Sommer-Enttäuschung in Deutschland – warum die Hitzeprognose der Wetter-Modelle dennoch stimmt

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In Deutschland herrscht Sommerfrust statt Hitzeschock – doch in anderen Teilen Europas sah die Lage ganz anders aus. Eine Wetter-Kolumne von Dominik Jung.

München – Im Mai 2025 veröffentlichte das europäische Wetter-Modell ECMWF eine Langfristprognose, die für den Sommer 2025 überdurchschnittlich warme und trockene Bedingungen in weiten Teilen Europas ankündigte – auch für Deutschland. Nun, zwei Drittel des Sommers sind vergangen, und es regnet in vielen Regionen gefühlt täglich. Kein Zweifel: Der Juni war zu warm, ebenso große Teile des Juli.

Aber zu trocken? Das kann man für Deutschland definitiv nicht behaupten. Die Enttäuschung darüber ist verständlich – gerade, wenn man sich auf einen „typischen“ Hitzesommer eingestellt hat. Doch wer genauer hinsieht, erkennt, dass die Prognose in vielen Teilen Europas eingetroffen ist: Frankreich meldete den heißesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Skandinavien erlebte eine beispiellos lange Hitzewelle, und im Mittelmeerraum liegen die Wassertemperaturen regional 4 bis 5 Grad über dem Durchschnitt – mit spürbaren Auswirkungen.

Statt Hitze und Trockenheit bekommt Deutschland jeden Tag Regen und kühle Luftmassen zu spüren. © METEORED/www.daswetter.com

Wetterprognose: Warum es in Deutschland so viel geregnet hat

Die zentrale Frage lautet: Warum wich Deutschland vom erwarteten Muster ab? Meteorologisch gesehen liegt Deutschland an einer Art Wetterscharnier zwischen Süd- und Nordeuropa. Das bedeutet: Während südlich und nördlich teils stabile Hitzemuster dominieren, können bei uns vergleichsweise kleine Verschiebungen in der großräumigen Zirkulation zu einem komplett anderen Witterungsverlauf führen.

Häufige Tiefdruckeinflüsse aus dem Atlantik, unterstützt durch ein ungewöhnlich aktives Jetstreammuster, brachten uns wiederholt kühlere Luft und ergiebige Regenfälle. Diese regionale Abweichung ändert jedoch nichts am übergeordneten Trend, den das ECMWF-Modell richtig erkannt hat: Europaweit zu warm – nur eben nicht überall gleich.

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Kritik, Spott und die psychologische Brille

In sozialen Medien wie auch in der Alltagssprache wird aus der Enttäuschung über die „verpasste“ Hitze schnell Häme – gegenüber Meteorologie, Medien und manchmal auch dem Klimawandel selbst. Dass Warnungen kaum Lob erfahren, wenn sie gut treffen, ist ein psychologisch bekanntes Phänomen: Negatives Feedback hinterlässt stärkere Spuren, während Positives oft als selbstverständlich hingenommen wird.

Doch man darf auch mal innehalten und sich freuen, dass Deutschland diesen Sommer bislang von wochenlangen 40-Grad-Extremen und ausgedehnten Dürreperioden verschont geblieben ist. Denn für ein dicht besiedeltes Land mit mäßiger Infrastruktur für Hitze und Trockenheit wäre das eine enorme Belastungsprobe. Prognosen sind keine Garantien – aber sie liefern Trends, die im Großen häufig stimmen. Das verdient mehr differenzierte Betrachtung – und manchmal auch ein wenig Anerkennung. Erst vor Kurzem wurden in der Türkei ein Temperaturrekord gemeldet.

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