Neues SPD-Handbuch schult Politiker fürs Netz: Bloß nicht betrunken twittern
Der digitale Wahlkampf wird ernst genommen: Die SPD gibt ihren Kandidaten klare Anweisungen, um bei der Internetgemeinde punkten zu können.
Berlin – Die kommende Bundestagswahl ist nach dem Ampel-Aus bereits in Sichtweite. Allmählich läuft der Wahlkampf an – natürlich auch bei der SPD. Um die Genossen auch für die digitale Wahlkampfwelt zu rüsten, hat die SPD für ihre Wahlkämpfer ein umfassendes „Handbuch Wahlkampfwissen“ mit über 100 Seiten erstellt. Dieses soll sicherstellen, dass vor der Wahl nichts dem Zufall überlassen ist und Olaf Scholz am Ende vor Friedrich Merz (CDU) die Nase vorn hat. So zumindest der Wunsch und das Ansinnen des kommissarischen SPD-Generalsekretärs Matthias Miersch, der dem Werk ein Grußwort spendiert hat.
Neues SPD-Handbuch schult Politiker fürs Netz
Freilich beschäftigt sich das Handbuch nicht nur mit digitalen Themen, sondern zum Beispiel auch mit dem Umgang mit verbalen Angriffen. Die SPD legt Wert auf angemessene Reaktionen: Bei der Frage „Sie haben Ihr Studium abgebrochen. Das war wohl nichts für Sie?“ sollen Politiker gegenüber Bürgerinnen und Bürger wie folgt reagieren: „Aus heutiger Sicht bin ich froh, dass ich den Mut hatte, mich neu zu orientieren.“
Eine vorgefertigte Reaktion – oder wie es in dem Leitfaden genannt wird: Übersetzungstechnik –gegenüber politischen Mitbewerbern könnte hingegen lauten: „Ihr Vorwurf zeigt mir, dass Sie in Ihrem Leben noch nie etwas Neues gewagt haben.“ So könne man „ehrverletzendes Verhalten“ in eine andere Richtung lenken, heißt es.
X für SPD-Politiker: Kein Zynismus und kein Alkohol
Eine Neuheit im Werkzeugkasten der Wahlkampf-Genossen ist die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI). Das Handbuch erläutert, wie die Bild zitiert: „Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Wahlkämpfe nimmt zu. Die KI bietet schon jetzt Möglichkeiten, um Dich bei der Gestaltung und Durchführung ihres Wahlkampfs zu unterstützen.“ Mit generativer KI, wie etwa ChatGPT, ließen sich etwa Texte für Grußworte, Reden oder politische Programme innerhalb von Sekunden erstellen.
Bei aller Freude über den Technikfortschritt, betont das Handbuch allerdings auch die menschliche Komponente: „Auch wenn die Tools eine nützliche Unterstützung bei der ‚Content-Optimierung‘ sind, ersetzen sie nicht den menschlichen Verstand.“
Diese Warnung bezieht sich auch auf soziale Medien, wo aus gutem Grund der Verstand eingeschaltet werden sollte. Es wird ausdrücklich geraten: „Vermeide Alkohol beim Schreiben von Beiträgen und halte dich von Zynismus fern.“
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SPD-Handbuch gibt Social-Media-Frequenzen vor
Das Handbuch Wahlkampfwissen der Sozialdemokraten gibt zudem Hinweise zur Frequenz der Beitragsveröffentlichungen: Auf X sollte mehrmals täglich gepostet werden, auf TikTok ebenfalls mehrmals täglich, und YouTube empfiehlt sich für einmal pro Woche. Auf Instagram solle man derweil drei- bis viermal pro Woche den Feed bedienen, Storys hingegen sollten täglich produziert werden.
Bei Facebook und LinkedIn erhalten die Wahlkämpfer indes die Empfehlung, „zwei- bis dreimal die Woche“ Beiträge zu veröffentlichen. (chmnnn)