Anlässlich des 70. Geburtstags von Bundeskanzler Friedrich Merz kommen Deutschlands Polit-Größen zusammen. Markus Söder serviert auch Sticheleien.
Berlin – Erst München, dann Berlin. Am Dienstag standen für Markus Söder zwei wichtige Termine auf dem Plan. Und damit auch zwei aufsehenerregende Reden. Zunächst stellte Bayerns Ministerpräsident in der Landeshauptstadt am Ende der Haushaltsklausur den Doppelhaushalt für die Jahre 2026 und 2027 vor, der ohne neue Kredite auskommen soll. Dabei betonte der CSU-Chef, das Erbe seines Vor-Vor-Vorgängers Edmund Stoiber, das erhalten bleibe.
Später dann zählte Söder in der Bundeshauptstadt zu den rund 300 Gästen des Geburtstagsempfanges für Bundeskanzler Friedrich Merz, der 70 Jahre alt wurde. Mitgebracht hatte er unter anderem eine Figur von CSU-Übervater Franz-Josef Strauß, die den CDU-Chef immer daran erinnern soll, „wie gut du es heute mit der CSU und ihrem Vorsitzenden getroffen hast“, lobpreiste Söder auf X sich und seine Politik.
Merz feiert Geburtstag: Söder und Klingbeil unter den Gästen in Berlin
Zugleich versicherte er Merz „meine volle Unterstützung“, dankte diesem „für deine Verlässlichkeit, deinen klaren Kompass und den unbedingten Willen, unser Land als Bundeskanzler wieder voranzubringen“. Das waren aber bei weitem nicht die einzigen Worte, die Söder an den Regierungschef und die Anwesenden richtete. Zu denen zählten neben der Merz-Familie um Ehefrau Charlotte auch SPD-Chef und Vizekanzler Lars Klingbeil, die Fraktionsspitzen von SPD und Grünen, Abgeordnete der Union, die Ministerpräsidenten der Union sowie alle ehemaligen Fraktionsvorsitzenden von CDU/CSU, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und Agence France-Presse (afp) berichten.
Klingbeil propagierte die funktionierende Zusammenarbeit der schwarz-roten Regierung, auch wenn diese „nicht immer ruckelfrei“ sei. CDU/CSU-Fraktionschef Jens Spahn erwähnte laut der internationalen Nachrichtenagentur Reuters, gemeinsam mit der SPD bestehe ein Bündnis „gegen eine extreme Rechte und radikale Linke“.
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Söder-Rede bei Merz-Geburtstag: Sticheleien gegen Laschet und wohl auch Wüst
Besonders in Erinnerung blieben aber offenbar die Worte, die Söder wählte. Nach Spiegel-Informationen empfanden mehrere Teilnehmer dessen Rede als grenzwertig. Der 58-Jährige habe seine Unterstützung für Merz im Bundestagswahlkampf hervorgehoben. So weit, so normal. Selbstbeweihräucherung gehört in der Politik schließlich zum Handwerk.
Allerdings erinnerte Söder zugleich an die Dissonanzen mit dem damaligen CDU-Chef Armin Laschet vor der Wahl 2021. Auch weil Söder den ohnehin bereits angeschlagenen Kanzlerkandidaten der Union vor vier Jahren immer wieder öffentlich kritisiert hatte, waren die beiden Schwesterparteien erstmals seit 2002 nicht als stärkste Kraft aus einer Bundestagswahl hervorgegangen. Dass er damals trotz besserer Umfragewerte gegenüber Laschet zurückstehen musste, hat der Franke diesem offenbar noch immer nicht verziehen. Jedenfalls habe er über die beiden Wahlkämpfe gesagt: „Wir wissen ja auch, dass es anders geht, Armin.“
Zudem soll Söder mit Blick auf die nächste Bundestagswahl, die im Normalfall erst 2029 ansteht, festgestellt haben, manche Anwesende würden hoffen, dass Merz dann nicht mehr antrete. Damit könnte er Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Hendrik Wüst gemeint haben, dem Ambitionen auf das Amt des Bundeskanzlers nachgesagt werden. Was für Söder aber eben nach wie vor auch gelten dürfte. Im September 2024 war Bayerns Landesvater von Wüst offenbar überrumpelt worden, als dieser seine Unterstützung der Merz-Kandidatur verkündete. Fortan gab es kein Vorbeikommen mehr am Sauerländer.
Merz wird 70: Söder attestiert Bundeskanzler „Power und Fitness“
Nun soll Söder beim Geburtstagsempfang klargestellt haben, Merz sei fit. Soll wohl heißen: Alle, die sich Hoffnungen auf dessen Nachfolge machen – etwa auch Spahn –, müssten sich gedulden. „Ich habe es ja auch aufgegeben“, habe Söder nachgeschoben.
Merz, der auch eine bislang auf dem Reichstagsgebäude angebrachte Deutschlandflagge erhielt, ist der zweitälteste Bundeskanzler der Geschichte der Bundesrepublik. Lediglich Konrad Adenauer übertraf ihn. Der erste von mittlerweile zehn Bundeskanzlern kam 1949 im Alter von 73 Jahren ins Amt und füllte dieses 14 Jahre lang aus. Ludwig Erhard trat wenige Wochen vor seinem 70. Geburtstag zurück. Helmut Kohl musste mit 68 Jahren abtreten, weil CDU und CSU bei der Wahl 1998 gegenüber der SPD um Gerhard Schröder den Kürzeren zogen.
Damit ist Merz also der erste Bundeskanzler, der seinen 70. Geburtstag im Amt verbringt. Und sich von Söder „Power und Fitness“ attestieren lassen darf. Dessen Prognose lautete: „Wir dürfen noch lange mit Friedrich Merz rechnen.“ (Quellen: X, dpa, afp, Reuters, Spiegel) (mg)