Aufregung an Gebirgspass in Italien: Video zeigt tobende Wölfe auf Skipiste

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Wölfe auf einer Skipiste in Norditalien sorgen für Aufregung am Stilfser Joch. © Montage: Ruralpini resistenza rurale/Facebook/Imago

Ein Video dreier Wölfe, die über eine Skipiste im Nationalpark Stilfser Joch tollen, sorgen in Italien für Aufregung. Die Behörden wiegeln ab.

Santa Caterina di Valfurva – Es ist eine Szene, die die einen für eine faszinierende Naturaufnahme halten, den anderen den Angstschweiß auf die Stirn treibt: Drei Wölfe tollen auf einer frisch gespurten Skipiste in der Gemeinde Santa Caterina di Valfurva im Nationalpark Stilfser Joch an der Grenze der Lombardei zu Südtirol im Norden Italiens herum. Es scheint früh am Morgen zu sein, es sind noch keine Spuren im frisch gewalzten Schnee zu sehen.

Aufnahmen aus Italien: Jungwölfe tollen unbekümmert zwischen Schneekanonen herum

Ob das Video von den ersten Skifahrern des Tages aufgenommen wurde oder vom Personal des Skigebietes, ist unklar. Es wurde am Dienstag (10. Dezember) von der Facebook-Gruppe „Ruralpini resistenza rurale“ (ländlicher Widerstand) gepostet.

Die Anwesenheit von Raubtieren wie Bär und Wolf sorgt in den Bergregionen Norditaliens seit Jahren für heftige Diskussionen. Vor allem der Tod eines Joggers durch eine Bärin zog heftige Forderungen, die Population der Raubtiere in den Alpen zu reduzieren, nach sich.

Auch Weidetiere fallen ständig Bär und Wolf zum Opfer. Kein Wunder, dass das Auftauchen von Raubtieren auf einer Skipiste für neuen Wirbel sorgt. „Die Pisten werden präpariert und hier sind drei Wölfe“, schrieben die Autoren des Facebook-Posts unter das Video, dann werden sie sarkastisch: „Viel Spaß beim Skifahren mit den Wölfen an Weihnachten. Hoffen wir, dass sie im Urlaub den reichen Tierschützern hinterherlaufen.“

Der Direktor des Nationalparks Stilfserjoch, Franco Claretti, versucht die Wogen zu glätten: „Das ist ein ganz normales Phänomen.“ Die Wölfe haben vermutlich gerade Jagderfahrung gesammelt, für die Skifahrer besteht jedoch keine Gefahr“, wird Claretti von ildolomiti.it zitiert. Die Forstpolizei und Experten seien bereits in der Gegend eingetroffen, um Untersuchungen durchzuführen, um die Herkunft der Herde zu bestätigen und ihre Bewegungen zu überwachen.

„Alles normal“: Nationalparkchef versucht nach Wolfsichtung die Menschen zu beruhigen

Gegenüber fanpage.it sagt Claretti: „Im Nationalpark ist die Anwesenheit von Wölfen normal, ebenso wie von anderen großen Fleischfressern wie Bären. Wir veröffentlichen regelmäßig Updates über ihre Anwesenheit auf unseren Kanälen, um die Menschen zu informieren. Unsere Forscher überwachen und untersuchen ständig die Wolfspopulation.“ Es würden genetische Spuren ausgewertet, um zu ermitteln, zu welcher Herde sie gehören.

Claretti vermutet, dass es sich um nicht ausgewachsene Tiere handelt, die zur Tonale-Herde gehören, die so genannt wird, weil sie ihr Revier im Gebiet des Passo del Tonale an der Grenze zur Provinz Trient hat. In der Lombardei gibt es noch Rudel in Aprica und Alto Lario – an der Grenze zur Schweiz. Der Nationalparkchef erklärt weiter: „Es ist normal, dass sich heranwachsende Wölfe so verhalten. Bis zum nächsten Wurf bleiben sie im Rudel, danach haben sie zwei Möglichkeiten: in der Herde zu bleiben oder sich alleine zu zerstreuen, eine riskante Entscheidung, die in den meisten Fällen den Tod der Tiere zur Folge hat.“ Claretti bittet die Bürger, sich im Falle neuer Sichtungen direkt an den Stilfserjoch-Nationalpark oder an die Forstpolizei zu wenden.

„Familien sind gezwungen, ihre Almen aufzugeben. Hotels schließen, weil Gäste Angst haben“

Tatsächlich gibt es trotz der steigenden Wolfspopulation in Europa sehr wenig Berichte über Angriffe von Wölfen auf Menschen im Gegensatz zu Bären, die ab und an attackieren. Allerdings fallen ihnen immer wieder Nutztiere zum Opfer, weshalb wiederholt Wölfe oder Bären geschossen werden. Unter diesem Gesichtspunkt ist ein Kommentar zu verstehen, den ein User unter das Wolfsvideo gepostet hat: „Jedes Mal, wenn ich tränenreiche Beiträge über arme Bären oder Wölfe lese, erinnere ich dran, an die Familie zu denken, die gezwungen ist, ihre Almhütte zu verlassen, weil ihre Tiere ausgerottet wurden. Oder das Hotel, das schließt, weil die Gäste nicht mehr den Mut haben, im Wald herumzulaufen. Die Wohnzimmer-Zoologen sollten die Sensibilität, die Höflichkeit und den Anstand haben, keine Fotos von Bären oder Wölfen mit weltfremden Kommentaren zu posten.“

Bereits im Februar hatte in den Norditalien ein Wolf einen Skifahrer im Trentino verfolgt. Im Fassatal in der gleichen Region näherte sich ein Tier zudem einer Frau, die mit einem Kinderwagen durch den Schnee spazierte. Auch in Deutschland verlieren Wölfe zunehmend ihre Scheu vor den Menschen, etwa in Niedersachsen, wo ein Wolf seelenruhig durch eine 30er Zone spazierte.

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