Neustart der Schufa: Was Verbraucher über die neue Bonitätsprüfung wissen müssen

Der Neustart des Schufa-Scorings wirkt auf den ersten Blick wie ein technisches Update. Doch der Schritt hat Gewicht: Ab März 2026 sollen Verbraucher deutlich besser nachvollziehen können, wie ihre Kreditwürdigkeit zustande kommt. 

Die Auskunftei öffnet damit ihr System, schafft neue Einblicke und gibt den Nutzern ein Werkzeug an die Hand, das Kontrolle ermöglicht, wo bislang Intransparenz dominierte.

Das neue Schufa-System: Ein Blick in die Blackbox

Wer Zugang zum neuen Schufa-Account beantragt, sieht die eigene Datenlage erstmals im laufenden Betrieb. Quartalsweise aktualisiert zeigt das System:

  • welche Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten Anfragen gestellt haben,
  • welche Verträge und Kredite hinterlegt sind,
  • ob Zahlungsausfälle bestehen – offen, erledigt oder erledigt, aber weiterhin gespeichert.

Die Registrierung für den neuen Schufa-Account erfolgt laut Pressemitteilung der Auskunftei schrittweise über eine Warteliste. Um zu sehen, welche Verträge die Schufa gespeichert hat und welche Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten die eigene Bonität abgefragt haben, müssen Nutzer zunächst ihre Identität einmal bestätigen. 

Das funktioniert laut Schufa einfach online: Mit dem Personalausweis, sofern die Online-Ausweisfunktion aktiviert ist. Gleiches gilt für einen Aufenthaltstitel mit Online-Ausweisfunktion. Auch die EU-eID-Karte lässt sich nutzen, solange eine Adresse auf dem Chip hinterlegt ist.

Wichtig zu wissen: Alle Personalausweise, die seit 2017 ausgegeben wurden, können den elektronischen Identitätsnachweis. Man braucht dafür nur zwei Dinge: die persönliche sechsstellige PIN und ein Smartphone oder anderes Mobilgerät, das NFC bietet– also kontaktloses Auslesen.

Volle Sicht auf die eigenen Schufa-Daten, jederzeit 

Einmal identifiziert, ist der Weg frei: volle Sicht auf die eigenen Daten, jederzeit. Der Zugriff ist kostenlos. Früher war das nur über die per Post versandte Datenkopie oder die App der Schufa-Tochter „bonify“ möglich.

Der Datenbestand, den der neue Schufa-Account anzeigt, wird alle drei Monate aktualisiert. Fallen Nutzern beim Durchsehen Fehler auf, reicht laut Schufa ein Klick: Der Button „Jetzt Kontakt aufnehmen“ führt direkt zum Schufa-Hilfeportal. Dort können Nutzer Anliegen klären und Daten digital korrigieren oder aktualisieren.

„Mit dem Schufa-Account geben wir Verbrauchern jederzeit die Möglichkeit, ihre Daten zu prüfen, selbstständig der Schufa zu melden und im Bedarfsfall zu aktualisieren. Damit befähigen wir Verbraucher, Datenkontrolle auszuüben“, sagt Tanja Birkholz, Vorstandsvorsitzende der Schufa.

Der neue Schufa-Score: transparenter, aber nicht nackt

Die Schufa hat aus mehr als 250 möglichen Kriterien zwölf ausgewählt, die aus ihrer Sicht am verständlichsten sind und zugleich eine möglichst verlässliche Aussage über die Zahlungsfähigkeit liefern.

  • Alter der ältesten Kreditkarte
  • Alter der aktuellen Adresse
  • Anzahl von Anfragen und Abschlüssen für Girokonten und Kreditkarten in den vergangenen 12 Monaten
  • Kredit mit der längsten Restlaufzeit
  • Anzahl von Anfragen im Bereich Telekommunikation & (Online)-Handel in den vergangenen 12 Monaten
  • Alter des ältesten Bankvertrags
  • Immobilienkredit oder Bürgschaft
  • Aufgenommene Ratenkredite in den vergangenen 12 Monaten
  • Kreditstatus
  • Vorliegen einer Identitätsprüfung
  • Jüngster Rahmenkredit
  • Zahlungsstörungen

Das ist ein deutlicher Schritt in Richtung Transparenz. Doch es bleiben Grenzen: Die internen Gewichtungen werden nicht offengelegt. Zwar sind die wirksamen Faktoren erkennbar, jedoch nicht deren jeweilige Stärke. Diese „Geheimhaltung“ ist zwar branchenüblich, wird jedoch oft von Verbraucherschützern kritisiert.

Mehr Kontrolle und alte strukturelle Grenzen

Der neue Zugang verkleinert dennoch die Wissenslücke zwischen Verbrauchern und Unternehmen. Daten lassen sich leichter prüfen, korrigieren, einordnen. Die Ausgangslage verbessert sich spürbar.

Unverändert bleibt jedoch ein strukturelles Problem: Menschen mit dünner Finanzhistorie, etwa Studierende, werden weiterhin schlechter bewertet, obwohl möglicherweise keine negativen Ereignisse vorliegen. 

Das neue Scoring entschärft diese Schwäche, löst sie aber nicht. Wer wenig Datenspuren hat, könnte statistisch schlechter bewertet werden, weil das Modell weniger über das erwartete Zahlungsverhalten weiß. Der Schufa-Score kann jedoch auch völlig legal verbessert werden.

Warum Prüfen wichtig ist

Regelmäßige Kontrolle der eigenen Schufa-Daten ist wichtig und schützt ganz konkret. Denn:

  • Fehler werden früh erkannt.
  • Konditionen lassen sich besser vergleichen, wenn man seinen Score kennt.
  • Negativeinträge fallen auf, bevor sie Verträge blockieren.

Mit dem digitalen Zugang sinkt die Schwelle für diese Selbstkontrolle deutlich.

Zur Registrierung für den neuen Schufa-Account über die Eintragung in der Warteliste geht es hier.