Er war ein großer Gelehrter und guter Geist: Dr. Karl Braun ist gestorben
Im Alter von 103 Jahren verstarb der ehemalige Oberstudiendirektor des St. Matthias Kolleg. Als Reiseleiter kam er um die Welt. Ein Nachruf.
Waldram – Von 1958 bis 1984 leitete Oberstudiendirektor Dr. Karl Braun das 1927 gegründete Spätberufenen-Gymnasium und Kolleg St. Matthias im heutigen Wolfratshauser Ortsteil Waldram, vormals Föhrenwald. Er war ein Universalgelehrter, ein einfühlsamer Pädagoge und ein tiefgläubiger Menschenfreund.
Geboren 1921 in Willenhofen (heute Parsberg), ging er ab 1931 aufs Gymnasium (Latein, Griechisch und Französisch waren Pflicht), und er nahm am Wahlunterricht in Englisch, Italienisch und Hebräisch teil. Damit stand seine Laufbahn fest. Nach dem Abitur 1939 wurde er ein halbes Jahr zum Arbeitsdienst verpflichtet und begann danach das Studium der Theologie. Im März 1941 zur Wehrmacht einberufen, wurde er bald als Melder und Dolmetscher zum Afrika-Korps Erwin Rommels abgestellt und geriet im Mai 1943 in Gefangenschaft. Als ihn die US-Army von den Franzosen übernahm, erkannten sie schnell seine Fähigkeiten, und er verbrachte drei Jahre in Alabama als Dolmetscher und Privatlehrer für den Sohn des Lagerkommandanten.
Als Reiseleiter kam Braun viel herum
Wieder in Deutschland studierte Braun ab 1949 klassische und romanische Sprachen. 1953 legte er das Erste Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab und promovierte 1954 zum Dr. phil.. Nach Jahren am Münchner Wilhelms-Gymnasium wurde er aus dem Staatsdienst beurlaubt und übernahm bis zu seiner Pensionierung die Leitung der Schulen St. Matthias in Waldram.
Während der Ferien und im Ruhestand reiste er und wurde für viele Gruppen genialer Reiseleiter in Südtirol, Rom, generell Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Und man reiste sicher – alle Kulturen hatte „Charly“, so sein Spitzname, auf seiner Festplatte im Kopf gespeichert. Im Ruhestand zog er zu seiner Schwester nach Regensburg, doch kam er immer wieder in sein Waldram auf Besuch. Viele Schülergenerationen verdanken ihm umfassende Bildung und schätzten seine Fairness, Güte, Ehrlichkeit und Verlässlichkeit.
Viele Anekdoten, die bei Klassentreffen und Jubiläen erzählt werden, sind Spiegel seiner Persönlichkeit. Im Lehrerzimmer der alten Schule hätte man die Feuerzangenbowle 2.0 drehen können, und „Charly“ wäre ohne jeden Zweifel noch Filmstar geworden. Am 22. Februar hätte Karl Braun seinen 104. Geburtstag gefeiert. Von Dieter Klug