1500 Euro Rente gegen 3000 Euro Pension: Warum Beamte mehr bekommen

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Beamte erhalten oft höhere Pensionen als Angestellte Renten. Die Gründe sind vielschichtig. Eine Reform könnte Gerechtigkeit schaffen.

München – In Deutschland wird erneut intensiv über die verschiedenen Systeme der Alterssicherung diskutiert. SPD-Politikerin Bärbel Bas, die neue Arbeits- und Sozialministerin, strebt die Einführung eines einheitlichen und solidarischen Systems an. Sie erhofft sich dadurch sowohl eine finanzielle Entlastung der Deutschen Rentenversicherung als auch mehr Gerechtigkeit. Ein solches System würde zwar die Finanzen nicht unmittelbar verbessern, könnte jedoch das Gerechtigkeitsempfinden vieler Menschen stärken.

Die Frage stellt sich, warum das bestehende System so gestaltet ist. Warum erhalten Beamte deutlich höhere Pensionen als Angestellte Renten? Und wie groß ist der Unterschied tatsächlich?

Rente in Deutschland: Das System beruht auf drei Säulen

In Deutschland basiert die Altersvorsorge auf drei Säulen:

  1. Die gesetzliche Rente
  2. Die betriebliche Rente
  3. Die private Rente

Die erste Säule wird vom Staat getragen, der ein Existenzminimum für seine Bürgerinnen und Bürger sicherstellen muss. Dazu gehört die gesetzliche Rente, in die alle Angestellten einzahlen, um die Renten der aktuellen Rentnergeneration zu finanzieren. Der Staat unterstützt die Rente zusätzlich mit Steuermitteln.

Unternehmen und Tarifpartner sind für die zweite Säule, die Betriebsrente, verantwortlich. Es besteht keine Pflicht zur betrieblichen Altersvorsorge, jedoch müssen Arbeitgeber mindestens eine Entgeltumwandlung anbieten. Dabei wird ein Teil des Bruttolohns in ein Altersvorsorgeprodukt investiert. Arbeitgeber sind verpflichtet, einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent zur Entgeltumwandlung zu leisten, können aber auch mehr anbieten. Arbeitnehmer sollten ihren Arbeitgeber darauf ansprechen.

Die dritte Säule liegt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Es gibt keine Pflicht zur privaten Vorsorge, jedoch sollten sich Arbeitnehmer bewusst sein, dass die ersten beiden Säulen möglicherweise nicht ausreichen, um im Alter gut leben zu können.

Rente vs. Pension: Systeme sind nicht direkt vergleichbar

Die drei Säulen gelten grundsätzlich für alle Alterssicherungssysteme, auch für Beamte. Der Staat übernimmt für Beamte sowohl die erste als auch die zweite Säule, da er ihr Arbeitgeber ist. Dies erklärt, warum die Pensionen höher ausfallen als die Renten: Sie vereinen zwei Säulen in einer Zahlung.

Um Rente und Pension wirklich zu vergleichen, müsste man die gesetzliche Rente und die Betriebsrente addieren und mit der Beamtenpension vergleichen. Durchschnittlich erhalten Rentner in Deutschland eine Bruttorente von 1500 Euro im Monat, die durchschnittliche Betriebsrente beträgt 700 Euro, was zusammen 2200 Euro brutto ergibt. Die durchschnittliche Pension eines Bundesbeamten liegt laut Alterssicherungsbericht bei 3400 Euro brutto, für Landesbeamte sogar bei 3600 Euro.

Beamte erhalten also immer noch deutlich mehr als Angestellte im Rentenalter, jedoch verringert sich der Unterschied. Der Unterschied wird noch kleiner, wenn man die Nettobezüge betrachtet: Beamte müssen ihre Pension vollständig versteuern, während Rentner nur teilweise steuerpflichtig sind. Zwar gibt es auch Freibeträge für Pensionäre, diese sinken jedoch bis 2040 auf null. Die Pension wird wie ein Einkommen aus nichtselbständiger Arbeit besteuert.

Zusätzlich müssen Beamte ihre Krankenversicherung privat finanzieren, während Rentner in der Regel gesetzlich versichert sind und die Beiträge mit der Rentenkasse teilen.

Viele Rentner haben keine Betriebsrente – und geraten so in Probleme

Ein direkter Vergleich von Rente und Pension ist also nicht sachgerecht, ohne diese Unterschiede zu berücksichtigen. Es ist jedoch auch eine Tatsache, dass viele Menschen in Deutschland keine betriebliche Altersvorsorge haben und auch privat schlecht vorgesorgt sind. Im Jahr 2023 gab es 21 Millionen Anwartschaften auf Betriebsrenten, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine Person mehrere Verträge von verschiedenen Arbeitgebern hat. Insgesamt gab es 2024 etwa 42 Millionen Arbeitnehmer.

Deshalb gibt es immer wieder Forderungen nach einer Pflicht zur Betriebsrente und zur privaten Vorsorge. Wenn Menschen im Alter in Armut geraten, muss der Staat für ihre Grundsicherung aufkommen, was teuer ist und durch rechtzeitige Vorsorge in vielen Fällen vermieden werden könnte.

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