Traditionsreicher deutscher Autozulieferer meldet Insolvenz an

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In der Stadt Wissen in Rheinland-Pfalz hat der traditionsreiche Autozulieferer seinen Hauptproduktionsstandort. © Wolkenkratzer/Wikipedia CC BY-SA 4.0

Der traditionsreiche Autozulieferer Weberit Plastics Technologies startet ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung – die Zukunft von Betrieb und Mitarbeitern soll schon in Planung sein.

Wissen/Oberlahr – Die schwierige wirtschaftliche Lage fordert auch in Rheinland-Pfalz die nächsten Opfer: Erst vor Kurzem mussten zwei Maschinenbauer Insolvenz anmelden: ein auf Maschinen für den Wein- und Obstanbau spezialisierter Familienbetrieb und ein Traditionsunternehmen mit zahlreichen Tochterfirmen im Ausland. Nun folgt ein weiteres traditionsreiches Unternehmen.

Denn die Weberit Plastics Technologies GmbH mit Hauptproduktionsstandort in Wissen nördlich von Koblenz hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eröffnet. Das gab die Geschäftsführung gemeinsam mit REIMER Rechtsanwälte, die den Sachverwalter stellen, und LIESER Rechtsanwälte, die das Unternehmen bei der Sanierung unterstützen, am 29. Juli bekannt. Weberit ist als Kunststoffhersteller auf Bauteile für die Automobilindustrie spezialisiert.

Sanierungsexperte trotz zahlreicher Insolvenz-Ursachen zuversichtlich

Grund für das Verfahren ist laut Pressemitteilung ein unerwartet starker Umsatzeinbruch, bedingt durch eine Summe an Ursachen: unter anderem gestiegene Energiekosten, verschärfter internationaler Wettbewerbsdruck, eine schwächere Inlandsnachfrage, die Folgekosten eines Cyberangriffs, hohe Personalkosten sowie die Auswirkungen aus dem Ukraine-Krieg und Unsicherheiten aufgrund der US-Zollpolitik werden aufgeführt.

Etwas überraschend zeigte sich Sanierungsexperte Jens Lieser trotz dieser Wucht an Problemen zuversichtlich: Das Unternehmen verfüge über industrielle Kompetenz, technologische Tiefe und gewachsene Kundenbeziehungen und habe sich in den vergangenen Jahren in die richtige Richtung entwickelt. „Auf diesem Transformationsprozess lässt sich aufbauen.“ Klares Ziel ist nun ein Neustart in Form eines Investorenprozesses zur nachhaltigen Zukunftssicherung.

Über die Weberit Plastics Technologies GmbH

Die Weberit Werke wurden 1951 gegründet. Über die Jahre entwickelte sich daraus die Weberit Werke Dräbing GmbH, die neben dem Kernbetrieb auch die Weberit Werke Dräbing Blasformtechnik und Teetronic umfasste. Bereits 2020 ging die Weberit Dräbing Gruppe erstmals insolvent – damals wurde sie vom Unternehmer Dr. Nicolas Maggiarosa aus Schwäbisch Hall vor dem Aus gerettet und als Weberit Plastics Technologies GmbH neu organisiert. Seitdem produziert das Unternehmen an vier Standorten in Rheinland-Pfalz in Wissen, Oberlahr, Bretzenheim und Strassenhaus Kunststoffbauteile, die in Automobilindustrie, Baugewerbe, Röhrenindustrie und Wasserwirtschaft Anwendung finden.

Betrieb und Gehaltszahlungen laufen bei Weberit weiter

Für den laufenden Betrieb der Weberit Plastics Technologies GmbH ändert sich damit erst mal nichts. Der Geschäftsbetrieb wird an den drei Standorten Wissen, Oberlahr und Bretzenheim vorerst uneingeschränkt fortgeführt. Vom vierten Standort in Strassenhaus ist in der Pressemitteilung keine Rede.

Und auch die 123 Mitarbeiter können zumindest finanziell aufatmen: Löhne und Gehälter sind für die Monate Juli, August und September durch das Insolvenzgeld abgesichert, das bereits bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt wurde. Ab Oktober plant Weberit, die Löhne wieder selbst zu bezahlen – ob das klappt, hängt nun auch vom Erfolg des Sanierungsverfahrens und den langfristigen Zukunftsperspektiven des Unternehmens ab.

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