Spazierweg mit Stacheldraht: „Würde mich nicht wundern, wenn sich jemand verletzt“

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Der Pfad über die Roeckl-Wiese erscheint manchen Spaziergängern zu eng. Der Eigentümer plant jedoch keine Verbreiterung des Weges. © Arndt Pröhl

Spaziergänger stören sich daran, dass ein beliebter Pfad am Ortsrand von Bad Tölz eingezäunt ist. Der Grundeigentümer erklärt, warum er die Maßnahme angeordnet hat.

Bad Tölz – Es ist ein Weg, der idyllisch durch Wiesen führt und der seit Jahrzehnten bei vielen Tölzern beliebt ist. Seit längerer Zeit gibt es aber auch Klagen, dass der Pfad, der unterhalb des Oberhofs zwischen dem Wohngebiet Eichenstraße/Am Ellbach in Richtung Eichmühle führt, nicht mehr so komfortabel zu beschreiten sei wie ehedem.

Auf beiden Seiten vierfacher Stacheldraht

Eine Kurier-Leserin wandte sich an die Redaktion. Der Weg durch die sogenannte Roeckl-Wiese sei so verengt, dass dort keine zwei Personen mehr nebeneinander gehen könnten. „Auf beiden Seiten befindet sich ein vierfacher Stacheldraht, ich würde mich nicht wundern, wenn sich jemand verletzt.“ Zudem wachse das Gras dort so hoch, dass man speziell beim Regenwetter der vergangenen Wochen „bis zur Hüfte nass“ geworden sei.

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Rathaus-Sprecherin Birte Stahl bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass bei der Stadt Bad Tölz „immer wieder einmal Beschwerden zur Wegbreite und zur Beschaffenheit“ eingehen. „Diese haben wir mehrfach an den Eigentümer weitergeleitet“, so Stahl. Der Weg sei zwar beschränkt-öffentlich als Spazierweg gewidmet, und die Stadt „mäht den Weg von Zeit zu Zeit, um ihn nutzbar zu halten“, so Stahl. Er befinde sich aber in Privatbesitz, somit seien Details beim Eigentümer zu erfragen.

Eigentümer möchte Weidevieh vor Hundekot schützen

Franz Roeckl, Eigentümer des Oberhofs sowie angrenzender Wiesen- und Waldgebiete, zeigt sich gegenüber dem Tölzer Kurier offen für ein Gespräch. Der Stacheldraht sei notwendig, um das Vieh auf den umliegenden Weiden zu schützen, erklärt er. „Jahrzehntelang war das ein nettes Wegerl“, sagt Roeckl. „Dann aber kamen immer mehr neue Tölzer Hauseigentümer, die hier mit ihren Hunden entlanggegangen sind.“ Die nicht angeleinten Hunde seien immer wieder auf die Wiesen gelaufen und hätten dort ihre Häufchen hinterlassen. Und die seien eine gesundheitliche Gefahr für die rund 100 hier grasenden Rinder des Oberhofs. „Deswegen haben wir die Weideflächen mit Stacheldraht schützen lassen“, sagt Roeckl. Ein früher aufgestelltes Schild mit dem Hinweis „Privatweg – Hunde bitte an die Leine nehmen“ hätten Unbekannte „einfach weggerissen“.

Die Tölzerin, die sich an die Redaktion gewandt hatte, entgegnet, die Stadt habe ja an beiden Enden des Wegs Hundetoiletten aufgestellt. Die unliebsamen Häufchen könnten somit problemlos entsorgt werden. Ob die Spaziergänger aber tatsächlich Hundehaufen von der Wiese einsammeln, daran hat Roeckl Zweifel.

Der Fußweg wurde angelegt, damit die Leute durchlaufen können.

Er habe auch gar nichts dagegen, dass der Weg von der Allgemeinheit genutzt wird. „Der Fußweg wurde angelegt, damit die Leute durchlaufen können.“ Diesen Zweck erfüllt der Pfad aus Roeckls Sicht in seiner jetzigen Form. „Eine Verbreiterung ist nicht vorgesehen.“

Wichtig sei ihm aber auch, dass das Areal auf Dauer das Naturidyll bleibt, das es ist, fügt er im Gespräch hinzu. „Es ist einzigartig, dass in Stadtnähe so ein großes Gelände offen gehalten wird“, sagt er. Es sei eine große Leistung seiner Familie, dass dies gelungen sei, und an dieser Tradition will er festhalten.

Franz Roeckls Großeltern hatten den Oberhof im Jahr 1900 gekauft. Eine von Gabriel von Seidl – einem Onkel von Franz Roeckls Großvater – errichtete Villa wurde 1960 abgerissen. Franz Roeckl ließ sie vor einigen Jahren nach alten Plänen originalgetreu wieder errichten. (ast)

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