Preis-Hammer in Österreich: Skifahren ist nur noch „Freizeitvergnügen der Besserverdiener“
Die Skiresorts in Österreich verfolgen eine variable Preispolitik. Allerdings monieren Verbraucherschützer die mangelnde Transparenz.
München – Die Freude am Skifahren in Österreich ist ungebrochen, wie der Austro-Pop-Klassiker von Wolfgang Ambros treffend formuliert: „Weil Schifoan is des leiwaundste wos ma si nur vurstelln kann“. Trotz der anhaltenden Beliebtheit des Wintersports ist die Anzahl der regelmäßigen Skifahrer in den letzten Jahrzehnten gesunken, wie der deutsche Tourismusforscher Robert Steger dem Standard mitteilte. Der Hauptgrund dafür ist, dass der Spaß auf den Pisten im Winter für viele zu einem kostspieligen Luxus geworden ist. Für die kommende Saison 2024/2025 zeichnen sich für Einheimische und Urlauber in österreichischen Skigebieten erneut Preiserhöhungen ab.
Ski-Tourismusforscher deckt auf: Preise zum Skifahren in Österreich steigen weiter
Die Wintersaison kann in den meisten Skigebieten im Alpenraum noch nicht offiziell eingeläutet werden. Einige Pisten sind jedoch bereits für Skifahrer geöffnet. So hat das Skigebiet Kitzsteinhorn in Salzburg aufgrund günstiger Wetterbedingungen bereits Ende September die Lifte in Betrieb genommen, wie der ORF berichtete. Wer dort aktuell ein Tagesticket kaufen möchte, muss als Erwachsener 68,50 Euro bezahlen. Damit ist das Skigebiet in der Region Zell am See – Kaprun jedoch nicht das teuerste.
Eine Analyse von Günther Aigner, einem Forscher im Bereich Skitourismus, von elf österreichischen Skigebieten, hauptsächlich Premiumskigebiete, zeigt, dass der durchschnittliche Preis für eine Tageskarte erneut deutlich gestiegen ist. Verglichen mit einem Preis von 67,90 Euro in der Saison 2023/24, beträgt der mittlere Preis in der aktuellen Saison 72,10 Euro. Das entspricht einer Steigerung von mehr als sechs Prozent. Aigner weist jedoch darauf hin, dass dies nicht der landesweite Durchschnitt ist.
Besonders teuer wird’s in Salzburg – Auch Tirol und Vorarlberg langen ordentlich hin
Es ist jedoch klar, dass es an vielen Orten sehr teuer wird. Laut ORF befindet sich eines der teuersten Skigebiete in Salzburg. Im Skigebiet Ski amadé könnte der Höchstpreis für ein Tagesticket für Erwachsene bei 76,50 Euro liegen. Aber auch in anderen Gebieten in Tirol oder Vorarlberg könnten Skifahrer diesen Winter 75 Euro zahlen müssen. Im beliebten Skigebiet Silvretta-Montafon liegen die Preise für Tagestickets „ungefähr zwischen 50 und 75 Euro“, so der Marketingchef gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich.
Einige Skigebiete in Österreich haben bereits flexible Preisgestaltungen für Tageskarten eingeführt, ein Modell, das in der Schweiz bereits üblich ist. Dieses Jahr sollen weitere Betreiber flexible Preise einführen. So könnten Skifahrer unter der Woche auf günstigere Tageskarten hoffen, während sie im Skigebiet Ski amadé an Wochenenden in der Hauptsaison den vollen Preis von mehr als 75 Euro zahlen müssen. Auch Frühbucher könnten profitieren.

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Dynamische Preisgestaltung beim Skifahren führt zu Kritik – „Freizeitvergnügen der Besserverdiener“
Die Preise sollen auf Basis früherer Auslastung, aktuellen Verkaufszahlen oder Wetterdaten berechnet werden, so der Betreiber der Großglockner Bergbahnen im Gespräch mit dem Radiosender Ö1. Verbraucherschützer kritisieren die dynamische Preisgestaltung als undurchsichtig und sehen nur die Betreiber der Skigebiete als Nutznießer.
Die hohen Preise in den Skigebieten haben ihre Gründe. Skifahren ist ein „Freizeitvergnügen der Besserverdiener“, wie Tourismusforscher Aigner feststellt.
Skigebiete in Österreich: Kleine Betriebe werden bei der Preispolitik bestraft
Neben den Kosten für Liftkarten wird auch die Verpflegung oft kritisiert. Aigner sieht die Gründe für die hohen Preise in der hohen Qualität und Nachhaltigkeit der alpinen Skigebiete. Wer günstiger Skifahren möchte, könnte kleinere Skigebiete besuchen, von denen jedoch immer mehr schließen müssen. Teurere Premiumskigebiete werden einfach von der breiten Masse bevorzugt. Anderen droht dagegen sogar das Aus.
Der Markt belohnt Qualitätsführerschaft und bestraft die kleinen, gemütlichen, leistbaren Skigebiete.
Die Erwärmung durch den Klimawandel fordert jedoch auch ihren Tribut. „Die Winter sind milder geworden und die Schneegrenze ist nach oben gestiegen. Fehlender Naturschnee wird durch Maschinenschnee ersetzt“, so Aigner. Die Ansprüche an die Pisten sind jedoch so hoch wie nie. „All das kostet Geld. Viel Geld.“ In Österreich und dem deutschsprachigen Raum nähert man sich nur einer „globalen Realität an“, denn fast überall ist Skifahren bereits „ein Freizeitvergnügen der Besserverdiener“, so Aigners Schlussfolgerung. (jm/jh)