Knödelexpress zwischen Prag und Berlin wird durch moderne Bistrozüge ersetzt
Der Waggon WRmz815 der Tschechischen Bahn, von den Fahrgästen liebevoll „Knödelexpress“ genannt, hat sich über Jahre hinweg als wahres Kulturgut etabliert. Auf der Bahnstrecke zwischen Prag, Dresden und Berlin war dieser Speisewagen weit mehr als nur ein Ort, um sich während der Reise zu stärken – er war ein ganz besonderes Erlebnis. Neben dem berühmten Schnitzel war es vor allem das klassische böhmische Gericht „Svíčková na smetaně“, der Lendenbraten mit Rahmsauce und den in Scheiben geschnittenen Knödeln, das viele Reisende an Bord verführte. Und die Knödel, denen der Waggon seinen Spitznamen verdankt, wurden immer genau in sechs Scheiben serviert – perfekt portioniert, um auch den größten Hunger zu stillen.
Modernes Bord-Bistro soll "Knödelexpress" ersetzen
Es war ein Ort der Gemütlichkeit. Die roten Kunstledersitze und charakteristischen weißen Kugellampen ließen den Speisewagen wie ein behagliches Gasthaus wirken, das sanft durch die Landschaft rollte. Doch diese nostalgische Ära neigt sich dem Ende zu. Noch in diesem Jahr wird der Speisewagen durch moderne Bistrowagen ersetzt, die zwar mehr Komfort und neue Technologien bieten, dabei jedoch die rustikale Atmosphäre und die traditionelle, handgemachte Küche des „Knödelexpresses“ verlieren.
Die neuen „Comfort-Jet“-Bistrowagen, die bereits 2023 auf der Innotrans vorgestellt wurden, sind für Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 230 km/h konzipiert. Sie setzen auf moderne Kühltechnik und multifunktionale Wasserkocher, während die altbekannten Herde, auf denen das Schnitzel zubereitet wurde, künftig nicht mehr zum Einsatz kommen werden.
Unvergessene "Happy Hour" im historischen Waggon
Das Schnitzel war aber nur eines der Highlights des „Knödelexpresses“. Auch die „Happy Hour“, wenn das Bier zu einem Bruchteil des Preises erhältlich war, sobald der Zug die deutschen Gleise verließ, gehörte zu den Legenden dieses Wagens. Und dann war/ist da noch Pavel Peterka – der charismatische Kellner, dessen Humor und Leidenschaft für seinen Job den Waggon zu einem einzigartigen Ort machten. Kein Wunder, dass er in den Erzählungen des Schriftstellers Jaroslav Rudiš immer wieder auftaucht, der als begeisterter Eisenbahnfan die Atmosphäre des „Knödelexpresses“ in seinen Büchern einfängt.
Der genaue Zeitpunkt des Abschieds steht noch nicht fest, aber die letzten Monate dieses historischen Waggons sind angebrochen. Wer noch einmal in den Genuss dieses einzigartigen Erlebnisses kommen möchte, sollte sich beeilen. Denn die Fahrt mit dem „Knödelexpress“ ist bald Geschichte.