WHO fordert Warnhinweis auch bei Alkohol: Brauerei-Chef reagiert empört – „Ausgemachter Beamtenblödsinn“
Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert, Warnhinweise auf Alkohol anzubringen. Betriebe in der Region sehen das skeptisch.
Gaißach/Sachsenkam – Auf Zigarettenschachteln finden sich bereits seit vielen Jahren Warnhinweise und abschreckende Bilder, die die Gefahren von Tabak- und Nikotinkonsum deutlich machen. Geht es nach der Weltgesundheitsorganisation WHO, sollen künftig auch entsprechende Warnungen auf alkoholischen Getränken angebracht werden. Ziel dahinter ist es, auf das erhöhte Krebsrisiko durch Alkoholkonsum aufmerksam zu machen und Verbraucher zu sensibilisieren, so das WHO-Regionalbüro Europa bei der Vorstellung eines neuen Berichts zum Thema.
WHO-Vorschlag: Warnhinweise wie bei Zigaretten auf Alkohol – Likör-Herstellerin hat Zweifel
Betroffen sind davon allerdings nicht nur Verbraucher, sondern auch Unternehmen. Der Chef der Brauerei Reutberg, August Maerz, und Petra Waldherr-Merk, Geschäftsführerin der Firma Hirschkuss, zeigen sich kritisch.
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„Meines Erachtens steht ein großes Fragezeichen dahinter, wie sinnvoll dieser Vorschlag ist“, sagt Petra Waldherr-Merk auf Anfrage. „Ich glaube nicht, dass jemand, der Alkohol trinken will, sich von einem Warnhinweis auf einer Flasche abschrecken lässt.“ Gehe es um den Schutz vor Sucht in der Gesellschaft, muss man laut der Hirschkuss-Chefin „woanders ansetzen.“ Hier spiele Prävention eine wichtigere Rolle.

Waldherr-Merk sieht in der Idee eine Überregulierung. „Die Eigenverantwortung rückt in jeglicher Hinsicht zurück. Das finde ich nicht richtig.“ Schließlich gehe es hier um die Entscheidung von Erwachsenen und nicht von Kindern. „Da frage ich mich schon, was dann der nächste Schritt ist. Geht es dann bald beim Zucker oder Fett weiter? Das wird doch irgendwann absurd.“
Brauerei-Chef poltert über WHO-Forderung: „Haben die denn nichts anderes zu tun?“
Schon fast empört reagiert August Maerz auf die WHO-Forderung. „Das ist jetzt aber kein kleiner Schmarrn, sondern ein ausgemachter Beamtenblödsinn. Haben die denn nichts anderes zu tun?“, poltert er. Bier sei seiner Meinung nach kein ungesundes Genussmittel. „Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß hat sogar gesagt, dass Bier in Bayern ein Grundnahrungsmittel ist“, argumentiert der Brauerei-Chef. Und weiter: „Meine Vorgänger sind alle gut alt geworden und von denen hat sicherlich keiner Wasser getrunken.“
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Grundlage der Forderung ist, dass laut WHO in Europa circa 2200 Menschen täglich an den Folgen von Alkoholkonsum sterben. In keiner anderen Region der Welt würde so viel Alkohol konsumiert wie in Europa. Maerz sagt dazu: „Es ist wie mit allem anderen auch: Die Menge macht das Gift. Man muss ja nicht jeden Tag drei Liter davon trinken. Aber grundsätzlich gibt es kein besseres und reineres Getränk als ein nach dem Reinheitsgebot gebrautes bayerisches Bier. Da ist in jeder Limonade mehr Schädliches enthalten.“ Waldherr-Merk meint: „Ich glaube tatsächlich, dass ein Warnetikett daran nichts ändern wird und wir nicht eine Flasche Likör dadurch weniger verkaufen.“
Brauerei-Chef fürchtet negative wirtschaftliche Auswirkungen
Maerz hingegen fürchtet schon negative wirtschaftliche Auswirkungen, sollte aus der Forderung eine gesetzliche Pflicht werden. „Besser wird es für uns dadurch sicherlich nicht laufen, sowas ärgert einen schon sehr.“ Die größte Änderung würde für die Unternehmen darin bestehen, neue Etiketten entwerfen und drucken zu müssen.
„Es wird schon irgendeinen Weg geben. Aber natürlich trifft das kleinere Unternehmen wieder deutlich härter“, meint Waldherr-Merk. Trotzdem sieht sie die Lage noch gelassen. Entschieden sei noch gar nichts. „Und wenn, gibt es immer eine Lösung“, so die Unternehmerin. (feb)