Führerschein-Test für Senioren: Mehrheit der Deutschen dafür – TÜV hat andere Idee
Kommt der Führerschein-TÜV für Senioren? Laut einer neuen Umfrage ist die Mehrheit dafür. Zuspruch gibt es auch für ein anderes Modell. „Das ist keine klassische Fahrprüfung.“
Statistisch gesehen ist vor allem eine Bevölkerungsgruppe an Verkehrsunfällen beteiligt: junge und folglich unerfahrene und womöglich auch risikobereite Fahrer. Bei ihnen kracht es laut Zahlen des Statistischen Bundesamts mit Abstand am häufigsten. Die 18- bis 24-Jährigen haben auch die meisten Unfälle mit Personenschaden je einer Million gefahrener Kilometer. Direkt dahinter folgen die Über-75-Jährigen.
Diese Gruppe trägt in drei Viertel der Unfälle, in die sie verwickelt ist, die Hauptschuld. Öffentlich werden daher immer wieder Forderungen nach Fahrtests für Senioren erhoben. Eine neue TÜV-Umfrage kommt nun zu dem Ergebnis: Die Mehrheit der Deutschen ist dafür. Und die Mehrheit würde auch ihren Führerschein im Alter abgeben.
Mehrheit für Senioren-Fahrtests – TÜV will „Rückmeldefahrten“
In einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands gaben gut drei Viertel der Befragten (76 Prozent) an, dass sich ältere Autofahrer „einer verpflichtenden Überprüfung ihrer Fahrkompetenz unterziehen sollten“. 80 Prozent meinten, dass älteren Autofahrern der Führerschein entzogen werden sollte, wenn sie nicht mehr fahrtauglich sind.
Hintergrund der Diskussion sind neue Debatten in Brüssel. Die EU-Kommission hatte Gesundheitsprüfungen, eine Selbstauskunft und Fahreignungstests ab 70 Jahren vorgeschlagen. Der TÜV-Verband lehnt das ab, plädiert stattdessen für eine „verpflichtende Teilnahme an sogenannten Rückmeldefahrten ab einem Alter von 75 Jahren“.
„Bei Rückmeldefahrten bekommen die Teilnehmenden Feedback zu Stärken und Schwächen, erhalten Verbesserungsvorschläge und Hinweise zu neuen Verkehrsregeln“, erklärte Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei Vorstellung der Studienergebnisse. „Es geht nicht um einen Seniorenführerschein oder den Entzug der Fahrerlaubnis.“
Für Rückmeldefahrten gebe es eine breite Zustimmung in der Bevölkerung: 85 Prozent halten verpflichtende Rückmeldefahrten für Autofahrer ab 75 Jahren für sinnvoll. Auch bei der Gruppe der über 65-Jährigen sei die Zustimmung mit einem Anteil von 73 Prozent hoch. Unter allen Befragten wären 90 Prozent bereit, ihren Führerschein abzugeben, wenn sie körperlich beeinträchtigt sind.

Rückmeldefahrten für Senioren: „Das ist keine klassische Fahrprüfung“
Für die Variante Rückmeldefahrten spricht sich auch die Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus. UDV-Leiterin Kirstin Zeidler plädiert für Rückmeldefahren für alle Autofahrer ab 75 Jahren. Diese Fahrten sollen rund 45 Minuten dauern und unter Aufsicht von Fahrlehrern oder Verkehrspsychologen stattfinden.
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„Das ist keine klassische Fahrprüfung mit Abfrage der Verkehrsregeln“, sagte Zeidler zu IPPEN.MEDIA. „Die kennen die Älteren natürlich.“ Vielmehr stünden Reaktionsvermögen und Aufmerksamkeit im Fokus. Anschließend gebe es unverbindliche Rückmeldung vom Fahrlehrer. Mögliches Feedback könne sein: „Fahren Sie Ihre bekannten Strecken“ oder „Fahren Sie nur noch tags und nicht nachts oder außerhalb der Stoßzeiten“. Die Rückmeldung sei vertraulich und habe keine Auswirkungen auf den Führerschein. „Unsere Erfahrung zeigt aber, dass das eine Wirkung in der Realität haben kann und der Senior die Empfehlungen bestenfalls auch umsetzt.“