Ein Vorfall mit einem stark alkoholisierten italienischen Lokführer sorgte am Mittwochnachmittag in Hall im österreichischen Bundesland Tirol für Aufsehen. Der 50-jährige Triebwagenführer eines privaten Logistikunternehmens missachtete ein Schutzsignal und setzte seine Fahrt trotz Anweisung der ÖBB-Fahrdienstleitung fort.
Um den Güterzug zu stoppen, musste der Strom abgeschaltet werden. Die Tiroler Polizei leitete daraufhin Maßnahmen ein und zeigte den Mann an. Darüber berichtet der "Standard" unter Berufung auf die Nachrichtenagentur APA.
Zug fährt von Anfang an auffällig
Schon im Bahnhofsbereich von Hall fiel der Lokführer durch ungewöhnliches Verhalten auf. Mehrfach blieb der Zug ohne ersichtlichen Grund stehen, bevor er schließlich in Richtung Westen fuhr und ein Schutzsignal ignorierte. Die ÖBB-Fahrdienstleitung hatte ihm zuvor die Weiterfahrt untersagt, doch der Mann setzte seine Fahrt fort. Daraufhin wurde der Strom abgeschaltet, um den Zug zu stoppen.
Nach dem Stromabschalten begab sich der 50-Jährige auf die Gleise im Bereich des Zuges. Aus Sicherheitsgründen führte die Fahrdienstleitung einen "Nothalt" durch und alarmierte die Polizei. Ein durchgeführter Alkoholtest bestätigte die starke Alkoholisierung des Mannes.
Erst im November gefährdete ein 53-jähriger Lokführer 250 Passagieren, als er einen voll besetzten Regionalexpress mit 2,67 Promille in NRW steuerte. Nachdem der Fahrer den Bahnsteig verpasste, kam der Zug auf freier Strecke zum Stehen.
Lokführer muss zahlen und darf wohl 6 Monate nicht mehr arbeiten
Gleich mehrere Stationen verpasste ein S-Bahn-Fahrer im Raum Stuttgart im Jahr 2022. Zudem vergaß der Mann, bei dem später ein Atemalkoholwert von 2,8 Promille festgestellt wurde, an mehreren Stationen, die Türen zu öffnen. Der genaue Atemalkoholwert des italienischen Zugführers im aktuellen Fall ist nicht bekannt.
Laut Angaben der österreichischen Polizei musste der Lokführer jedoch eine Sicherheitsleistung im unteren vierstelligen Eurobereich hinterlegen. Zudem droht ihm der Entzug seiner Berechtigung zum Führen von Triebwagen für sechs Monate. Der Mann stammt aus der Lombardei und war für die Fahrt eines Güterzugs vom Bahnhof Hall nach Verona verantwortlich.
Blackbox Führerstand: Vorne ist es einsam und unbeobachtet
Es gibt also immer wieder Fälle, in denen Lokführer unverantwortlich handeln und zur Gefahr für den Eisenbahnverkehr werden. Neben persönlichen Gründen wie Krisensituationen oder einer Suchterkrankung kann dies auch durch die Einsamkeit im Führerstand bedingt sein. Im Führerstand sitzen Lokführer ganz allein und unbeobachtet.
Daraus jedoch ein generelles Problem abzuleiten, macht wenig Sinn. Der Lokführer und Influencer Peterle Sky sagt, dass Geselligkeit in den Pausenzeiten ihm ausreicht, und unterscheidet zwischen Einsamkeit und dem angenehmen Alleinsein beim Zugfahren. Viele würden den Job eben wegen der Ruhe auswählen.
Auch eine Sichtkontrolle durch geöffnete Rollos in der Tür zum Führerstand wäre laut Äußerungen von Lokführern im Internetforum Reddit kaum sinnvoll: "Ich hätte am Ende auch keinen Bock, dass mir beim Aussteigen 'Bahn-Bernd' erklärt, was ich hätte anders machen müssen", erläutert einer.