Minutenlang redet deutscher Olympiasieger auf Bundeskanzler Olaf Scholz ein

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Im Kanurennsport räumt Deutschland bei Olympia ab. Auch Olaf Scholz schaut sich die Wettkämpfe vor Ort an – und kriegt danach Kritik.

Paris – Kurz vor Ende der Olympischen Spiele 2024 in Paris regnet es nochmal Medaillen für Deutschland. Mitbeteiligt sind daran besonders auch die Kanuten. Auf der Regattastrecke gab es für Deutschland im Kanurennsport zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze.

Live erlebte Olaf Scholz die Goldmedaille im Kajak-Zweier von Jacob Schopf und Max Lemke an der Strecke in Vaires-sur-Marne mit. Der Bundeskanzler war mit seiner Ehefrau Britta Ernst zu Besuch, unterhielt sich mit Trainern und Funktionären, kam auch mit den Athleten ins Gespräch. Ein solches Aufeinandertreffen macht nun jedoch die Runde. Denn Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz hatten eine deutliche Ansage für den SPD-Politiker parat.

„Wichtig ist nicht ...“: Nach Scholz-Besuch üben deutsche Olympiasieger Kritik am Kanzler

Rendschmidt und Liebscher-Lucz gehören selbst zu den golddekorierten Athleten im Team Deutschland. Beide sind Teil des Kajak-Vierers, der bei den Spielen auf Rang eins fuhr. Nach dem Treffen mit Kanzler Scholz bleibt allerdings kein Höflichkeitsgeplänkel hängen – sondern scharfe Kritik.

Olaf Scholz und seine Ehefrau Britta Ernst mit Olympiasieger Tom Liebscher-Lucz
Olaf Scholz und seine Ehefrau Britta Ernst mit Olympiasieger Tom Liebscher-Lucz – der Kanute redete minutenlang auf Scholz ein. © Lindsey Wasson / dpa

„Wichtig ist nicht, dass Politiker nur fürs nächste Wahlergebnis hier sind, sondern dass Familie und Freunde da sitzen“, sagte Rendschmidt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Er soll lieber Entscheidungen für den Sport treffen. Die Liebe zum Sport wird immer dann entdeckt, wenn es Medaillen gibt.“

Olympia-Goldmedaillengewinner redet bei Besuch minutenlang auf Olaf Scholz ein

Sein Teamkollege aus dem Gold-Vierer, Liebscher-Lucz, redete bei Scholz‘ Besuch im Stade nautique in Vaires-sur-Marne minutenlang auf den Kanzler ein. Um die Streichung von Fördermitteln soll es in dem Gespräch gegangen sein, ebenso um die schwierigen Trainingsbedingungen in Deutschland. Wie die SZ von vorort berichtet, ssoll Liebscher-Lucz beim Gespräch „kein Blatt vor den Mund“ genommen haben.

„Ich würde ihn gern nicht nur bei Olympia, sondern auch mal bei einer WM oder DM sehen. Stattdessen wird uns das Geld weiter gekürzt, wenn wir Erfolge feiern“, sagte Liebscher-Lucz derweil zum Gespräch mit Scholz im RND-Interview. Der Dresdner hatte mit Rendschmidt und den Potsdamern Jacob Schopf und Max Lemke Gold im Vierer gewonnen. Im Zweier wurden sie beim Sieg von Schopf/Lemke am Freitag Fünfte.

Finanziell lässt sich der verpasste zweite Olympiasieg von Paris verschmerzen. „Es gibt ja auch nur einmal die Gold-Prämie. Nur die höchste Medaille zählt. Doppelte Leistung zählt in Deutschland nicht“, sagte Rendschmidt. 20.000 Euro gibt es als Gold-Prämie.

Scholz mit Ehefrau bei Olympia-Kanuwettbewerben – Sportler war Anwesenheit „egal“

Scholz hatte die Kanuwettbewerbe mit seiner Frau Britta Ernst besucht. Dass der Kanzler auf der Tribüne saß, sei ihm „egal“ gewesen, sagte Rendschmidt. Mit vier Olympiasiegen ist der Essener der erfolgreichste deutsche Kanute bei Sommerspielen.

Dass er sein fünftes Gold verpasste, nahm Rendschmidt gelassen hin. „Man kann nicht immer gewinnen, man muss auch mal akzeptieren, dass die anderen besser sind“, sagte der 30-Jährige. Der Dank ging vor allem an Bundestrainer Arndt Hanisch, der „in den letzten Jahren sehr viel Schweiß, Blut geopfert und wahrscheinlich auch schlaflose Nächte gehabt habe“.

Derweil lässt eine deutsche Leichtathletin mit ihrem Sensations-Gold Deutschland jubeln. (han/dpa)

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