Wegen Krieg und Trump: Rüstungsfirmen in Oberbayern erleben Boom

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Der Krieg in der Ukraine und die Sicherheitspolitik der USA bescheren Aschaus Rüstungsunternehmen volle Auftragsbücher und einen Boom. Verteidigungsminister Boris Pistorius (links) und Ministerpräsident Markus Söder unterstützen die gestiegenen Ausgaben für die Verteidigung. © Kay Nietfeld/dpa; Jörg Eschenfelder

Die Bayern-Chemie und die Nitrochemie in Aschau Werk gehören zu den Rüstungskonzernen MBDA und Rheinmetall. Sie erleben gerade einen Boom. So schätzen sie ihre Zukunft ein.

Aschau am Inn – Der Krieg in der Ukraine bringt für die Menschen dort unsägliches Leid. Bei den beiden Rüstungsunternehmen in Aschau Werk – Bayern-Chemie und Nitrochemie – sorgt er dagegen für volle Auftragsbücher, neue Arbeitsplätze und neue Investitionen. Sie profitieren von der sicherheitspolitischen Zeitenwende in Deutschland und Europa. Statt Rezession herrscht hier Aufbruch-Stimmung, schreibt rosenheim24.de.

Denn seit Januar legen zudem der US-Präsident Donald Trump und sein Team die Axt an die bestehende deutsche und europäische Sicherheitsarchitektur. Alte Gewissheiten, Banden und Sicherheitsgarantien scheinen nicht mehr zu gelten; die transatlantische Freundschaft ist brüchig. 

Umdenken und neue Mittel für Verteidigung

Das sorgt für ein Umdenken unter den deutschen und europäischen Politikern – und für neue Mittel für die Verteidigung. Der erste Aufschlag kam 2022 mit dem Sondervermögen über 100 Milliarden für die Bundeswehr, das Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner „Zeitenwende“-Rede angekündigt hatte. 

Davon hat die Bayern-Chemie, die zum europäischen Rüstungskonzern MBDA gehört, bereits profitiert: „Über das Sondervermögen werden Lenkflugkörper Meteor und Patriot beschafft, für die die Bayern-Chemie Antriebe produziert“, erklärt Pressesprecher Thomas Haslinger. „Das Auftragsvolumen beläuft sich auf eine höhere dreistellige Millionensumme.“ Ob dank des neuen Sondervermögens weitere Aufträge kommen werden, sei „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ noch nicht abschätzbar.

Millionen-Investitionen in neue Gebäude und Arbeitsplätze

Aber schon jetzt wird auf dem Firmengelände in Aschau Werk eifrig gebaut. Das Unternehmen investiere in den kommenden Jahren „eine mittlere zweistellige Millionensumme“ unter anderem in neue Gebäude und Produktionskapazitäten, erläutert Haslinger. 

So soll die Bayern-Chemie ab 2026 unter anderem die Motoren für 1.000 Patriot-Raketen produzieren. Alleine dafür entstehen sechs neue Gebäude und 50 neue Arbeitsplätze, wie das Unternehmen beim Spatenstich am 21. November 2024 im Beisein von Ministerpräsident Markus Söder mitgeteilt hatte.

Weiterer Ausbau wird angedacht

Das muss aber noch nicht die letzte Investition in den Standort sein, schreibt Unternehmens-Sprecher Haslinger: „Aktuell werden unterschiedliche Szenarien betrachtet. Eine abschließende Entscheidung ist noch nicht getroffen.“

Ministerpräsident Markus Söder beim Spatenstich der Bayern Chemie.
Ministerpräsident Markus Söder beim Spatenstich der Bayern-Chemie für die Fertigung der Antriebe für 1.000 Luftabwehrraketen Patriot. © Eschenfelder

Die Folge: „Die Bayern-Chemie wird um eine mittlere zweistellige Zahl an Mitarbeitern aufwachsen“, teilt Haslinger mit. In den vergangenen drei Jahren habe MBDA Deutschland inklusive Bayern-Chemie insgesamt über 600 Stellen besetzt, gut die Hälfte davon „allein im vergangenen Jahr 2024“. Aktuell habe MBDA in Deutschland über 1.400 Mitarbeiter.

Auch der Nachbar Nitrochemie brummt

Auch ein paar Meter weiter brummt das Geschäft: In direkter Nachbarschaft produziert die Nitro-Chemie Antriebssysteme für Artillerie und Mörser sowie Treibladungspulver für den Groß-, Mittel- und Kleinkaliberbereich. Die Produkte kommen unter anderem beim Schnellnebelschutzsystem Rosy sowie beim maritimen Täuschkörpersystem Mass zum Einsatz.

Die Nitro-Chemie gehört zum deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall und ist Teil der Konzerndivision „Waffen und Munition“, die – so ein Unternehmenssprecher – „im letzten Jahr die stärksten Umsätze zu verzeichnen hatte“. Der Umsatz der Division sei innerhalb eines Jahres von 1,756 Milliarden Euro (2023) auf 2,783 Milliarden Euro (2024) gestiegen, ein Plus von 58 Prozent. Und es geht weiter: „Für 2025 rechnen wir für das militärische Geschäft mit einem Umsatzwachstum von 35 bis 40 Prozent.“

Kapazitäten werden verdoppelt

Die Division „Waffen und Munition“ hat rund 9.500 Mitarbeiter, 600 davon in Aschau. Und dieser Standort wächst, so der Unternehmens-Sprecher: „Hier werden die Kapazitäten derzeit verdoppelt.“ Zur Höhe der Investitionen macht er keine Angaben. Nur so viel: Es werde unter anderem im Rahmen der Initiative „Act in Support of Ammunition Production (ASAP)“ der Europäischen Kommission investiert. Auch das erste Sondervermögen der Bundeswehr und die Unterstützung für die Ukraine hätten sich bereits „auf den Ausbau der geschäftlichen Aktivitäten des Konzerns in Aschau ausgewirkt“.

Bundesverteidigungsminister Pistorius besucht Polen
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte als einer der Ersten mehr Mittel für die Verteidigung gefordert. Davon profitieren auch Aschauer Unternehmen. © Kay Nietfeld/dpa

Rheinmetall rechnet für die Nitro-Chemie und Aschau Werk mit einem weiteren Wachstum. Der Unternehmenssprecher erklärt dazu: „Wir gehen fest davon aus, dass uns nach der Regierungsbildung und im Zuge der nun völlig veränderten Sicherheits- und Bedrohungslage in Europa weitere Aufträge zur Wiederherstellung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zufließen werden. Das neue Sondervermögen und der jüngst beschlossene Koalitionsvertrag geben diesbezüglich klare Hinweise.“

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