Rekordverschuldung: Japans Ministerpräsidentin kämpft gegen den „Truss-Schock“

Sanae Takaichi, Japans Premierministerin, hat große Pläne: Mit einem gigantischen Ausgabenpaket von 137 Milliarden US-Dollar will sie die Wirtschaft ankurbeln und das Land wieder auf Kurs bringen. Doch ihre Politik sorgt für Unruhe an den Finanzmärkten. Bei einem Treffen am 17. November zeigte Finanzminister Satsuki Katayama eine Grafik, die deutlich machte, wie stark die langfristigen Kreditkosten gestiegen sind.  Laut "Reuters" reagierte Takaichi besorgt, als sie die Zahlen sah. 

Japans Premierministerin gerät unter Druck

Der Grund: Investoren verkaufen japanische Staatsanleihen, was die Renditen in die Höhe treibt. Der japanische Yen ist so schwach wie seit Jahren nicht mehr, und die Staatsverschuldung hat Rekordwerte erreicht. Japan ist das am höchsten verschuldete Land der Welt – die Schulden übersteigen mittlerweile 260 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Vertrauen der Investoren in Japans Finanzpolitik wackelt.

Ein weiteres Problem ist die sinkende Nachfrage nach japanischen Staatsanleihen. Laut Bank of America wird das Angebot an Anleihen im Jahr 2026 um fast 11 Billionen Yen höher sein als im Jahr 2025. Doch Inländische Banken und Versicherer haben ihre Käufe bereits zurückgefahren, und auch ausländische Investoren zeigen wenig Interesse. 

Yen-Münzen
Der japanische Yen verliert weiter an Wert – ein Zeichen für die wachsende Unsicherheit an den Finanzmärkten. dpa/Jens Büttner

Takaichi will Vertrauen schaffen

Um die Märkte zu beruhigen, hat Takaichi ihre Haltung geändert. Sie versprach, zusätzliche Schulden zu begrenzen und ineffiziente Staatsausgaben zu reduzieren. Vor dem Parlament betonte sie, dass Japan keine „Truss-Schock“-Situation erleben werde – ein Hinweis auf die britische Finanzkrise 2022, die durch Steuerpläne der damaligen Premierministerin Liz Truss ausgelöst wurde. 

Die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen erreichte kürzlich den höchsten Stand seit 2007. Japan muss jetzt viel höhere Zinsen zahlen, um Geld von Investoren zu leihen. Das zeigt, dass das Vertrauen in die japanische Wirtschaft sinkt. Experten wie Toshinobu Chiba von Simplex Asset Management warnen laut "Reuters" davor, dass Japans Wirtschaft möglicherweise nicht stark genug wächst, um die enormen Schulden zu rechtfertigen. „Wenn dieses Wachstum nicht eintritt, bleibt nur die riesige Staatsverschuldung“, erklärte Chiba.

Takaichi hält an ihrer Politik fest

Trotz der Kritik hält Takaichi an ihrer Politik fest. Sie gilt als Anhängerin von „Abenomics“, dem Programm ihres Vorgängers Shinzo Abe, das auf expansive Geld- und Fiskalpolitik setzt. Das bedeutet, dass die Regierung und die Zentralbank mehr Geld ausgeben und Kredite günstiger machen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Kritiker wie Ian Samson von Fidelity International sehen laut "Reuters" darin jedoch eine wenig durchdachte Kombination, die den Yen weiter schwächen könnte.

Laut Daiki Hayashi von J.P. Morgan sei das Hauptproblem nicht unbedingt ein massiver Verkauf von Anleihen, sondern vielmehr ein Mangel an Kaufinteresse, so "Reuters". Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, müsse die Regierung mehr Transparenz schaffen – vor allem bei ihrem Plan zur Ausgabe neuer Staatsanleihen.