„Sie hat nur geweint“ – Rentnerin darf nicht an Bord der gebuchten Kreuzfahrt

Für Ruby Poole hätte es eine Reise werden sollen, auf die sie ihr ganzes Leben lang gewartet hat. Die 87-jährige Rentnerin aus Basingstoke, England, wollte erstmals in See stechen – mit einer Kreuzfahrt auf der „P&O Britannia“ durch die norwegischen Fjorde. Doch dazu kam es nicht: Am Hafen in Southampton wurde sie gemeinsam mit ihrer Tochter abgewiesen. Grund war ein Fehler des Reisebüros. Das berichtet die „Hereford Times“.

Fehlendes Häkchen bei der Buchung führte zur Katastrophe

Poole ist seit einem Schlaganfall vor elf Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Für die Kreuzfahrt hatte ihre Tochter Wendy Tucker (63) extra Urlaub genommen. 

„Wir sind ins Reisebüro gegangen und haben beim Buchen nach unterstütztem Boarding und einer barrierefreien Kabine gefragt. Sie sagten, es sei alles in Ordnung, und wir dachten, sie hätten uns dabei geholfen“, sagt Wendy. „Jetzt wissen wir, dass sie ‚unterstütztes Boarding‘ hätten auswählen müssen – und das hätte auf unseren Tickets stehen müssen“, zitiert sie die „Hereford Times“.

Tui-Cruises-Schiff im Geirangerfjord in Norwegen: Nordeuropa-Kreuzfahrten sind im Sommer beliebt.
Tui-Cruises-Schiff im Geirangerfjord in Norwegen: Nordeuropa-Kreuzfahrten sind im Sommer beliebt. Fabio Kohler/Tui Cruises/dpa-tmn

Am Tag der Abreise wurden ihre Koffer auf das Schiff gebracht. Doch beim Einsteigen kam der Schock: „Ein Mann sagte zu uns: ‚Es tut uns leid, aber Sie können nicht an Bord kommen, da wir nicht genügend Sicherheitsstühle haben.‘“ Ruby Poole sei zusammengebrochen. „Meine Mutter war im Terminal und hat sich das Herz aus dem Leib geweint“, so Wendy weiter.

Tochter enttäuscht vom Reisebüro – nur 100 Pfund Entschädigung

Die Tochter macht das Reisebüro verantwortlich: „Sie haben nicht den richtigen Knopf gedrückt, um anzugeben, dass meine Mutter im Rollstuhl sitzt.“ Obwohl sie zunächst geduldig geblieben sei, sei das Verhalten des Reisebüros enttäuschend gewesen: „Ich war sehr geduldig, aber sie haben uns nur 100 Pfund (etwa 115 Euro) Entschädigung angeboten – das finde ich widerlich. Die ganze Erfahrung war verheerend“, wird Wendy von der „Hereford Times“ zitiert. Immerhin: Die 2400 Pfund (etwa 2782) teure Reise der Rentnerin wurde rückerstattet.

Immer mehr Rentner entdecken Kreuzfahrten als Lebensmodell

Während manche Senioren von ihrem Traumurlaub ausgeschlossen werden, entscheiden sich andere bewusst für ein Leben auf See. 

Ein US-amerikanisches Ehepaar hat sein Hab und Gut verkauft und lebt dauerhaft auf einem Kreuzfahrtschiff – inklusive Mahlzeiten, WLAN und Reinigung. Das Modell könnte für viele ältere Menschen zur attraktiven Alternative zum Leben an Land werden.

Kreuzfahrten im Überblick: Zahlen, Rekorde und Risiken

  • Kreuzfahrten boomen weltweit: Im Jahr 2023 gingen rund 31,7 Millionen Menschen an Bord – darunter etwa 3,7 Millionen aus Deutschland.
  • Milliardenmarkt auf Wachstumskurs: 2025 wird ein weltweiter Kreuzfahrt-Umsatz von rund 40,4 Milliarden Euro erwartet. Bis 2029 könnte die Branche auf fast 49 Milliarden Euro zulegen.
  • Royal Caribbean führt den Markt an: Mit rund 13 Prozent Marktanteil im Jahr 2024 war Royal Caribbean die stärkste Reederei. Der Konzern erwirtschaftete einen Umsatz von 16,5 Milliarden US-Dollar.
  • Magen-Darm-Ausbrüche nehmen zu: 2024 war ein Rekordjahr für Krankheitsfälle auf Kreuzfahrtschiffen – 16 bestätigte Ausbrüche, meist durch das Norovirus verursacht. Auch 2025 gab es bereits mehrere Vorfälle.
  • Hamburg bricht Passagier-Rekord: Über 1,2 Millionen Kreuzfahrtgäste gingen 2023 in der Hansestadt an Bord – so viele wie noch nie.