Russische Kriegswirtschaft unter Druck: Führender Drohnen-Produzent vor dem Aus

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Westliche Sanktionen, ukrainische Angriffe: Drohnenhersteller Kronstadt soll vor der Pleite stehen. Das könnte Auswirkungen haben.

Moskau – Über 1,5 Milliarden Rubel an Forderungen sollen sich gegen den russischen Drohnenhersteller AO Kronstadt angehäuft haben. Davon berichtet die russische Website CNews. Das entspricht etwa 16 Millionen Euro. AO Kronstadt ist einer der größten Drohnenhersteller Russlands.

Er steht laut dem internationalen Portal Defense Blog nach monatelangen finanziellen Schwierigkeiten und wachsenden Klagen am Rande des Bankrotts. Die Entwicklung könnte weitreichende Folgen für Russlands militärische Fähigkeiten im Drohnen-Bereich haben.

Russischer Soldat, kniet am Boden, Drohnenteile, Wald
Ein russischer Soldat, der sich vorbereitet, eine Drohne auf die Ukraine zu starten. © IMAGO/Sergey Bobylev

Russlands Rüstungsindustrie im Ukraine-Krieg: Lawine von Schuldforderungen

Seit Beginn des Sommers sieht sich das Unternehmen mit Schuldforderungen in Höhe von über 600 Millionen Rubel (etwa 7 Millionen Euro) konfrontiert. Die größten Klagen stammen von LLC Innovative Technologies and Materials mit 151,1 Millionen Rubel und AO Research Institute of Modern Telecommunications Technologies mit 220,6 Millionen Rubel. Bereits im Mai hatten die Gesamtforderungen gegen Kronstadt die Marke von einer Milliarde Rubel (circa 10 Millionen Euro) erreicht, was den wachsenden finanziellen Druck auf den Hersteller verdeutlicht .

Die Probleme des Unternehmens lassen sich demnach auf mehrere Faktoren zurückführen. Ein entscheidender Wendepunkt war der Ausstieg des Hauptaktionärs AFK Sistema im Jahr 2022, wodurch die Verschuldung rapide zunahm. Zusätzlich haben Sanktionen der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union die Lage verschärft. Diese Maßnahmen schnitten Kronstadt von wichtigen ausländischen Komponenten ab und trieben die Produktionskosten in die Höhe. Auf eine Anfrage nach den Gründen für die hohen Kosten habe Kronstadt nicht reagiert, so CNews.

Kämpfe in der Ukraine: Pleite mit Auswirkungen auf Russlands Drohnenfähigkeiten

Nikolai Ryashin, Generaldirektor von Rusdronport, zeichnet ein düsteres Bild der Situation: „Das Unternehmen wird den Weg des Bankrotts gehen, daher beeilen sich die Subunternehmer jetzt, Ansprüche geltend zu machen und sich weiter vorne in der Schlange einzureihen.“

Kronstadt ist bekannt für die Produktion der Drohnen „Orion“ und „Inokhodets“, die oft mit der amerikanischen MQ-9 Reaper verglichen werden. Diese Systeme spielen eine zentrale Rolle in Russlands Strategie für unbemannte Luftfahrzeuge, insbesondere im Konflikt mit der Ukraine. Die finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens könnten daher erhebliche Auswirkungen auf Russlands militärische Fähigkeiten in diesem Bereich haben.

Ukrainische Angriffe bringen Kronstadt-Produktion zum Erlahmen

Erschwerend kommt hinzu, dass ukrainische Streitkräfte gezielt Produktionsanlagen von Kronstadt angegriffen haben. Diese Kombination aus Sanktionen, Kampfhandlungen und finanziellen Verpflichtungen hat das Unternehmen in die prekärste Lage seit seiner Gründung gebracht. Und so steht Kronstadt sich den gleichen Herausforderungen gegenüber wie andere Kriegs-Unternehmen in Russland: Der Kreml hat stark auf unbemannte Systeme gesetzt, um seine Operationen in der Ukraine aufrechtzuerhalten, und Kronstadt war ein zentraler Pfeiler dieser Strategie.

Trotz erheblicher staatlicher Investitionen scheinen die Herausforderungen unüberwindbar. Sanktionen haben Schlüsseltechnologien abgeschnitten, Subunternehmer drängen mit Klagen vor Gericht, und die finanziellen Verbindlichkeiten sind über den Punkt der Nachhaltigkeit hinausgewachsen. Ob das Unternehmen umstrukturiert oder in ein anderes Verteidigungskonglomerat eingegliedert werden kann, bleibt ungewiss. Für den Moment scheint Kronstadt jedoch auf einem unausweichlichen Weg in Richtung Insolvenz zu sein. (kat)

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