Letzte Bürgerversammlung: Abschiedstränen bei Jens Zangenfeind

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Emotionaler Moment: Rathauschef Jens Zangenfeind (r.) bei seiner letzten Bürgerversammlung. © Thomas Plettenberg

Der Bürgermeister von Hausham verabschiedete sich emotional von seinen Bürgern. In zwölf Jahren investierte die Gemeinde rund 56 Millionen Euro.

Hausham – Immer wieder musste Jens Zangenfeind zum Wasserglas greifen. Um das hinunterzuschlucken, was gegen Ende der Haushamer Bürgerversammlung gleich mehrfach seine Stimme wegbrechen ließ: ein dicker Kloß im Hals. Doch der Rathauschef war nicht erkältet, sondern bewegt: „Im Alltag verdrängt man es oft, aber ich mache grad so vieles zum letzten Mal“, bekannte Zangenfeind bei der Begrüßung der Haushamer im voll besetzten Bürgersaal. Dass ihm das nicht leichtfällt, ließ sich bei der Verabschiedung auch von den hintersten Stühlen aus erkennen: Mit einem tränenerstickten „Danke und Glück Auf“ beendete der Landratskandidat der FWG seine letzte Haushamer Bürgerversammlung.

Doch auch an anderer Stelle war an diesem Abend spürbar, dass sich in der Gemeinde eine Ära dem Ende zuneigt. Dritte Bürgermeisterin Ria Röpfl (FWG) schoss ein Erinnerungsfoto von Zangenfeind am Rednerpult, während Zangenfeind in seiner Dia-Show nicht nur auf die vergangenen zwölf Monate, sondern gleich auf seine gesamte, bald zwölfjährige Amtszeit zurückblickte. Und dabei angesichts der ebenfalls anwesenden drei Bewerber um seine Nachfolge erfreut feststellte, dass dieses Interesse auch ein Zeichen sei, „dass ich nicht alles an die Wand gefahren habe“.

Dank an Gemeinderäte und Rathausmitarbeiter

Gleich mehrfach betonte der scheidende Bürgermeister, dass alles Erreichte das Ergebnis einer Gemeinschaftsleistung aus Rathausverwaltung und Gemeinderat sei. Letzterer sei auch ein Spiegelbild des großen ehrenamtlichen Engagements in Hausham, denn hinter allen Entscheidungen und Projekten stecke viel Zeit und intensives Nachdenken.

Dass sich das gelohnt habe, belegte Zangenfeind mit vielen Zahlen. Hausham entwickle sich mit einem konstant leichten Wachstum auf rund 8500 Einwohner gesund. Einnahmen von vier Millionen Euro bei der Gewerbesteuer und sechs Millionen Euro bei der Einkommensteuer stünden für eine solide wirtschaftliche Basis mit erfolgreichen mittelständischen Betrieben. Dass auch die Gemeinde selbst – trotz eines Schuldenstands von gut 21 Millionen Euro Ende 2025 – gut aufgestellt ist, war quasi das Querschnittsthema im Sachvortrag des Bürgermeisters.

Fast 56 Millionen Euro habe Hausham in den vergangenen zehn Jahren investiert. Dank intensiver Nutzung von Förderprogrammen und Schaffung von bleibenden Gegenwerten habe man im selben Zeitraum aber nur rund 18 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen. „Die Kunst ist es, aus wenig Geld viel zu machen“, sagte Zangenfeind. Jedes Projekt sei im Gemeinderat sorgfältig abgewogen, jede Ausgabe auf den Prüfstand gestellt worden. „Ich könnte keine Investition nennen, die ich heute bereue.“

Rückblick auf Projekte und Investitionen

Beispiele, wo das Geld hingeflossen ist, zeigte der Rathauschef mit vielen Fotos. Darunter nicht nur von der Gemeinde selbst als Bauherrin verantwortete Projekte wie das neue Rathaus, das Neubaugebiet in Abwinkl, die Sanierung der Zentralen Sportanlage und des Alpengasthofs Glück Auf, die Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes oder die Großtagespflege an der Grenzstraße, sondern auch Vorhaben externer Stellen wie die Verlegung des Bahnübergangs, das Ärztehaus am Bahnhof oder die neuen Wohnhäuser auf dem alten Rathausgrundstück. Denn auch bei diesen seien Kosten bei der Gemeinde hängengeblieben. Bei letztem zum Beispiel habe man einen geringeren Verkaufserlös akzeptiert, um 30 Prozent der Wohnungen selbst an Einheimische vergeben zu können. „Auch das steckt in den 56 Millionen drin“, betonte Zangenfeind. Der Rathauschef räumte schon ein teilweise „sehr hohes Arbeitstempo“ in den vergangenen beiden Amtsperioden ein. „Aber wir haben vor zwölf Jahren versprochen, Hausham fit für die Zukunft zu machen.“

Dennoch gebe es auch für den neuen Bürgermeister und Gemeinderat noch genug zu tun. Ob die Ganztagsbetreuung in der Grund- und Mittelschule, die Zukunft der derzeit brach liegenden Pläne für das Gelände der früheren evangelischen Kirche, den südlichen Bahnhofsparkplatz oder die Entscheidung über eine Freizeitanlage mit Pumptrack an der Schlierach: „Traut euch was und geht – auch bei unangenehmen Themen – mit Mut und Entschlossenheit voran“, riet Zangenfeind.

Und irgendwann, kündigte der scheidende Rathauschef schmunzelnd an, werde auch er wieder in die Haushamer Bürgerversammlung kommen. „Als Zuhörer, der fiese Fragen stellt.“