Ein gefährlicher Trend in deutschen Kitas könnte uns in 20 Jahren zum Verhängnis werden

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Deutsche Kitas befinden sich in einer kritischen Lage. Die aktuelle Situation kann den späteren Erfolg der Kinder beeinträchtigen, warnen Pädagogen.

Schon vor der Grundschule lernen Kinder Grundlagen, die über ihren späteren Erfolg entscheiden. Neben dem Elternhaus spielen deutsche Kitas und Kindergärten dabei eine wichtige Rolle. Doch dort kriselt es massiv, denn es mangelt an Personal und Expertise. Wissenschaftler warnen vor schlechter pädagogischer Qualität in den Kitas, die die Zukunft einer ganzen Generation prägen kann.

Es fehlen laut einer Untersuchung des Paritätischen Gesamtverbands etwa 125.000 Erzieherinnen und Erzieher in deutschen Kitas. Von denjenigen, die dort arbeiten, sind immer weniger ausgebildete Fachkräfte. Daten aus dem „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung zeigen: 2017 hatten in 41 Prozent aller Kita-Teams mehr als 80 Prozent aller Angestellten mindestens einen einschlägigen Fachschulabschluss. 2023 traf das nur noch auf rund 32 Prozent der Kita-Teams zu.

„Wenn zu wenig ausgebildetes Personal in den Einrichtungen ist, ist eine dialogorientierte Sprachförderung der Kinder nicht möglich, weil den Fachkräften die Zeit für das einzelne Kind fehlt“, sagt Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann Stiftung. Die Folge von unterbesetzten Kita-Teams und zu wenig ausgebildeten Fachkräften: „Die sprachliche Interaktion konzentriert sich vor allem auf Anweisungen an die Kinder“.

Kleines Kind in Kita
Nur Abholberechtigte dürfen die Kinder aus der Kita abholen – schicken Eltern spontan den Opa vorbei, darf er das Kind erstmal nicht mitnehmen. (Symbolfoto) © IMAGO/Pancake Pictures

Personalmangel in den Kitas wirkt sich auf Entwicklung der Kinder aus

„Kita-Kinder lernen nebenbei – durch den Alltag. Das heißt dann auch, dass die pädagogische Qualität dieses Alltags von zentraler Bedeutung ist“, sagt Stefan Faas BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Er ist Professor für Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt frühkindliche Bildung an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und wissenschaftlicher Vorstand der Pädquis-Stiftung. 

Experten gingen derzeit nicht davon aus, dass die pädagogische Qualität in Kitas immer den Erfordernissen entspreche. „Das hat langfristig Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern. Besonders stark zeigt sich das im Bereich der sprachlichen und kognitiven Entwicklung, aber auch im sozial-emotionalen Bereich“, sagt Faas.

Pädagogen warnen vor Defiziten bei den Kindern durch schlechte Kitas

Die Konsequenzen zeigen sich bereits heute und werden sich zeigen, wenn die jetzigen Kita-Kinder mit grundlegenden Bildungsdefiziten ins Berufsleben eintreten. „Es ist erschreckend, wie viele Kinder und Jugendliche heute nicht die erforderlichen sprachlichen Kompetenzen haben“, sagt Florian Dähne, bildungspolitischer Referent bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES).

Einschulungsuntersuchungen in Baden-Württemberg würden zeigen, dass im Durchschnitt 30 Prozent der Kinder intensiven Sprachförderbedarf haben – je nach Region auch mehr. „Das betrifft also nicht nur wenige Kinder, sondern ein Drittel“, sagt Faas. Kinder bräuchten eine sprachlich anregungsreiche Umgebung, den ganzen Tag über. „Wenn uns das nicht gelingt, kommen die Kinder mit Defiziten in die Schule, die sie dann ihre gesamte Schulkarriere begleiten“, warnt Faas bei BuzzFeed News Deutschland.

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