Mallorca bereitet sich auf Touristenansturm vor: "Kommt nicht!"

Mallorca bereitet sich auf eine Rekordsaison vor: Mit den beliebten Opening-Partys im Bierkönig und Megapark startet am 24. April offiziell die Urlaubssaison. Branchenexperten erwarten, dass die Besucherzahlen alle bisherigen Rekorde übertreffen werden.

Während die Begeisterung unter Hoteliers, Restaurant- und Barbesitzern groß ist, herrscht in Palma auch Besorgnis. Der Grund: Es wird damit gerechnet, dass die Balearen und insbesondere Mallorca in diesem Jahr zum ersten Mal die Marke von 20 Millionen Besuchern überschreiten werden. 

Tourismusminister: „Wir haben ein Limit erreicht“

Die wirtschaftlichen Aussichten sind positiv. Der Tourismusminister der Balearischen Inseln, Jaume Bauzá, warnte jedoch: „Wir haben ein Limit erreicht.“

Im Jahr 2024 wurden bereits knapp 19 Millionen Besucher gezählt – eine Million mehr als im Vorjahr. Allein Mallorca, die Insel mit weniger als einer Million Einwohnern, empfing 13,5 Millionen Touristen. Die Zahl der deutschen Besucher stieg um neun Prozent auf über fünf Millionen.

3 Fakten über Mallorca

  • Eigene Sprache mit langer Tradition: Auf Mallorca wird Mallorquín gesprochen, eine Variante des Katalanischen, die seit dem 13. Jahrhundert existiert und trotz spanischer Herrschaft bis heute von etwa 70 Prozent der Einwohner genutzt wird – oft auch in Straßennamen und Schildern sichtbar.
  • Mallorca hat keine natürlichen Flüsse oder Seen: Trotz seiner Strände und des umgebenden Mittelmeers ist Mallorca im Inneren trocken – es gibt keine natürlichen Flüsse oder Seen, nur künstlich gestaute Reservoirs wie Cúber und Gorg Blau, die als Trinkwasserquellen dienen.
  • Älteste Olivenbäume der Welt: Mallorca beherbergt einige der ältesten Olivenbäume der Welt, wie den Baum „Es Tarongers“ in der Serra de Tramuntana, dessen Alter auf über 1000 Jahre geschätzt wird und der noch immer Früchte trägt.
Mallorca Tourismus
Nicht mehr gern gesehen auf Mallorca: sogenannte Sauftouristen Clara Margais/dpa

Wachsende Armut auf Mallorca trotz Tourismus-Boom

Die Tourismusindustrie brachte der Region satte 22,4 Milliarden Euro ein – ein Anstieg von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz dieser beeindruckenden Einnahmen gilt jeder fünfte Bewohner der Balearen als armutsgefährdet. Das „Mallorca Magazin“ titelte kürzlich: „Elend auf Mallorca breitet sich rasant aus“. Es gebe immer mehr provisorische Unterkünfte, unter anderem entlang der Gleise des bei Touristen beliebten Sóller-Zugs.

Ein Bericht der „Mallorca Zeitung“ aus dem letzten Jahr trug die Überschrift: „Arm trotz Arbeit: Auf Mallorca bleibt vielen Menschen kein Geld mehr fürs Essen.“

Wohnungsnot, Preissteigerungen und Umweltbelastung

Mit der steigenden Besucherzahl nimmt auch die Anzahl an Ferienwohnungen zu. Dies führt zu Wohnungsnot, einer Verschmutzung der Insel, Verkehrsproblemen, Lärmbelästigung und allgemeinen Preissteigerungen. Umweltgruppen und Mieterverbände beklagen die negativen Folgen des Massentourismus. Bereits im letzten Jahr kam es zu mehreren Protesten gegen den Massentourismus.

Sieben mallorquinische Organisationen veröffentlichten im März einen offenen Brief, in dem sie Touristen aufforderten, zu Hause zu bleiben. Darin hieß es: „Kommt nicht hierher!“ und „Bleibt zu Hause“. Die Insel sei „völlig überfüllt“ und erlebe „einen Kollaps“.

3 Tipps, wie sich Touristen auf Mallorca auch verhalten verhalten könnten

  • Respekt vor der lokalen Kultur und Ruhezeiten zeigen: Touristen sollten Lärm, insbesondere durch lautes Feiern oder Trinkgelage in Wohngebieten, vermeiden und lokale Gepflogenheiten wie Ruhezeiten respektieren. Die Proteste auf Mallorca richten sich oft gegen den „Sauftourismus“, der Straßen verschmutzt und Anwohner stört.
  • Umwelt schonen und Müll vermeiden: Staus, Schmutz und überfüllte Strände nerven die Insulaner – Touristen sollten daher Müll nicht liegen lassen, öffentliche Verkehrsmittel nutzen statt Mietwagen und überlaufene Hotspots wie Caló des Moro meiden, um die Natur zu entlasten.
  • Lokale Wirtschaft unterstützen statt nur große Ketten: Demonstranten klagen, dass nur eine Minderheit vom Tourismus profitiert – Touristen können helfen, indem sie in kleinen, lokalen Geschäften einkaufen oder essen, statt in internationalen Ketten oder bei importierten Souvenirs, und so die Lebensqualität der Einheimischen fördern.

Behördliche Maßnahmen und Proteste

Kürzlich demonstrierten Tausende in Palma und in ganz Spanien gegen die Wohnungsnot. Das Rathaus in Palma hat wiederholt Verbesserungen angekündigt, jedoch tut sich wenig. Neue Benimmregeln, die unter anderem das Schlafen in Parks und das Übernachten im Wohnwagen verbieten sollen, stoßen auf heftige Kritik.

Der Bürgermeister von Palma, Jaime Martínez, musste teilweise zurückrudern und will die Regelungen für Wohnwagen aus den Vorschlägen streichen.

Tourismusbranche versus Regierung

Die Tourismusbranche wehrt sich gegen die Pläne der Regierung, den Massentourismus einzudämmen. Unter anderem ist eine Erhöhung der Touristenabgaben auf bis zu sechs Euro pro Person und Nacht geplant. Der Hotelierverband FEHM bestreitet, dass Mallorca überlaufen ist, und behauptet, es gebe keinen Massentourismus. Der Vize-Regierungschef Antoni Costa hält jedoch Beschränkungen für notwendig, um „das Wohlergehen der Bewohner zu gewährleisten“.

„Mallorca wird langsam eine teure Insel“, sagt Mika Ferrer, Chef des Unternehmerverbandes Palma Beach. „Die Urlauber haben ein begrenztes Budget.“ Hotel- und Restaurantbetreiber sehen sich dennoch gezwungen, die Preise zu erhöhen, um die Qualität beizubehalten.

Neues Sicherheitskonzept gegen Exzesse

Zu Ostern werden 94 Prozent der Playa-Hotels geöffnet sein. Ferrer berichtet von einer Buchungslage von über 80 Prozent und ist begeistert von dem neuen Sicherheitskonzept, das Bürgermeister Martínez vorgestellt hat. Die Polizeipräsenz soll verstärkt werden, unterstützt durch neue Polizeiautos, Kameras und Drohnen, die den Ballermann überwachen sollen.

„Es geht darum, 24 Stunden rund um die Uhr für Sicherheit zu sorgen“, betont Martínez. Die neuen Maßnahmen sollen ab dem 17. April in Kraft treten. Es bleibt abzuwarten, ob sie die gewünschten Ergebnisse bringen.