Weniger als 1500 Euro Rente: Darum werden Rentner im Vergleich zu Beamten benachteiligt
Beamte erhalten oft höhere Pensionen als Angestellte Renten. Die Bundesregierung erklärt die Gründe für den Unterschied. Doch viele halten das System für unfair.
Berlin – Die Unterscheidung zwischen Beamten und Angestellten bei der Altersvorsorge stößt in Deutschland auf Kritik. Die beiden Systeme haben sich so unterschiedlich entwickelt, dass viele Menschen die Situation als ungerecht empfinden. Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) fordert daher, Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung zu integrieren. Dies sei „eine Frage der Gerechtigkeit“, äußerte sie gegenüber dem Magazin Stern.
Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD wird dieses Thema jedoch nicht behandelt. Die Bundesregierung liefert auf Nachfrage eine Erklärung zu den bestehenden Ungleichheiten.
Die meisten Rentner haben weniger als 1500 Euro Rente
Dietmar Bartsch von der Linkspartei stellte zum Thema eine kleine Anfrage an die Bundesregierung. Er wollte wissen, wie viele Menschen nach 40 Jahren in der gesetzlichen Rentenversicherung weniger als 1500 Euro Rente erhalten und wie dies im Vergleich zu Pensionen über 3000 Euro aussieht. Laut der Antwort vom 30. Mai 2025 erhielten im Jahr 2023 etwa 53,6 Prozent der Rentner weniger als 1500 Euro monatlich. Neuere Daten liegen nicht vor.
Im Januar 2024 hatten 24,7 Prozent der Pensionäre vor Abzug von Lohnsteuer und Sozialbeiträgen ein Ruhegehalt von über 3000 Euro. Die Bundesregierung betont, dass Pensionen immer brutto angegeben werden, während die Deutsche Rentenversicherung die Zahlbeträge netto erfasst. Dieser Vergleich ist daher nicht direkt möglich.
Merz-Regierung erklärt: Darum bekommen Beamte mehr Geld in der Rente
Die Regierung erklärt die Unterschiede zwischen den Systemen: Die gesetzliche Rente ist Teil eines 3-Säulen-Modells, das auch betriebliche und private Vorsorge umfasst. Die Versicherten sollten also eigentlich noch eine betriebliche Altersvorsorge (2. Säule) und eine private Vorsorge (3. Säule) haben „Die Beamtenversorgung stellt dagegen aus sich heraus eine Alterssicherung ohne ergänzende Elemente sicher; es gibt z. B. keine betriebliche Zusatzsicherung für Beamte“, so die Regierung.
Ein weiterer Punkt ist die Qualifikation der Beamten. „Zudem verfügen Beamtinnen und Beamte in der Mehrheit über ein abgeschlossenes Hochschulstudium bzw. eine zu einem Hochschulstudium berechtigende Schulbildung oder eine qualifizierte Ausbildung (und zusätzliche Berufsausbildung).“ Diese höhere Qualifikation führt laut Regierung zu besseren Gehältern und damit später zu höheren Pensionen.
Außerdem gibt es in der gesetzlichen Rentenversicherung eine Beitragsbemessungsgrenze. Ab einem bestimmten Einkommen werden keine weiteren Beiträge erhoben, was auch eine Höchstrente zur Folge hat. Im Jahr 2025 liegt die maximal mögliche Rente nach 45 Beitragsjahren bei 3572 Euro, vorausgesetzt, es wurden stets die höchstmöglichen Beiträge gezahlt, was so gut wie nie der Fall ist.
Kleine Rente sagt wenig über Wohlstand aus: Senioren sind besonders wohlhabend
Obwohl die Erklärung der Bundesregierung sachlich korrekt ist, zeigt sich in der Praxis eine Schieflage. Viele Menschen in Deutschland verfügen nicht über eine betriebliche Altersvorsorge, und für Geringverdiener ist private Vorsorge oft nicht realisierbar. Haushalte mit niedrigem Einkommen geben häufig 40 Prozent ihres Gehalts für Wohnkosten aus, was wenig Spielraum für Altersvorsorge lässt.
Die Rente ist allerdings kein verlässlicher Indikator für den Wohlstand einer Person. Prominente wie Thomas Gottschalk oder Jürgen Drews erhalten nur geringe Rentenbeträge, obwohl sie wohlhabend sind.
Eine Studie der Deutschen Bundesbank zeigt dies eindrücklich: Die 55- bis 64-Jährigen sowie die 65- bis 74-Jährigen gehören in Deutschland zu den wohlhabendsten Bevölkerungsgruppen. Ihr Medianvermögen liegt bei über 200.000 Euro, bei der jüngeren Gruppe sogar über 250.000 Euro. Das Medianvermögen bedeutet, dass die Hälfte der Menschen mehr und die andere Hälfte weniger besitzt.