Historische Taktik wiederbelebt: Russland setzt auf Sperrballons gegen Drohnen

  1. Startseite
  2. Politik

KommentareDrucken

Ein sogenannter Sperrballon im Jahr 2015 bei einer historischen Militärparade in Moskau. © IMAGO / ITAR-TASS

Russland setzt im Kampf gegen ukrainische Drohnen nun offenbar auf eine alte Taktik: Sperrballons sollen die unbemannten Flugobjekte aus dem Himmel holen. Die Technik hat einen neuen Dreh.

Moskau – Mit vergleichsweise günstigen Drohnen gelingen der Ukraine immer wieder militärische Schläge gegen Russland, deren Schäden teils in Millionenhöhe liegen. Etwa mit der Zerstörung von Panzern oder bei Attacken auf Öldeponien im russischen Hinterland. Um die unbemannten Flugobjekte abzuwehren, will Moskau im Ukraine-Krieg nun eine alte Technik zu neuem Leben erwecken, wie die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti Anfang Juli berichtete.

Russland testet im Ukraine-Krieg „Barrier“-System als Drohnenabwehr

Das neue Verteidigungssystem namens „Barrier“ wurde laut Ria Novosti Anfang Juli auf einer Konferenz zur Drohnenerkennung in St. Petersburg vorgestellt. Der Abwehrmechanismus soll auf Ballons beziehungsweise Luftschiffen basieren, zwischen denen Netze gespannt sind. Wird ein sich näherndes Flugobjekt erkannt, erhebt sich das System schnell in die Luft. Sobald eine Drohne das Netz berührt, wird sie eingefangen. Im Anschluss trennt sich die entsprechende Sektion des Netzes ab und eine neue Sektion nimmt ihren Platz ein.

Die Verteidigungsanlage soll laut Herstellerangaben bis zu 30 Kilogramm tragen können und eine maximale Höhe von 300 Metern erreichen können. „Die Ballons für Barrier stellen wir selbst her, die Netze werden von spezialisierten Unternehmen gefertigt“, sagte die Generaldirektorin des an der Entwicklung beteiligten Luftschiff-Unternehmens First Airship JSC, Polina Albek, der Nachrichtenagentur Ria Novosti. Albeks Angaben zufolge sei das System bereits getestet worden, auch Vorbestellung habe ihr Unternehmen bereits.

Russlands Versuch, sich gegen Drohnenangriffe zu schützen: System vom Ersten Weltkrieg „inspiriert“

Die Idee von Sperrballonen ist nicht neu: Schon im Ersten und Zweiten Weltkrieg kam diese relativ simple Art der Luftabwehr zum Einsatz. Insbesondere Angriffe aus dem Tiefflug lassen sich so abwehren. Die Systeme sind vornehmlich für die punktuelle Verteidigung geeignet, beispielsweise von Stützpunkten. Bei der Entwicklung hätte man sich vom Ersten Weltkriegs inspirieren lassen, in dem zu Verteidigungszwecken aktiv Luftschiffe mit an Ketten aufgehängten Kabeln eingesetzt wurden, bestätigte Polina Albek laut Ria Novosti. Mit „Barrier“ könnte Moskau den vergleichsweise günstigen ukrainischen Drohnen nun eine nicht allzu kostenintensive Abwehr entgegensetzen.

Russische Unternehmen der Verteidigungsindustrie und die russischen Streitkräfte an der Front würden mit diesem neuen System „ihre Bemühungen zum Schutz russischer Militäreinrichtungen und anderer Objekte vor ukrainischen Drohnenangriffen“ fortsetzen, kommentierte die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) die Entwicklungen. Zusätzlich zu dem „Barrier“-System gebe es russischen Militärbloggern zufolge auch Buggys versehen mit Geschütztürmen, Schrotflinten und Nahverteidigungsanlagen, um ukrainische Drohnen zu bekämpfen, hieß es im ISW-Bericht weiter. (bme)

Auch interessant

Kommentare