Hilfe bei Brustkrebs: „Ebersberger Kleeblatt" schließt eine Lücke

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Finanzspritze für das Hilfsprojekt: Die Emmeringer Frauen haben 521,50 Euro vom Kräuterbuschen-Verkauf gespendet (v.li): Irmgard Sollinger, Melanie Folk, Christine Böttcher (alle Emmeringer Frauen), Kleeblatt-Gründerin Prof. Cornelia Höß, Gaby Müller, Jutta Seyfried, Doris Wenninger, Christina Grundner und Elisabeth Storz (alle Ebersberger Kleeblatt). Im Hintergrund Bilder, die auf der besonderen Kunst-Auktion versteigert wurden. © ROSSMANN

Das rein spendenfinanzierte Nachsorgeprogramm „Ebersberger Kleeblatt" begleitet Brustkrebs-Patientinnen und ihre Familien. Eine ganz besondere Kunstauktion unterstützt das Projekt.

Ebersberg - Ein bisschen unsicher steht die junge Künstlerin vor ihrem Werk und lächelt schüchtern in die Runde. Auf der Leinwand: ein Regenbogen, den sie im therapeutischen Kunst-Workshop gemalt hat – einem Kurs, den das Mädchen begann, als seine Mutter an Brustkrebs erkrankte und der ganzen Familie der Boden unter den Füßen wegbrach. Das Bild ist an diesem Abend im Klinikum Ebersberg München Ost Teil einer ganz besonderen Kunst-Auktion. Hier wird nicht nur Farbe auf Leinwand versteigert, sondern auch ein Stück Bewältigung und die feste Hoffnung einer Tochter, die um ihre Mutter bangen musste.

Prof. Cornelia Höß, Gründerin des Ebersberger Kleeblatts und ehemalige Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe,
Cornelia Höß, Gründerin des Ebersberger Kleeblatts und ehemalige Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum Ebersberg. © ROSSMANN

Die etwa 50 Kunstwerke der Auktion liefern einen Einblick in das, was vielen Familien im Hintergrund hilft, den Alltag mit einer Krebsdiagnose zu bewältigen. Finanziert ausschließlich durch Spenden, ist das Nachsorgeprogramm „Ebersberger Kleeblatt“ auf solche Abende angewiesen, das Brustkrebs-Patientinnen und ihre Familien psychosozial begleitet. Die „Kette der helfenden Hände“, die Hilfsaktion von Ebersberger Zeitung und Lions Club unterstützt in diesem Jahr auch dieses wertvolle Projekt im Brustzentrum Ebersberg.

Jeder Euro hilft

So können Sie helfen: Wenn Sie das „Ebersberger Kleeblatt“ über die Weihnachtsaktion von Ebersberger Zeitung und Lions Club unterstützen wollen, überweisen Sie Ihre Spende bitte an das Spendenkonto des Lions Hilfswerks bei der Raiffeisen-Volksbank Ebersberg (IBAN: DE 46 7016 9450 0002 9800 29). Stichwort: Kette der helfenden Hände. Sollten Sie eine Spendenquittung benötigen (ab 300 Euro), vermerken Sie das bitte auf dem Überweisungsträger zusammen mit Ihrer Anschrift. Herzlichen Dank!

Die Diagnose Brustkrebs sei für die Betroffenen wie ein „Sturz aus heiterem Himmel“, sagt Prof. Cornelia Höß, die das Projekt vor 21 Jahren als damalige Chefärztin der Gynäkologie an der Klinik ins Leben gerufen hat und noch heute im Rentenalter voller Elan für das interdisziplinäre Hilfsprogramm kämpft – rein ehrenamtlich, wie auch die meisten anderen Aktiven des Programms. „Das Kleeblatt ist mir ein Herzensprojekt, das werde ich immer unterstützen“, sagt die 68-Jährige.

Die ambulante Versorgung von Krebspatientinnen sei lückenhaft und unzureichend, erklärt Höß. „Sie kommen nach dem Krankenhausaufenthalt nach Hause und fallen in einen luftleeren Raum.“ Dabei seien die seelischen Krankheitsfolgen nicht zu unterschätzen. Genau hier will das Kleeblatt ansetzen. Mit kunsttherapeutischen Angeboten, Gesprächs-, Bewegungs- und Tanzgruppen sowie begleitenden Vorträgen über Ernährung und Sport sollen die Betroffenen wenigstens ein Stück weit aufgefangen werden.

Neben den Patientinnen stehen deren Kinder im Fokus

Außerdem – und das ist es, was das „Ebersberger Kleeblatt“ so besonders macht – stehen nicht nur die erkrankten Frauen, sondern auch ihre Kinder im Fokus. „Wenn Mütter an Krebs erkranken, ist das ein Schock für die ganze Familie“, erklärt Höß. Neben der Frage, was mit dem Körper da gerade medizinisch passiert, treibe gerade Mütter auch immer die Sorge um die Zukunft der Kinder um.

Die beiden Kunsttherapeutinnen Gaby Müller und Jutta Seyfried von „Farbraum Phönix“ bieten für Kinder und Jugendliche von fünf bis 25 Jahren Malworkshops an, basteln mit ihnen Pappmaché-Skulpturen und sind einfach da. Die Schockdiagnose Krebs rüttle das ganze Leben durcheinander, sagt Müller, die eine Zusatzausbildung als Psychoonkologin absolviert hat. „Die Kinder fallen dabei oft hinten runter“. Umso wichtiger sei es, ihnen einen Raum zu bieten, den neuen Alltag mit all den Sorgen und Ängsten zu verarbeiten. Im kreativen Prozess, in der Arbeit mit den Händen, könne das, für das die Kinder vielleicht keine Worte haben, einen Weg nach draußen finden.

Viele kommen immer wieder zu den Workshops. Eine junge Frau ist schon seit elf Jahren mit dabei, erzählt Müller. „Die Themen bleiben ja, wenn die Mama nicht mehr da ist“, erklärt sie. Die Gruppe helfe da enorm. Ohne Krankheit und Tod zu thematisieren, fühlten die Teilnehmer tiefes gegenseitiges Verstehen. „Danke! Ich freue mich schon aufs nächste Mal“, steht in ungelenker Kinderschrift im Gästebuch zu lesen. Daneben ein gemaltes Herz. Eine Seite weiter steht: „Die Workshops geben immer wieder Mut!“

Kunstgruppen und Psychotherapeutische Angebote

Flankiert werden die Kunstgruppen von psychotherapeutischen Angeboten, von Kriseninterventionen bis hin zur längerfristigen Begleitung von Familien. Außerdem unterhält das Kleeblatt ein multiples Netzwerk zu Trauergruppen, niedergelassenen Kinderpsychotherapeuten und vielem mehr. Auch für die Ehemänner und Väter organisiere das Projekt Seminare.

„40 Euro zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!“ Der Regenbogen ist an einen Mann verkauft. Über das Gesicht der jungen Künstlerin huscht zaghafter Stolz. Bis zu 180 Euro zahlen die Besucher der Auktion im Foyer des Klinikums Ebersberg München Ost für einzelne Werke. Es ist ein wichtiger Abend für das Hilfsprogramm, an dem nicht nur Kunst gewürdigt wird, sondern der auch ermöglicht, dass die unbezahlbare Arbeit des „Ebersberger Kleeblatt“ weitergehen kann.