die Kapazitäten der die J-20 produzierende Chengdu Aerospace Corporation (CAC) „auf fast dreistellige Werte“, die die kommenden Jahre anhalten könnte.

Einen zweiten Stealth-Kampfjet in Serie zu produzieren, beschreibt Weichert deshalb als „ambitioniert“. Auch die USA tun sich da ja inzwischen schwer. Die Produktion der F-35 wird zugunsten der neuen F-47 zurückgefahren, die Forderungen der US-Marine nach einem neuen Jet werden komplett gestutzt. Parallel zu den Medienberichten über den Ausbau der chinesischen Luftwaffe gilt die Aufmerksamkeit auch dem Ausbau des chinesischen Trägerprogramms – mit mittlerweile drei im Einsatz befindlichen Schiffen.
„Chinas Flugzeugträger beginnen, ihre Flügel auszubreiten“, haben Louis Bearn und Nick Childs Ende 2024 behauptet.

China provoziert mit Seemanöver: Ein „klares Bild von Pekings regionalem Machtanspruch“

Die beiden Analysten des US-Thinktanks International Institute for Strategic Studies (IISS) nehmen in ihrer Analyse Bezug auf einen Medientermin der chinesischen Marine Ende 2024, für den die „beiden einsatzbereiten Flugzeugträger, die Liaoning und die Shandong, mit ihren Begleitgruppen zu einem Doppelträgermanöver auf See zusammengekommen waren“. Allerdings äußern Bearn und Childs Zweifel, ob China in der Lage sei, über „ein klares Bild von Pekings regionalem Machtanspruch“ hinaus „die Fähigkeit zur Durchführung komplexer Operationen mit mehreren Trägern“ zu leisten, wie sie schrieben.

Neben den beiden Schiffen bietet China mit der Fujian einen dritten Träger – die USA verfügen über elf. Innerhalb eines Jahrzehnts hat sich China immerhin zur zweitgrößten Träger-Macht der Welt gemausert. Damit offenbar nicht genug, wie Kyle Mizokami Anfang des Jahres gemutmaßt hat. Dem Autor von Popular Mechanics zufolge gingen Experten davon aus, dass China bis 2049 bis zu sieben Flugzeugträger in Dienst gestellt haben will. Insofern würde der parallele Aufbau von trägergeeigneten Kampfjets wie der J-35A Sinn ergeben. Taiwan schlittert dadurch in Richtung einer stetig wachsenden Gefahr, von China zwangsweise integriert zu werden. Die J-35(A) ist ein essenzieller Bestandteil dieser Strategie, und die Kampfjets der sechsten Generation sind schon im Bau.

„Die Hauptaufgabe eines Flugzeugträgers ist die Demonstration von Luftmacht, und das Herzstück eines Trägers ist sein Luftgeschwader, insbesondere die an Bord befindlichen Kampfflugzeuge“, schreibt Kyle Mizokami. Die Aufnahmekapazität der chinesischen Träger sei unbestätigt, zitiert Mizokami den Naval News-Autoren Alex Luck, aber ihm zufolge seien 24 Kampfjets auf deren Flugdecks gesichtet worden; US-amerikanische Träger wie die der Nimitz-Klasse können „typischerweise etwa 60 Flugzeuge oder mehr aufnehmen“, sagt Luck. Letztendlich seien die Träger Liaoning und Shandong „wichtige Meilensteine für China, die für die Ausbildung und den Aufbau von Marinefliegererfahrung nützlich sind“, sagt gegenüber Popular Mechanics Matthew Funaiole vom US-Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS).

Kampfansage an die USA: J-35 soll eine „entscheidende Rolle“ in der Landesverteidigung spielen

Laut eines aktuellen Berichts der China Daily soll die F-35 als neuer Kampfjet der fünften Generation eine „entscheidende Rolle“ in der Landesverteidigung spielen. Die größte englischsprachige Tageszeitung in der Volksrepublik China beruft sich auf Wang Yongqing, der darlegt, „dass das radarunempfindliche Kampfflugzeug als Rückgrat der Bemühungen der Luftwaffe der Volksbefreiungsarmee zur Neutralisierung hochrangiger Bedrohungen, insbesondere feindlicher Tarnkappenflugzeuge, konzipiert worden sei“, wie der verantwortliche Ingenieur des chinesischen Shenyang Aircraft Design and Research Institute erläutert.

Yongqing sagt, China sei in der Entwicklung der Maschine getrieben gewesen von der Angst, dass feindliche Flugzeuge aufgrund ihrer technischen Überlegenheit die „konventionellen Gegenmaßnahmen in puncto Ortungsfähigkeit und Reichweite übertreffen“ würden; also dass die chinesische Luftabwehr der US-Luftwaffe keine Gegenwehr würde leisten können. „Das bedeutet, dass sie uns aus Hunderten von Kilometern Entfernung erkennen können, wir sie aber gleichzeitig nicht finden können. Das bedeutet, dass unsere Verteidigungseinheiten eine solche Begegnung nicht überleben werden“, wie er sich ausdrückt.

Vorspiel zu Kampf um Taiwan: „Ausbildung werde unter ,tatsächlichen Kampfbedingungen‘ durchgeführt“

Demzufolge sei die J-35 dazu gebaut worden, eindringende Objekte zu identifizieren, zu verfolgen und abzufangen. Wichtiger aber sei, so Yongqing, mit einer Maschine wie der J-35 einen Hub zu haben, um anderen Komponenten der Luftverteidigung zu koordinieren und damit zu stärken. Obwohl US-Verteidigungsminister Pete Hegseth nicht müde wird zu betonen, China provoziere sowohl die US-amerikanischen See- wie Luftstreitkräfte, winken US-Militärs ab. Noch!

Die chinesische Luftwaffe sei der U.S. Air Force dicht auf den Fersen, aber noch kein ebenbürtiger Gegner, schreibt John A. Tirpak über die Kernaussage aus dem Pentagon von Ende 2024. Ein Bericht über Chinas Modernisierungsbemühungen hebe allerdings klipp und klar hervor, dass die Chinesen verstärkt auf Triebwerke auf heimischer Produktion setzten und die Piloten während ihrer Ausbildung auf eigene Initiativen hin, die Flugpläne und zu übenden Elemente weitgehend frei bestimmen könnten, um die Ausrechenbarkeit durch feindliche Aufklärung zu verringern, so der Autor des Air & Spacesforces-Magazin.

Tirpak zitiert für Air & Spaceforces aus dem Pentagon-Bericht: „Die Ausbildung werde unter ,tatsächlichen Kampfbedingungen‘ durchgeführt, wie die Streitkräfte es nennen. Damit sei die Bereitschaft gemeint, gegen ,hochleistungsfähige militärische Konkurrenten‘ anzutreten und zu siegen.“

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