US-Öltanker gerammt, russischer Kapitän verhaftet: Nordsee-Crash wirft brisante Fragen auf
Nach der Kollision zweier Schiffe in der Nordsee wird ein Mensch vermisst. Eine Frage zu dem gerammten US-Schiff und dem russischen Kapitän kommt auf.
Hull – Am Montag (10. März) kam es in der Nordsee zu einer Kollision zweier Schiffe. Der daraus resultierende zweitägige Brand vor der englischen Nordseeküste ist gelöscht. Die Ursachen für den fatalen Zusammenstoß sind weiterhin ungeklärt. Denn das Containerschiff „Solong“ hätte den US-Öltanker eigentlich sehen müssen. Auch ein Augenzeuge schildert den ungewöhnlichen Zusammenprall. Wegen der Unstimmigkeiten drängt sich ein Verdacht auf.
Nordsee-Kollision: US-Öltanker von russischem Kapitän gerammt
Der 59-jährige Kapitän der „Solong“ wurde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung von der Polizei festgenommen. Das bestätigte die deutsche Reederei Ernst Russ der Deutschen Presse-Agentur. Der Mann sei russischer Staatsbürger. Dass er ausgerechnet mit dem unter US-Flagge fahrenden Öltanker „Stena Immaculate“ zusammengeprallt ist, wirft nur noch mehr Fragen auf.

Laut einem Besatzungsmitglied des US-Öltankers sei die „Solong“ „aus heiterem Himmel gekommen“ und habe die vor Anker liegende „Stena Immaculate“ gerammt, wie er CBS News erklärte. Zudem hatte das US-Schiff seine Koordinaten übermittelt, sodass die umliegenden Schiffe die Position des Tankers gekannt hätten. Die Identität des Crew-Mitglieds blieb geheim, da der Mann mit den Medien nicht über den Unfall sprechen dürfe.
US-Öltanker auf Nordsee von russischem Kapitän gerammt? „Wirklich ein Rätsel“
Zum Zeitpunkt des Aufpralls sei das Crew-Mitglied in der Nähe des Teils der „Stena Immaculate“ gewesen, wo das unter portugiesischer Flagge fahrende Containerschiff „Solong“ den Öltanker gerammt habe. Die „Solong“ solle nach dem Aufprall nicht sofort angehalten haben. Das Crew-Mitglied schilderte, dass es sich angefühlt hätte, als ob die „Solong“ zehn Minuten nach dem Aufprall weiter in das Schiff hineingefahren sei. Die Evakuierung habe etwa 30 Minuten gedauert und sei ordnungsgemäß abgelaufen.
Auch für den Geschäftsführer des nahe gelegenen Hafens von Grimsby East, Martyn Boyers, scheint die Kollision ein einziges großes Fragezeichen zu sein. „Es scheint wirklich ein Rätsel zu sein, denn alle Schiffe verfügen mittlerweile über hoch entwickelte technische Ausrüstung, um Kurse zu bestimmen und Hindernisse oder alles, was sie vermeiden müssen, zu erkennen“, sagte er am Montag CNN. „Wie konnte das Schiff (die „Solong“) weiter in das anliegende Schiff hineinfahren? Es muss Warnsignale gegeben haben. Sie hätten es auf dem Radar erkennen können“, fügte er hinzu.
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Nordsee: Öltanker im Auftrag der USA unterwegs – Sorge um Umwelt bleibt
Konkrete Anhaltspunkte dafür, dass der russische Kapitän sein Schiff absichtlich in den Öltanker gesteuert hat, gibt es nicht. Die Ermittlungen der Behörden zu dem Unfall laufen weiter. Laut der BBC ist der US-Tanker eines von mehreren Schiffen, die im Rahmen eines sogenannten Tankersicherheitsprogramms der US-Regierung sicherstellen sollen, dass das Militär Transporte durchführen kann.
Nach der Kollision wird ein Seemann der „Solong“ weiter vermisst. Die Suche wurde noch am Montagabend eingestellt. Die Behörden gehen vom Tod des Besatzungsmitglieds aus, wie der britische Unterstaatssekretär Mike Kane bestätigte. Zusätzlich war bei dem Aufprall einer von 16 Tanks der „Stena Immaculate“ beschädigt worden. Wie viel der Treibstoffladung ins Meer gelangt sein könnte, ist noch unklar. Der betreffende Treibstoff ist laut Experten sehr viel giftiger als Rohöl und könnte verheerende Auswirkungen auf Lebewesen im Meer haben. (vk mit dpa)