Deutsches Traditionsunternehmen ist insolvent – 460 Mitarbeiter betroffen

Die REIFF Technische Produkte GmbH aus Reutlingen hat Insolvenz angemeldet. Wie geht es mit dem Geschäftsbetrieb und für die Mitarbeiter weiter?
Reutlingen – Die Welle an Unternehmensinsolvenzen scheint vorerst nicht zu stoppen. Erst vor kurzem musste ein deutscher Maschinenbauer Insolvenz anmelden, jetzt trifft es erneut einen Betrieb im Südwesten: die REIFF Technische Produkte GmbH mit Hauptsitz in Reutlingen (Baden-Württemberg). Das Amtsgericht Tübingen hat am 28. Juli 2025 das vorläufige Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung über das Vermögen des Unternehmens angeordnet.
REIFF Technische Produkte GmbH aus Reutlingen ist insolvent
Die REIFF Technische Produkte GmbH ist ein Teil der REIFF-Gruppe, die 13 internationale Standorte besitzt. Sie erzielte im Jahr 2024 einen Umsatz von 148 Millionen Euro. Die REIFF Technische Produkte GmbH ist mit 460 Mitarbeitern an acht Standorten der größte Geschäftsbereich der REIFF-Gruppe. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1910 von Albert Reiff in Reutlingen, damals noch unter dem Namen Albert Reiff KG, Technische Gummiwaren.
Name | REIFF Technische Produkte GmbH |
---|---|
Sitz | Reutlingen, Baden-Württemberg |
Gründung | 1910 |
Mitarbeiter | 460 |
Dachgesellschaft | REIFF Holding GmbH & Co. KG |
115 Jahre später vermeldet das Familienunternehmen, das im Großhandel für technische Produkte tätig ist, jetzt seine Insolvenz. Der Geschäftsbetrieb soll an allen Standorten in Deutschland uneingeschränkt weiterlaufen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Die Löhne und Gehälter der 460 Mitarbeiter seien für drei Monate über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert.
Reiff stellt Insolvenzantrag nach sorgfältiger Abwägung – „ist uns nicht leichtgefallen“
„Die Entscheidung, ein Insolvenzverfahren zu beantragen, ist uns nicht leichtgefallen, war aber nach sorgfältiger Prüfung aller Optionen notwendig. Unser Ziel ist es, das Unternehmen wirtschaftlich zu stabilisieren und zukunftsfähig aufzustellen“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter Alec Reiff. „Dabei bauen wir auf die Unterstützung unserer Belegschaft, Kunden, Lieferanten und Partner.“
Als Grund für die Insolvenz nennt die REIFF Technische Produkte GmbH ein zunehmend herausforderndes Marktumfeld, bestehenden Margendruck sowie strategische Notwendigkeiten zur Portfoliobereinigung. Ziel des Verfahrens sei es, interne Strukturen zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Unterstützung durch Restrukturierungsexperten und Sachwalter
Im Zuge des Insolvenzverfahrens bleibt die Geschäftsführung weiterhin operativ verantwortlich und erhält Unterstützung von den Restrukturierungsexperten Dr. Holger Leichtle und Dr. Thomas Rieger von der Kanzlei GÖRG, die als Generalbevollmächtigte fungieren. Zudem hat das Amtsgericht Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger zum vorläufigen Sachwalter ernannt. In dieser Rolle überwacht er das Verfahren im Interesse der Gläubiger.
Der Umsatz der REIFF Technische Produkte GmbH lag im vergangenen Geschäftsjahr bei rund 109 Millionen Euro. Das Verfahren betrifft ausschließlich die deutschen Gesellschaften, internationale Aktivitäten und Tochterunternehmen seien nicht betroffen. Kürzlich musste bereits ein Maschinenbauer aus Reutlingen Kurzarbeit anmelden.