Problem-Bau in Bayern: Acht Jahre Verzug – Millionenkosten schießen in die Höhe

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Stillstand in Würzburg. Dabei sollte das sanierte Mainfranken Theater Würzburg schon vor drei Jahren wieder öffnen. Dieses Ziel wurde weit, weit verfehlt.

Würzburg – Die Sanierung des Mainfranken Theaters in Würzburg entwickelt sich zu einem der teuersten Bauprojekte Bayerns. Was 2018 mit 71,6 Millionen Euro kalkuliert wurde, könnte am Ende mehr als doppelt so teuer werden. Seit diesem Frühjahr steht die Baustelle im Herzen der Stadt sogar komplett still.

„Mangelhafte Performance“, jetzt acht Jahre Verzug: Eröffnung frühestens 2030

Ursprünglich sollte das sanierte Theater bereits 2022 seine Türen öffnen. Daraus wird nichts – im Gegenteil. Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey geht inzwischen davon aus, dass die komplette Eröffnung frühestens 2030 erfolgen kann, berichtet der BR nun. Die Bauzeit hätte sich damit verdreifacht.

Der Grund für den aktuellen Stillstand: Es gibt neue Architekten, und die müssten sich erst in die Unterlagen ihrer Vorgänger einarbeiten. Das dauert – länger als erhofft. Von den ehemaligen Architekten – der PFP Planungs GmbH (PFP) aus Hamburg – trennte man sich bereits im letzten Jahr. In einer Pressemitteilung schrieb das Mainfranken Theater damals: „Diesem Büro wurde im Sommer 2022 aufgrund seiner mangelhaften Performance bei Planungsleistungen und der operativen Umsetzung des Großbauprojekts gekündigt.“

Die Trennung von den ursprünglichen Architekten sei unvermeidlich gewesen. Seit diesem Frühjahr steht die Baustelle still, während sich das neue Architekturbüro FMP Design Engineering GmbH aus Schweinfurt in die komplexe Materie einarbeitet.

Über 150 Millionen Euro? Neue Schätzungen im Oktober

Längst kursieren in Würzburg Kostensummen von 150 Millionen Euro und mehr. Damit würden sich die ursprünglich geplanten Kosten mehr als verdoppeln. Theater-Direktor Terwey will solche Zahlen offiziell nicht kommentieren und bittet um Geduld, heißt es beim BR.

Im Oktober sollen dem Stadtrat neue Prognosen vorgestellt werden – allerdings nur der voraussichtliche „Mittelabfluss“ für die kommenden Jahre. Den tatsächlichen Kostenrahmen berechnet der Architekt noch. Denkbar ist, dass es dann nochmal teurer wird, berichtet der BR weiter.

Kostenexplosion beim Mainfranken Theater: Aus 72 werden wohl über 150 Millionen Euro. Auch die Eröffnung verschiebt sich wahrscheinlich erneut nach hinten.
Kostenexplosion beim Mainfranken Theater: Aus 72 werden wohl über 150 Millionen Euro. Auch die Eröffnung verschiebt sich wahrscheinlich erneut nach hinten. © IMAGO / imagebroker

Wie Stadt und Theater die explodierenden Mehrkosten finanzieren werden, bleibt unklar. Am Landgericht Würzburg liegt bereits ein Zivilverfahren. Das Theater fordert Schadenersatz von den ursprünglichen Architekten. Im März gab es einen ersten Termin. Bis zu einem Ergebnis werden aber vermutlich Jahre vergehen, „wie in derart komplexen und umfangreichen Bauverfahren üblich“, teilt das Landgericht laut BR mit. Parallel hofft die Stadt auf zusätzliches Geld vom Freistaat Bayern.

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Ensemble muss in Gewerbehalle ausweichen

Immerhin ist ein Teilgebäude fertig: Der Neubau am Kopf des alten Theaters ging im Dezember 2023 in Betrieb, berichtet das Mainfranken Theater Würzburg auf seiner Website. Dort tritt das Schauspiel auf. Das Ensemble für Opern und Tanzproduktionen hingegen muss sich weiter mit einer Ausweichspielstätte begnügen – einer schmucklosen Gewerbehalle am Stadtrand.

Das Mainfranken Theater ist kein Einzelfall. Kostenexplosionen plagen auch das Landestheater Coburg und das Staatstheater Augsburg. Beide stehen bereits im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. (fhz)

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