„Ich würde mich mit Putin und Trump super verstehen“

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„Eierlos“ ist laut Serge Menga die Bundesregierung. „Sie schafft es nicht, Klartext zu sprechen.“ © Dieter Priglmeir

AfD-Referent Serge Menga fühlt sich den beiden verbunden – 120 Zuhörer in Oberding

Einmal entschuldigte er sich, danach gab er Vollgas. „Ich habe heute die deutschen Tugenden nicht einhalten können“, sagte Serge Menga. Wegen einer Demo in Aschaffenburg war er mit gut 40 Minuten Verspätung beim Neuwirt in Oberding eingetroffen. Die rund 120 Zuhörer sahen ihm die Unpünktlichkeit nach, zumal er in der Folge das aussprach, wofür ihn der AfD-Kreisvorsitzende Wolfgang Kellermann wohl eingeladen hatte. Bereits zum dritten Mal war der 47-jährige Deutsche mit kongolesischer Abstammung in Erding, diesmal als Hauptredner. Und er ließ kein Klischee aus.

Bitte keinen Maulkorb

Wenn er Deutschland mit dem Kongo, das er als Fünfjähriger verlassen habe, vergleichen solle, „dann seid ihr 60, 70 Jahre weiter (...) Eure Ahnen haben sich dermaßen den Arsch aufgerissen (...) Und daher dürft ihr stolz sein.“ Es müsse Schluss sein mit dem Maulkorb, „den man der deutschen Bevölkerung seit mehr als zehn Jahren aufsetzt“. Er sprach das N-Wort aus, redete von „Schoko-Babys“ und schwadronierte über Massenvergewaltigungen und von „Deutschland-Hassern, die es abfeiern, wenn sie sehen, dass Menschen erstochen, ermordet werden“.

Integration könne auch nicht mit jedem funktionieren. „Habt ihr schon mal gesehen, dass ein Elefant mit einem Gorilla Kinder macht?“, fragt er. Es gehe um die Verständigung. „Wenn ein anderer Hund bellt, versteht der andere das auch, weil sie auf demselben Level sind. Das ist dieselbe Gattung.“ Wer aus einem christlichen Land kommt, sei einfacher zu integrieren, „als jemand, der (...) extrem muslimisch, vielleicht sogar islamistisch (...) erzogen worden ist.“ Er erwarte nicht, dass sie ihren Glauben aufgeben, „aber wenn ihr die Grenze überschreitet (...), dann herrschen unsere Gesetze.“ Allerdings sei die Bundesregierung, „eierlos – die es nicht schafft, Klartext zu sprechen“.

Klartext ist das eine, Detailkenntnis das andere. Beim Thema Solarpark meinte Menga, das könne man in seine alte Heimat verlagern, da gebe es genug Sonne und 100 Millionen Menschen, die die Solarpanels günstig fertigen könnten. „Zusammenbauen ist ja ganz schön“, meinte ein Zuhörer, aber da stecke schon viel mehr Logistik rund um die Züchtung Silizium-Keimlinge drin. „Richtig verdrahten und verbinden, Endtest, verpacken, ausliefern“ – als der Zuhörer konkreter wurde, murrte jemand im Hintergrund: „A ganz a Gscheiter.“ Menga meinte, er sehe das anders, um dann über den Atomausstieg zu schimpfen.

Apropos Energie: Das Embargo nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bezeichnete er als „Riesenfehler, den die Bundesregierung gemacht hat“. Er sei ein Mensch des Friedens, „und ich liebe Russland“. Er erachte Selenskyj als eine Marionette, die ausgenutzt werde. „Ich bin persönlich Hardliner. Ich würde mich mit Putin und Trump super verstehen, weil die auch alle eine große Klappe haben, aber diese Leute haben auch was drauf.“

Kritik von Manuela Schulz

Zuvor hatte sich bereits Bundestagskandidatin Manuela Schulz vorgestellt. Die Münchnerin lebt seit 2011 in Dorfen, ist seit 2023 im Bezirkstag und dort im Ausschuss für Gesundheit und Soziales. Deshalb seien ihre Schwerpunkthemen im sozialen Bereich. Das Ungleichgewicht zwischen Pflegesachleistung und Pflegegeld beschäftige sie ebenso wie das Thema Bildung, wo sie zum Beispiel mit der Statistik aufwartete: „70 Prozent der Neuntklässler in Gemeinschafts- und Realschulen können nicht richtig lesen und schreiben.“

Zu Gast in Oberding: Manuela Schulz.
Zu Gast in Oberding: Manuela Schulz. © Dieter Priglmeir

In der Fragerunde hatte auch ein Zuhörer eine Statistik, wonach 30 Prozent der Schulabgänger nicht lesen und nicht schreiben könnten. Hier kam Schulz ins Rudern, sprach von der allgemeinen Schulpflicht von zehn Jahren, „und wenn sie sie abgesessen haben, dann verlassen sie die Schule. Ob die dann lesen und schreiben können (...), interessiert niemanden“.

Als ein weiterer Zuhörer einräumte, „meine drei Frauen zuhause stehen nicht hinter der AfD wegen dem Abtreibungsgesetz“, sprach Schulz von der Zwölf-Wochen-Regelung, „was auch schon aufgeweicht wurde, wenn ich richtig informiert bin“. Sie hatte noch Grundsätzliches zum Thema ungewollte Schwangerschaft. Dass dies früher ein Problem gewesen sei, könne sie verstehen, aber inzwischen gebe es Verhütungsmöglichkeiten. Später räumte sie ein, dass schon was passieren könne. Aus ihrer Sicht sei es aber nicht notwendig, abzutreiben, und erst recht nicht nach der zwölften Woche. Aber es gebe halt „den Trend, dass man sagt, mein Bauch gehört mir, und da kann ich damit machen, was ich will“. Und dann fiel ihr noch die USA ein. „Da wollen sie ja bis zum siebten Monat abtreiben. Da ist natürlich der Trump dagegen. Und da wäre ich auch dagegen.“ Ob diese Antwort den zuhause wartenden Frauen gereicht hat?

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