Habeck zeichnet seinen Energie-Plan der Zukunft – Wirtschaftsweise übt Kritik
Robert Habeck will mehr Optimismus in der Wirtschaft. Die Energiewende würde ungeahnte Möglichkeiten bieten. Er zieht einen Vergleich zum Smartphone.
Hamburg – Auf der Hamburger OMR-Messe stand Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck einem kritischen Markus Lanz gegenüber. Unter anderem gab der Minister Fehler rund um das Gebäudeenergiegesetz zu und zog hinsichtlich der Energiewende Bilanz. Die erneuerbaren Energien hätten mehr Potenzial als derzeit erkannt.
„Völlig neue Geschäftsmodelle“ – Robert Habeck will „Wachstum aus dem Neuen“
Konkret hatte Habeck den Umstieg von fossiler Energie auf Erneuerbare mit den Umwälzungen am Mobiltelefonmarkt verglichen. Moderne Smartphones kosten wesentlich mehr als die Kabeltelefone von damals, aber aufgrund der massiven Vielfalt an Funktionalität sei das hinnehmbar. „Man verkennt, was in den vergangenen 20 Jahren passiert ist“, erklärte Habeck den Gedankengang. „Das Smartphone hat völlig neue Geschäftsmodelle eröffnet.“ Ähnlich sei es nun mit den erneuerbaren Energien.

„Was ich mir wünschen würde, wären viele Geschäftsmodelle, wo man die Kopplung von erneuerbarem Strom vom Haus direkt in die Wohnung hinbekommt.“ Auch Mieter müssten am solaren Strom beteiligt werden. Habeck wolle die Notwendigkeiten dafür schaffen, dass „flexible Steuerungen in den Systemen“ entstünden, damit der Profit nicht nur im Portemonnaie spürbar sei, sondern sich ein „Wachstum aus dem Neuen heraus“ generiere. „Es entstehen neue Geschäftsmodelle, neue Möglichkeiten“, führte der Minister auf der OMR-Bühne aus.
Wirtschaftsweise Grimm kritisiert Habeck und mahnt zur Umsicht bei Zusatzkosten
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm Mitte April hatte zuletzt eine Aussage Habecks zum Anlass genommen, um Klartext zu sprechen. Damals ging es konkret um ein Papier des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, in dem es hieß, ab 2030 sei eine Zukunft mit „niedrigen erneuerbaren Strompreisen und ohne Subventionen“ möglich. Grimm hatte ein Team aus Ökonomen von der Technischen Universität Nürnberg (UTN) und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) versammelt, um darauf hinzuweisen, dass Habecks Ministerium hierfür falsche Grundlagen benutzt.
Habeck hatte nämlich die Gestehungskosten als Referenzwert herangezogen. Zur Erklärung: Gestehungskosten, auch Levelized Cost of Electricity (LCOE) genannt, beschreiben die gesammelten Kosten, die je nach Energieträger nötig sind, um etwa aus Gas oder Wasserkraft Strom zu gewinnen. Das Problem dabei: Die LCOE lassen keinen Rückschluss auf zukünftige Strompreisentwicklung zu, teilte Grimms Ökonomenteam mit. Gerade Wind- und Solarkraft brauchen zusätzliche Technologien, um im selben Maße zu wirken wie konventionelle Energie. Darunter fallen etwa Speicher oder Reservekraftwerke. „Die Investitionskosten dieser Anlagen und ihres Betriebs müssen in die Berechnung der Kosten zur Befriedigung der Nachfrage eingehen“, sagte das Team um Grimm. Es seien nicht die bloßen Erzeugungskosten entscheidend, sondern die Gesamtkosten.
Energiewende steht fest – Hohe Ziele bis 2030
So oder so unternimmt die Regierung derzeit massive Anstrengungen, um den Energiemix der Bundesrepublik auf nachhaltigen Strom umzustellen. „Der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch wächst beständig: von rund sechs Prozent im Jahr 2000 auf mehr als 50 Prozent im Jahr 2023“, schrieb dazu das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Bis 2030 sollen mindestens 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien stammen. „Nach der Vollendung des Kohleausstiegs soll die Stromversorgung treibhausgasneutral sein. So sieht es das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor, das so zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens beiträgt.“ Das ganze Interview mit Markus Lanz und Robert Habeck stellt OMR auf YouTube bereit.