Ein Laden in der „Todeszone“ gibt sogar ganz auf: Moosburgs Altstadt-Händler reden sich Frust von Seele

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Hat ihr Geschäft in der „Todeszone“, wie sie die Herrnstraße derzeit zynisch bezeichnet: Irmgard Schweikl vor ihrem Kinderbedarfs- und Schreibwarenladen Bengl. © Roland Albrecht

Bei den städtischen Marketing-Maßnahmen sehen in Moosburg viele Händler noch Luft nach oben. Ein Geschäft zieht nun sogar eine äußerst bittere Konsequenz.

Moosburg – Ist die Unzufriedenheit der Innenstadt-Händler wirklich so groß, wie es Moosburgs CSU-Chef Maximilian Mader beschreibt? In einem gesalzenen Brief hat er jetzt eine Reform der Marketing-Genossenschaft gefordert. Das Freisinger Tagblatt hat sich daraufhin bei betroffenen Gewerbetreibenden in der Altstadt umgehört:

Susanne Heilingbrunner vom Modehaus: „Sperrung hat uns kalt erwischt“

„Ziemlich viel in einen Topf geworfen worden“ sei da im Offenen Brief von Maximilian Mader, sagt Susanne Heilingbrunner vom gleichnamigen Modehaus am Stadtplatz und Aufsichtsrätin bei der Marketing eG. „Es wäre schön, wenn er sich mit uns kurzschließt, bevor er für Moosburgs Einzelhändler spricht.“ Sie wolle nicht verhehlen, dass die Kommunikation mit der Stadtverwaltung verbesserungswürdig sei. „Zum Beispiel hat uns die Sperrung der Herrnstraße kalt erwischt.“ Ein Verkehrskonzept, wie es Mader fordert, habe aber mit Marketing nichts zu tun, sondern sei Aufgabe der Verwaltung des Stadtrats.“

Auch das Thema Leerstandsmanagement stelle sich Mader einfacher vor, als es sei: „Das hängt leider von vielen Gegebenheiten ab. Jemand, der das betreiben soll, hat meist wenig Einflussmöglichkeiten – wegen Eigentümern mit unrealistischen Mietvorstellungen oder auch einer schlechten Lage. In Moosburg gibt es sehr viele Flächen, die einfach nicht für Einzelhändler geeignet sind – das haben uns mehrere Experten bestätigt.“

Laut Heilingbrunner brauche die Marketing eG keine Reform, „und ich finde, dass viele Kritikpunkte nicht richtig adressiert sind“, weil sie die Genossenschaft gar nicht beträfen. Der hohe Etat werde gebraucht, „weil Personal Geld kostet, und weil vieles, was früher die Stadt geleistet hat, mit allen Kosten an die Marketing eG übertragen wurde – etwa der Christkindlmarkt. Auch die 1250-Meter-Festtafel wurde von ihr bezahlt.“ Dass die Innenstadt zu kämpfen habe, sei angesichts der Sperrungen und Baustellen klar. „Aber das lässt sich nicht verhindern. Wenn’s danach schöner ist, ist auch jeder froh.“

Irmgard Schweikl von Schreibwaren Bengl: „Herrnstraße ist Todeszone“

„Ich finde, Moosburg Marketing müsste das Umland wieder mehr miteinbeziehen“, sagt Irmgard Schweikl, Chefin von Schreibwaren Bengl in der Herrnstraße und am Stadtplatz. Von Leuten aus der Hallertau und dem Holzland höre sie laufend, dass in Moosburg doch eh alles gesperrt sei. „Da muss man verstärkt Werbung machen.“

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Die Herrnstraße, wo eines ihrer beiden Geschäfte liegt, nennt sie aufgrund der Baustellen-Absperrung am Rathaus nur noch „Todeszone“: „Normal bräuchte ich 80 bis 150 Kunden pro Tag. Jetzt sind es manchmal nur noch 50.“ Wenn sie und weitere Händler gewusst hätten, dass nach sieben Monaten gesperrten Weingrabens auch noch die Herrnstraße drei Monate dicht bleibt, „hätten wir eine andere Warendisposition gemacht“. Doch da sei die Kommunikation aus dem Rathaus „dermaßen grottenschlecht“ gelaufen. Sie müsse jetzt Konsequenzen ziehen, sagt Schweikl: „Ich hab’ für nächstes Jahr im März gekündigt, weil ich die Miete nicht mehr schultern kann.“ Künftig werde es nur noch ihren kleineren Schreibwarenladen am Rathauseck geben.

Monika Held vom Blumenzauber am Rathaus: Marketing-Budget erhöhen

Monika Held vom Blumenzauber am Rathaus vermisst derzeit Aktionen, die die Herrnstraße beleben, „vielleicht ein Straßenfest“. Sie rät der Marketing eG, den Leerstand mit Pop-up-Stores zu bekämpfen, etwa mit einem Lebkuchenladen im Advent oder Trachtenmode im Frühjahr. Für Aktionen wie mit den Zeitkapseln ist sie dankbar, „weil solche Kleinigkeiten beleben die Stadt schon“.

Das Budget würde sie entgegen anderer Stimmen eher erhöhen lassen. Auf ihrer Zufriedenheitsskala von 1 bis 10 liege die Marketing eG bei 6, sagt Held. „Ich finde, dass sie mehr machen könnten.“ Eine Bewährungsprobe für das Marketing-Team sieht sie nun im Moosburger Advent. „Das war in den letzten Jahren immer ein wichtiger Magnet.“

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