Iran droht mit Ölpreis-Schock und Handelsblockade: „Erstmal Saudi-Arabien anrufen“
Im Krieg gegen Israel droht der Iran mit einer Blockade in der Straße von Hormus. Die Ölpreise steigen schon. Saudi-Arabien und die Opec+ haben kurz vor den Angriffen die Produktion erhöht.
Teheran/Riad – Israel und der Iran haben sich am Wochenende weiter angegriffen, Tel Aviv hat auch begonnen, die Öl- und Gasfelder des iranischen Regimes anzugreifen. Weltweit steigt die Sorge vor einem neuen Energiepreisschock; schon jetzt klettern die Ölpreise wieder. Unter der Führung von Saudi-Arabien haben die Opec+-Länder schon im vergangenen Monat die Öl-Produktion hochgefahren – das kann stabilisierend wirken. Um den Druck noch weiter zu erhöhen, droht der Iran nun damit, die Straße von Hormus zu blockieren.
Trump fordert sinkende Ölpreise: Saudi-Arabien erhöht die Produktion im Juli
Eine Kerngruppe von acht Ländern der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Verbündeten (Opec+) haben sich für eine Erhöhung der Ölförderung um 411.000 Barrel pro Tag im Juli ausgesprochen, wie die Länder Ende Mai mitteilten. Das ist derselbe Wert wie im Mai und Juni und damit der dritte Schritt in dieser Richtung in Folge. In Erwartung einer Ausweitung der Ölproduktion hat sich der Ölpreis dann verbilligt – bis jetzt der Angriff auf den Iran kam.

Als Begründung für die Erhöhung im Juli gaben die acht Länder an, dass sich die stabilen globalen Wirtschaftsaussichten und die derzeit gesunden Marktgrundlagen in niedrigen Ölvorräten zeigten. Die Opec+ haben ihre Produktion seit Mai schneller als geplant gesteigert, obwohl das zusätzliche Angebot die Preise drückt. Die größten Produzenten und Exporteure – Saudi-Arabien und Russland – wollen damit Druck auf überproduzierende Länder ausüben und Marktanteile zurückgewinnen.
Doch es ist auch möglich, dass der US-Präsident Donald Trump bei seinem Besuch im Golf darauf gedrängt hat. Denn Trump will unbedingt, dass die Ölpreise sinken – um die Inflation in den USA in den Griff zu kriegen. Außerdem erhöht ein sinkender Ölpreis den Druck auf Russland, einen Frieden in der Ukraine zu suchen. Für den Kreml sind die Öleinnahmen von zentraler Bedeutung zur Aufrechterhaltung des Kriegs.
Ölpreise steigen im Krieg zwischen Iran und Israel: Trump muss den Saudis etwas bieten
Saudi-Arabien sitzt mit dem Anstieg der Ölpreise durch den Angriff auf den Iran wieder am längeren Hebel. Trump könnte versucht sein, nochmal mehr Produktion zu fordern – die Saudis haben sicher eine lange Liste an Forderungen an die USA, um das möglich zu machen. Die Financial Times zitiert den ehemaligen Berater von US-Präsident George W. Bush, Bob McNally: „Was machen Präsidenten, wenn der Ölpreis steig? Erstmal Saudi-Arabien anrufen.“ Er sei sich aber nicht sicher, ob die Saudis positiv regieren würden. Zwischen dem Iran und den anderen Golfstaaten habe es erst eine Entspannung gegeben, das nun zu bröckeln droht. Außerdem profitiert Saudi-Arabien grundsätzlich von einem höheren Ölpreis.
Jetzt kommt noch eine mögliche Sperrung der Straße von Hormus, einer der wichtigsten Handelsrouten der Welt, hinzu. Teheran droht nun offen mit ihrer Schließung – dabei ist nicht sicher, ob der Iran wirklich militärisch dazu in der Lage ist. Ein Viertel des weltweiten Ölhandels geht durch diese Meerenge. Vor allem China bezieht eine enorme Menge Öl, das die Straße von Hormus durchlaufen muss.

Mehrere Reedereien haben der Financial Times bestätigt, dass es jetzt schon schwer ist, Unternehmen zu finden, die durch die Straße von Hormus fahren wollen. Die Sicherheit sei schon lange nicht mehr gewährleistet, auch wegen Angriffe der Huthi-Rebellen, die Verbündete des Iran sind. Am Freitag, nach der ersten Angriffswelle aus Israel, seien die Versicherungskosten für Frachter, die das Rote Meer durchqueren wollen, um 20 Prozent gestiegen.
Iranische Blockade der Straße von Hormus unwahrscheinlich – doch eine Störung reicht womöglich aus
Dass der Iran die Straße von Hormus tatsächlich komplett sperrt, gilt als unwahrscheinlich. Denn der Iran nutzt diese Meerenge selbst, um sein eigenes Öl zu vertreiben. Ellen Wald, Präsidentin der US-Beratungsfirma Transversal Consulting, sagt im Gespräch mit dem US-Sender CNBC, dass es für den Iran „keinen Vorteil“ gibt, eine Blockade der Straße von Hormus herbeizuführen. Denn damit riskiert das Regime, seinen wichtigsten Verbündeten zu verärgern.
„China will auf keinen Fall, dass der Ölhandel aus dem Persischen Golf in irgendeiner Form gestört wird und will auch nicht, dass Ölpreise steigen. Sie werden Iran ökonomisch extrem unter Druck setzen“, so Wald.
Doch indem die Sicherheit in der Region gefährdet wird und vereinzelt Schiffe gestört werden, kann Teheran eine De facto Blockade der Handelsroute herbeiführen.