Die eisharten Frostpendler im Allgäu

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Lässt sich weder von Schnee noch Eis vom Radeln abhalten: Stefan Wißmüller gehört zu den „Allgäuer Schneeradlern“. © privat

Stefan Wißmüller ist einer von ihnen: Auch im tiefsten Winter in kurzen Hosen unterwegs, unbeirrt pflügt er durch den Schnee, auch ein Eissturm kann ihn nicht davon abhalten, auf sein Fahrrad zu klettern.

Rettenberg/Oberallgäu – „Ich genieße die Ruhe auf den Wegen, denn im Winter ist meistens weniger los“, stellt der Unbeirrbare ganz cool fest. Stefan hat die „Allgäuer Schneeradler“ gegründet, eine Gruppe eis(en)-harter Radler, die Teil der sogenannten „Frostpendler“ sind, die bundesweit den Winter zum (Rad-)Sommer machen.

Die Mitglieder der „Frostpendeln”-Community sehen ihre Leidenschaft darin, das Radfahren auch im Winter attraktiv zu machen. Mit rund 4.000 Teilnehmern sorgen die passionierten Radpendler seit 2020 für Gemeinschaft und Spaß im eiskalten Straßenverkehr. Sie tragen Namen wie „Bremerhaven friert“, „Erlangen eiskalt“, „Die sich abstrampelnden Mütter“ oder einfach „Team Frostbeule“. „Der Name ist Programm“, schreibt Jan dazu auf Facebook, „wir fahren bei jedem Wetter.“ Die „Schneeraupen“ aus Schleswig-Holstein warnen: „Wir sind zäh und fahren gern!“ Und die „Eis-Berg-Brecher“ konstatieren kurz und schmerzlos: „Uns kann nichts stoppen!“

„Allgäuer Schneeradler“

Wie auch den Stefan aus dem Oberallgäu: „Zuerst bin ich nur im Sommer bei Ausflügen geradelt. Seit etwa zehn Jahren fahre ich das ganze Jahr über mit dem Rad, also auch bei Regen, Eis und Schnee. Natürlich auch zur Arbeit.“ Zum Frostpendeln ist er über Facebook gekommen: „Ich fand die Aktion gut, weil sie der Politik und den Verkehrsplanern zeigt, dass auch im Winter gepflegte und geräumte Radwege notwendig sind. Weil ich die Idee so toll fand, habe ich meine eigene Gruppe gegründet, die ‚Allgäuer Schneeradler‘. In diesem Team sind Freunde, Familie und Bekannte von mir, aber auch einige, die ich vorher noch nicht kannte.“

Die scheinbar „Wahnsinnigen“ sind keine Hasardeure auf zwei schmalen Reifen. Sie passen im Winter besser auf und die Geschwindigkeit den Verhältnissen an. Im Schnee fällt man meistens sanfter, heißt es bei ihnen. Stefan Wißmüller: „Mit der Zeit bekommt man Routine und Erfahrung und fährt vorausschauender. Mittlerweile fühle ich mich auch im Winter sicher auf dem Fahrrad.“ Für die Übergangszeit benutzt er ganz einfache Garten-handschuhe, ein Jeanshemd und ein Tuch unter dem Helm. Wenn es kälter wird, rüstet er nach dem Zwiebelprinzip auf. Sein Rad ist ein sogenanntes Fatbike mit Stollenreifen, damit hat man auf verschneiten Wegen mehr Grip. Neben den richtigen Reifen sind auf jeden Fall eine gute Beleuchtung und der richtige Luftdruck wichtig, rät der ADFC. Wenn viel Schnee liegt, kann der Luftdruck auch etwas niedriger sein, um eine bessere Bodenhaftung zu gewährleisten. Außerdem ein Putztuch, um die Kette am Ziel abzuziehen und das Salzwasser abzuwischen.

„Cooles Vorwärtskommen“

Stefan und die vielen Tausend Frostpendler in Deutschland schwärmen vom coolen Vorwärtskommen zwischen November und März: „Die Landschaft ist oft wunderschön. Verschneite oder mit Raureif überzogene Bäume, da und dort ein Schneemann am Wegesrand. Es macht einfach Spaß, wenn ich allein am Stau des Berufsverkehrs vorbeifahren kann.“ Und für viele ist die Ruhe das große Faszinosum: Wenn Schnee liegt und alles gefroren ist, erstickt der Lärm des Alltags.

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