Er ist seit knapp zwölf Jahren Vize-Rathauschef, sitzt seit 30 Jahren im Gemeinderat und wird mit ziemlicher Sicherheit Obersöcherings neuer Bürgermeister: Die Rede ist von Rudi Ottl, der sich bei der Kommunalwahl um die Nachfolge von Reinald Huber bewerben wird. Einen Gegenkandidaten gibt es nicht.
Schon lange ist klar, dass, Reinald Huber im kommenden Jahr nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit als Söcheringer Bürgermeister abtreten wird. Das hat der bald 73-Jährige immer offen kommuniziert. Als möglicher Nachfolger wurde stets Rudi Ottl gehandelt. Und seit der Listen-Aufstellungsversammlung der Allgemeinen Wählergruppe ist es fix: Der 66-Jährige wird für das Amt des Bürgermeisters kandidieren.
Im Söcheringer Gemeinderat wurde die Huber-Nachfolge intern ausgiebig diskutiert – auch über die Installierung eines hauptamtlichen Bürgermeisters. Aber Ottl hält das für eine Dorfkommune mit knapp 1700 Einwohnern für einen „Schmarrn“: „Das hätte der Gemeinde 75 000 Euro pro Jahr zusätzlich gekostet. Und es hätte ein Fremder kommen können.“ Ottl erklärte sich schließlich bereit, als ehrenamtlicher Bürgermeister die Geschicke im Rathaus zu lenken – allerdings erst, nachdem er sich mit der Familie besprochen und noch einige geschäftliche Dinge geregelt hatte. Ottl ist Inhaber eines Zimmereibetriebs. Einen Nachfolger hat er nicht. „Ich werde den Betrieb deshalb auslaufen lassen.“ Die Übernahme des Bürgermeisteramts wäre für Ottl, der einen Sohn und eine Tochter hat, „eine große Ehre“.
Als Rudi Ottl 14 war, starb sein Vater
Und er sieht in dem Posten eine Gelegenheit, „etwas zurückzugeben“. Was Ottl damit meint? Als er vierzehn Jahre alt war, ist sein Vater gestorben. Die Mutter stand mit sechs Kindern alleine da. Die Söcheringer Dorfgemeinschaft hat viel aufgefangen und geholfen: „Das vergisst man nicht“, sagt Ottl. Überhaupt bezeichnet er den Zusammenhalt in der Bürgerschaft und unter den Vereinen als die große Stärke des Dorfes: „Das ist das Beste bei uns.“
Ottl selbst ist fest im örtlichen Vereinsleben verwurzelt und verwaltungstechnisch gut vernetzt – unter anderem auch zur Verwaltungsgemeinschaft Habach, in der Söchering Mitglied ist. Das wird den Start ins Bürgermeisteramt erleichtern. „Ich bin da voll integriert“, erklärt Ottl: „Und die Bauangelegenheiten hab‘ ohnehin schon immer ich gemacht.“ Inhaltlich will Ottl an die Arbeit seines Vorgängers anknüpfen. Die Erweiterung des Kindergartens und die weitere Umstellung auf ein Zweikanalsystem sieht er als Schwerpunktthemen. Dazu gehört auch der Bau eines Vereinsstadels neben der PV-Freiflächenanlage am Bauhof.
Bedauern über geringen Frauenanteil
Ottl steht als Bürgermeisterkandidat übrigens nicht auf der Wahlvorschlagsliste der „Allgemeinen Wählergruppe“. Darauf hat er ganz bewusst verzichtet – und zwar schon bevor klar war, dass es keinen Gegenkandidaten geben wird: Zum einen, so erklärt Ottl, wolle er den Bewerbern seiner Gruppierung keine Stimmen wegnehmen. Zum anderen wäre es im Falle einer Nichtwahl als Bürgermeister für ihn konsequent, sich aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen.
Ottl ist mit der Zusammensetzung der Liste sehr zufrieden, weil sie zu einer Verjüngung des Gemeinderats beitragen würde. Was er bedauert, ist der niedrige Frauenanteil: „Frauen in der Kommunalpolitik sind wertvoll“, betont Ottl: „Wir haben viele gefragt. Viele haben lange überlegt – und dann leider abgesagt.“
Kandidaten „Allgemeine Wählergruppe“
1. Josef Kennerknecht jun., 44 Jahre, Industriemeister; 2. Klaus Führmann, 45 Jahre, Steuerberater; 3. Nikolaus Bocksberger, 56 Jahre, Gärtnermeister; 4. Andrea Graf, 39 Jahre, Verwaltungsfachwirtin; 5. Tobias Nebl, 31 Jahre, Landwirtschafts- und Elektrotechnikermeister; 6. Albert Soyer, 57 Jahre, Elektrotechniker; 7. Thomas Bernhard, 32 Jahre, Lehrkraft für Brand- und Katastrophenschutz; 8. Dominik Kölbl, 33 Jahre, Parkettlegermeister; 9. Josef Gattinger jun., 46 Jahre, Elektroinstallateur und Landwirt; 10. Benedikt Nagl, 43 Jahre, Anlagenführer und Zimmerer; 11. Thomas Mayr, 47 Jahre, Geschäftsführer bei einem Bauunternehmen; 12. Michael Schreiner, 33 Jahre, Brandmeisteranwärter und Bautechniker; Ersatzkandidat: Paul Andrä, 46 Jahre, Landwirt und Lohnunternehmer.