Trump wirft Ausländer aus Harvard - CSU lädt sie nach Bayern ein
Der neueste Schlag gegen Wissenschaftsfreiheit von Donald Trump: Ausländer raus aus der Uni Harvard. Die CSU will einige von ihnen nach Bayern holen.
München – Rauswurf aus Harvard: Die USA kündigen einen groben Umgang mit ausländischen Studenten an der Elite-Uni an. Das könne Deutschland nicht kaltlassen, sagt Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU). Er will Studenten und Top-Forscher in den Freistaat holen und diese Woche Kontakt aufnehmen, sagte der 50-jährige Münchner im Interview mit Christian Deutschländer.
Trump legt die Axt an Harvard. Als konkurrierender Forschungs- und Hightech-Standort: Sollten wir das mit Spott oder Sorge verfolgen?
Mit großer Sorge. Donald Trump legt die Axt auch an die offene Gesellschaft. Wissenschaftsfreiheit ist in modernen westlichen Gesellschaften unverhandelbar und die Grundvoraussetzung für Fortschritt. Das kann uns nicht kalt lassen. Wir stehen mit all unseren Universitäten und Forschungseinrichtungen an der Seite unserer Partner in den USA.
Ist das ein Angebot an die bangenden Harvard-Studenten: Kommt an Bayerns Elite-Unis, hier ist ein sicherer Hafen?
Ein sicherer Hafen ist genau das, was Deutschland jetzt ist. Bayern hat mit seinen Top-Universitäten ein herausragendes Angebot an alle Studierenden der Welt. Harvard hat rund 550 Studierende aus Deutschland. Wir werden mit dem DAAD (dem Deutschen Akademischen Austauschdienst) diese Woche versuchen, Kontakt aufzunehmen und zu unterstützen. Unsere Arme sind offen.
„In den USA wird Wissenschaftsfreiheit gerade kleingeschrieben“
Starten Sie auch ein offensives Abwerbeprogramm für US-Forscher, die sich in Trumpland nicht mehr wohl fühlen?
Auch da sind unsere Arme offen. Wir haben im neuen Koalitionsvertrag ein 1000-Köpfe-Programm installiert für Spitzenforscher und Nachwuchs aus der ganzen Welt. Ich halte aber nichts von aggressiven Abwerbeangeboten gezielt gegenüber den USA. Die Welt der Wissenschaft ist hochkooperativ. In den USA wird Wissenschaftsfreiheit gerade kleingeschrieben, da werden Institutionen an die Kandare genommen. Wir wollen unseren US-Partnern helfen, sie nicht noch aktiv schwächen.

Trump argumentiert ja auch national: US-Unis erstmal für US-Studenten. Ist dieser Gedanke denn so ganz falsch? Denkt man sich sowas nicht auch bei sehr international ausgerichteten, teuren bayerischen Studiengängen?
Wir werben als Freistaat um die Talente der Welt, weil unsere Landeskinder gar nicht die über 400 000 Studienplätze bei uns besetzen könnten. Ein Drittel der Erstsemester sind inzwischen internationale Studierende, von denen viele als dringend benötigte Fachkräfte bei uns bleiben. Klar ist: Top-Ausbildung darf auch etwas kosten. Deshalb begrüße ich, dass zum Beispiel die TU München und auch Hochschulen für angewandte Wissenschaften für Nicht-EU-Angehörige Studiengebühren erheben. Das hält übrigens keinen vom Studieren in Bayern ab.
Eine Partnerschaft mit den USA auch unter Donald Trump
Wir denken da ja eher auch an China. Ist es klug, 40 000 chinesische Studenten mit enger Bindung an Peking bei uns die modernste Technologie für Raketen, Laser, Mikrochips, Robotik studieren zu lassen?
Die größte internationale Studierendengruppe sind übrigens inzwischen Inder, China liegt auf Platz 2. Wir wollen die besten Köpfe bei uns, aber wir sind auch nicht naiv. Deswegen wird jeder einzelne Studienbewerber überprüft. Und jede Universität in Bayern ist wachsam.
Trump: Ihr zahlt nichts für Studenten
Im Streit um das Aufnahme-Verbot für ausländische Studierende an der US-Eliteuniversität Harvard hat US-Präsident Donald Trump die Hochschule erneut kritisiert. „Warum sagt Harvard nicht, dass fast 31 Prozent seiner Studenten aus fremden Ländern stammen und diese Länder, von denen einige überhaupt nicht freundlich zu den Vereinigten Staaten sind, nichts für die Bildung ihrer Studenten bezahlen und nicht die Absicht haben dies jemals zu tun“, verbreitete Trump. „Wir wollen wissen, wer diese ausländischen Studenten sind, eine nachvollziehbare Frage, schließlich geben wir Harvard Milliarden von Dollar, aber Harvard ist nicht gerade entgegenkommend.“
Zurück zu den USA: Sind wir inmitten von Zollkrieg, Drohungen, Rauswürfen noch Wertepartner?
Meine Hoffnung ist, dass die Institutionen stärker sind als der aktuelle amerikanische Präsident. Die transatlantische Partnerschaft ist so stark, dass sie solche Zeiten der Düsternis überdauert. Was da auch noch alles kommen mag – Zollschranken, Truppenabzug, Drohungen: Wir lassen uns nicht aus der Bahn werfen.