Autobranche taumelt am Abgrund: Autopapst fordert „VW ohne Stimmrechte des Landes Niedersachsen“

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VW will sparen und womöglich ganze Werke schließen. Damit bringt der Vorstand die Belegschaft gegen sich auf. In der Autoindustrie kommt wohl alles noch viel schlimmer.

Berlin – Die Nachrichten über die Krise bei VW und den geplanten Maßnahmen sorgen derzeit für Aufruhr. Auch bei den Industriegipfeln könnten die Entwicklungen bei VW Thema sein. Es ist laut dem VW-Betriebsrat bislang die Rede von Werksschließungen, massivem Stellenabbau und sogar Lohnkürzungen. Ein Teil der Belegschaft hat schon Proteste gegen die Pläne des Vorstands angekündigt. Als wenn das nicht schon schlimm genug ist, gibt es nun den nächsten Paukenschlag in der Autoindustrie.

Nach VW-Beben droht nächster Schock: 190.000 Jobs in der Autobranche wackeln

So legte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der deutschen Automobilindustrie, neue besorgniserregende Zahlen vor: Die Transformation vom Verbrennermotor zum E-Auto koste Jobs. Laut einer neuesten Studie ihres Verbandes, die am Dienstag, 29. Oktober 2024, veröffentlicht werden soll, stehen bis 2035 rund 190.000 Arbeitsplätze auf der Kippe, sagte Müller in der jüngsten TV-Sendung „Hart aber Fair.“

Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie – VW Osnabrück
Um Mitternacht haben zahlreiche Warnstreiks vor Werkstoren in Niedersachsen begonnen. © Guido Kirchner/dpa

Müller verwies ebenfalls auf die Konjunkturprobleme und die Krise des Industriestandortes, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa. Die Bürokratie und die Arbeitskosten allgemein seien ebenfalls Probleme. Zu sagen, Management-Fehler seien schuld, gehe an der Wahrheit vorbei, so Müller bei „Hart aber Fair.“

Die Automobilindustrie gilt laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gemessen am Umsatz als die größte Branche des Verarbeitenden Gewerbes und der mit Abstand bedeutendste Industriezweig in Deutschland. Im Jahresdurchschnitt sind 779.662 Beschäftige laut Angaben des BMWK in den Unternehmen der deutschen Autoindustrie. Doch in den letzten Monaten verschärfte sich die Krise in der deutschen Autoindustrie, nicht nur bei VW. So ist auch die Perspektive beim Autozulieferer ZF Friedrichshafen derzeit sehr düster.

VW plant harte Einschnitte und bringt Belegschaft gegen sich auf: „Lage ist sehr ernst“

Der renommierte Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer bezeichnet einen Teil der VW-Probleme als „Deutschland-Probleme“ und verweist ebenfalls auf Standortprobleme. „Die Lage bei VW in Deutschland und insbesondere in Niedersachsen ist sehr ernst, um nicht zu sagen besorgniserregend. VW muss sein Deutschland-Geschäft grundlegend sanieren. Unser Land Deutschland ist tief im internationalen Vergleich abgerutscht und zum Sanierungskandidat geworden“, sagte Dudenhöffer gegenüber Ippen.Media.

Dudenhöffer geht sogar noch weiter und hat zudem eine klare Forderung. „Der andere Teil ist ein Problem der VW-Verfassung. 20 Prozent Aktienanteil von Niedersachen und 50 Prozent der Stimmen von der IG-Metall im Aufsichtsrat bei VW lähmen das Unternehmen seit Jahren und erlauben es nicht, sich wettbewerbskonform aufzustellen“, sagte der Automobilexperte. „Verpasste Anpassungen in der Vergangenheit machen sich jetzt extrem bemerkbar und erfordern sehr harte Einschnitte. Um VW in die Zukunft zu führen, braucht es ein neues Deutschland und eine neue Unternehmensverfassung bei VW ohne Stimmrechte des Landes Niedersachsen.“

VW plant Werksschließungen und Stellenabbau – IG Metall startet Warnstreiks

Am Mittwoch (30. Oktober) kommen Konzern und die Gewerkschaft IG Metall zu ihrer zweiten Verhandlungsrunde über den VW-Haustarif zusammen. Überschattet von drastischen Sparplänen beim Autobauer VW, hat die IG Metall bereits mit flächendeckenden Warnstreiks in der deutschen Metall- und Elektroindustrie begonnen.

Demonstriert wurde in der Nacht unter anderem beim VW-Werk in Osnabrück. 250 Mitarbeitende seien vor Ort, teilte ein Sprecher der IG Metall Osnabrück der tagesschau mit. Das von der Schließung bedrohte Werk mit rund 2.500 Beschäftigten fällt nicht unter den VW-Haustarifvertrag, in dem noch bis Ende November Friedenspflicht besteht. (bohy mit Material von dpa)

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