Die AfD in Oberding: Zu viel Gezeter, zu wenig Ideen
Unzufrieden mit der Lage im Land? Wird‘s besser, wenn man sich AfD-Politiker anhört? Ganz im Gegenteil. Ein Kommentar nach der Veranstaltung vergangenen Sonntag in Oberding.
Niemand würde behaupten, dass auf Wahlkampfveranstaltungen mit dem feinen Florett gefochten wird. Bei keiner Partei. Übertreibung macht anschaulich, und so wird dann gesenst und die Konkurrenz verbal verprügelt. Die Veranstaltung des AfD-Kreisverbands am Sonntagabend war anders. Schlimmer. Bösartig. Gefährlich. Weil die Redner im vollbesetzten Saal in Oberding wieder mal das taten, was die AfD eben tut: Ängste schüren, Fremdenfeindlichkeit anfachen, ohne auch nur ansatzweise Lösungen zu präsentieren.
Anbei einfach nur ein paar Beispiele, was für ein Stuss da geredet wurde. Hauptredner Serge Menga berichtete, wie sein Vater nach Deutschland kam: „Es war das, was ihr aktuell in Deutschland auch erlebt: Er musste den Kongo verlassen, weil er bei der sogenannten falschen Partei gewesen ist.“ Zum Vergleich: Diktator Mobutu hat seine politischen Gegner gefoltert und verschwinden lassen. Passiert in Deutschland gottlob nicht. Die müssen höchstens mal in U-Haft, wenn sie der Bestechung oder Spionage verdächtigt werden. Nur so nebenbei: Was machen eigentlich gerade die einstigen AfD-EU-Spitzenkandidaten Peter Bystrom und Maximilian Krah?
Ansonsten aber darf man im Land der freien Meinungsäußerungen reichlich unverschämte Plattitüden unter die Leute bringen: Von „Massenvergewaltigungen“ bis zur Klage über verballerte Entwicklungshilfe-Milliarden, die schuld sind an maroden Schulen, kaputten Brücken und Straßen etc. pp. Ich erspare Ihnen hier eine weitere Aufzählung und gebe Herrn Menga einen kleinen Pluspunkt für den ehrlichen Moment, als er bei der Frage der Energieversorgung einräumt: „Ich habe nicht Energiewirtschaft oder Wissenschaft studiert.“ Dummerweise sagt er aber schon im nächsten Moment. „Ich glaube aber: Das muss man auch nicht studiert haben, um diese Frage zu beantworten.“
Und dann löst er die Energiefrage so: „Wenn ich Bundeskanzler wäre oder Energieminister, würde ich sagen: Putin, mein Bruder, können wir das nicht rückgängig machen? (…) Und das Problem mit der Ukraine lösen wir anders.“ Mein erster Gedanke: Was für ein Schlag ins Gesicht für alle Ukrainer, die Angehörige in diesem von Russland angezettelten Krieg verloren haben. Mein zweiter: Zum Glück ist der Mann nicht Kanzler. Andererseits hat Herr Menga ja alles im Griff, denn: „Ich bin Widder. Und bei mir gilt: Geht nicht, gibt es nicht.“ Wäre mal ein Vorschlag: Künftig das Sternzeichen bei den Wahlvorschlägen hinzuzufügen.
Welchen Aszendenten hat eigentlich Manuela Schulz, die Direktkandidatin für den Bundestag? Ist eigentlich egal, aber irgendwie schien sie sich in Oberding neben Krakeler Menga und Dauerpessimist Martin Huber nicht wohlzufühlen. Bei der Diskussionsrunde in Forstern kam sie deutlich kompetenter rüber als am Sonntag, als sie – vielleicht der allgemeinen Stimmung geschuldet – über Elfjährige schimpfte, die im Unterricht über Geschlechtsumwandlung aufgeklärt würden. Tja, das sind sicher die Alltagsprobleme der Lehrer.
Und da wäre noch MdL Martin Huber mit der seiner Dauerangst, den Kindern könnte man die Leberkässemmel verbieten (hat er schon vor einem halben Jahr in Eichenried erzählt). Oder der Christkindlmarkt könnte künftig Wintermarkt heißen. Kennen Sie im Landkreis einen „Wintermarkt“ außer jenem am Flughafen (also dort, wo sich die ganze Welt trifft)?
Alarmierender ist da schon die Aussage eines Chefarztes, der dem MdL wegen der allgemeinen Krankenhaussituation gesagt haben soll: „Vielleicht müssen erst einige Leute sterben, damit die Politik aufwacht.“ Da hätten wir schon gern ebenso Ross und Reiter gewusst wie bei jener Geschichte, wonach junge Menschen bei Verletzungen schnell mal ein künstliches Knie bekämen, nur um die Quote auf die abrechnungsfähige Zahl von 50 zu bringen. So aber sind das nur viele Fragezeichen und keine Ideen oder Antworten. Aber solche hätten die Menschen verdient gehabt, die am Sonntagabend nach Oberding gekommen sind, weil sie sich Sorgen um Gesellschaft und Zukunft machen.