Die Interessengemeinschaft schaltet wegen des Verkaufs der evangelischen Kirche die Rechtsaufsicht ein. Das Landratsamt soll die Vorgänge prüfen.
Glonn – Die Glonner Interessengemeinschaft „Kirche im Dorf“ (KiD), die nach eigenen Angaben aus rund 60 Menschen besteht, kritisiert Intransparenz des Rathauses im Zusammenhang mit dem Verkauf der evangelischen Kirche. Diese wurde inzwischen „entwidmet“ und soll an ein junges Glonner Ehepaar veräußert werden. Angekreidet wird Bürgermeister Josef Oswald (CSU), dass „nie öffentlich kommuniziert wurde, wie die Gemeinde in der Sache vorgeht“, alles sei im stillen Kämmerlein über die Bühne gegangen.
Pfarrer sagt: Kein tragfähiges finanzielles Konzept
Ziel von KiD war seit der Gründung, dass das Gebäude der evangelischen Kirche erhalten bleibt und als offener, gemeinwohlorientierter Begegnungs- und Kulturort genutzt wird. Denn, so Renate Glaser von der Interessengemeinschaft, in der Gemeinde gebe es einen erheblichen Bedarf an Räumen für Kultur, Integration, Jugendarbeit und Soziales. Die evangelische Kirchengemeinde habe sich anfangs offen für ein tragfähiges Nutzungskonzept gezeigt, sagt die Glonnerin, die für die ÖDP im Kreistag sitzt. Doch habe am Ende eben ein solches tragfähiges finanzielles Konzept auf Seiten der Marktgemeinde gefehlt, sagt Pfarrer Edzard Everts unserer Zeitung. Deswegen habe sich die Landeskirche für den Verkauf des denkmalgeschützten Gebäudes an Privatleute entschieden.
Bürgermeister: „Nicht aus der Hosentasche“
Die Interessengemeinschaft behauptet, dass die Marktgemeinde ein „Vorkaufsrecht zu Sonderkonditionen“ gehabt habe. Das bestreitet Bürgermeister Owald auf Nachfrage. Den Vorwurf, dass bürgerschaftliches Engagement „sichtbar ignoriert“ wurde, kontert er mit den Worten: „Mir ist unklar, wie man auf diese Idee kommen kann. Der Gemeinderat ist für die Belange aller Aufgaben einer Gemeinde zuständig. In Zeiten, in den finanzstärkere Gemeinden Vereinszuschüsse im vierstelligen Bereich streichen oder reduzieren, können Investitionen im wohl siebenstelligen Bereich mit der Folgebelasung nicht aus der Hosentasche bezahlt werden.“
Schon kurz nachdem die Ebersberger Zeitung im Herbst 2024 erstmals über die Verkaufsabsichten der evangelischen Kirche berichtet hatte, sagte Oswald sinngemäß, dass die Gemeinde aus Kostengründen das Gebäude nicht werde übernehmen, umbauen und unterhalten können. Auf die Frage, warum das Thema trotz des großen öffentlichen Interesses bisher nie öffentlich im Gemeinderat behandelt wurde, sagt der Rathauschef knapp: „Weil es dafür Gründe gab.“
Antrag an den Gemeinderat
Diese Gründe prüft derzeit die Rechtsaufsicht im Landratsamt, die von KiD eingeschaltet wurde. Oswald gibt sich gelassen. Er sei sich „absolut sicher“, richtig gehandelt zu haben. Mit Zielrichtung KiD fügt er an: „Zudem ist das verständliche Interesse einzelner Gemeindebürger noch lange nicht der Maßstab dafür, was wie nach Gemeindeordnung zu behandeln ist.“ Die Interessengemeinschaft hat beantragt, dass das Thema „ev. Kirche Glonn“ in der nächsten Gemeinderatssitzung am 16. Dezember im öffentlichen Teil zur Sprache kommt.