Ein Leben für jene, die keine Stimme haben, ein Wirken über Jahrzehnte, getragen von Beharrlichkeit, Mut und tiefer Verantwortung. Wenn der Bayerische Tierschutzpreis zum 25. Mal verliehen wird, dann erzählt dieser Moment nicht nur von einer Auszeichnung. Er erzählt von Menschen, die das Wohl von Tieren zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben. Von Menschen wie Tessy Lödermann.
Garmisch-Partenkirchen - Herausragendes Engagement und besondere Leistungen im Tierschutz werden in Bayern seit vielen Jahren mit dem Tierschutzpreis der Bayerischen Staatsregierung gewürdigt. Tierschutz ist ein hohes Gut, seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert. In diesem Jahr steht die Auszeichnung unter dem Jubiläumsmotto „25 Jahre Bayerischer Tierschutzpreis, Ein Leben für den Tierschutz“.
Die Jury setzt sich aus Vertretern des Umweltministeriums, von Tierschutzorganisationen, der Tierärzteschaft, der Wissenschaft und der Landwirtschaft zusammen. Der Preis ist mit insgesamt 19.000 Euro dotiert und wird auf drei Preisträgerinnen sowie sieben Sonderpreise verteilt.
Unter den diesjährigen Ausgezeichneten steht ein Name, der weit über die Region hinaus Bedeutung hat: Tessy Lödermann. Seit mehr als 40 Jahren engagiert sie sich für den Tierschutz in Bayern. Als Mitglied des Bayerischen Landtags brachte sie eine Gesetzesinitiative auf den Weg, die schließlich zur Aufnahme des Tierschutzes in die Bayerische Verfassung führte. Ein Schritt, der bis heute nachwirkt.
Ihr unermüdlicher Einsatz zeigt sich aber vor allem dort, wo die Hilfe unmittelbar ankommt. Mit großer Leidenschaft verwirklichte sie ihren Traum vom Bau eines vorbildlichen Tierheims in Garmisch-Partenkirchen, das sie seit über zwei Jahrzehnten ehrenamtlich leitet. Eine Einrichtung, die weit mehr ist als ein Schutzraum für Tiere. Sie ist ein Ort, an dem Vertrauen wächst und neue Chancen entstehen.
Interview mit Tessy Lödermann
Wie haben Sie die Preisverleihung empfunden?
„Es war ein sehr schöner Abend im Alten Rathaus in Nürnberg. Ich habe mich sehr über die Auszeichnung und die guten Worte von Staatsminister Thorsten Glauber gefreut und auch darüber, dass ich viele Menschen und WeggefährtInnen aus dem Tierschutz getroffen habe.“
Was hat Sie damals in den 80er, 90er Jahren dazu bewegt, sich so stark für Tiere einzusetzen?
„Es waren die Bilder von Tieren auf den Langzeitlebendtransporten, im Tierversuch und in den Pelztierfarmen. Ich musste einfach etwas gegen das Leid der Tiere tun. Ich war schon immer stark geprägt von Mitgefühl für Menschen und Tiere und kann bis heute Ungerechtigkeit und Leid nicht einfach hinnehmen.“
Was treibt Sie heute noch täglich an?
„Ich kann mir ein Leben ohne Tierschutz nicht vorstellen. Es muss soviel getan werden, aktuell auch für die Menschen und Tiere in dem brutalen Krieg in der Ukraine. So senden wir aus dem Tierheim mehrmals im Monat Hilfslieferungen mit medizinischem Bedarf an die Krankenhäuser und Tierfutter und Boxen an die Tierschützer nach Charkiw.“
Ihr Herz schlägt besonders für das Tierheim in Garmisch Partenkirchen. Was macht dieses Tierheim für Sie so besonders?
„Seit 1999 haben wir das Tierheim in Garmisch-Partenkirchen in mehreren Bauabschnitten gebaut. Hier konnte ich mit wunderbaren Menschen zusammen unseren Traum von einem echten Heim für Tiere verwirklichen. Ein Tierheim in dem in dieser Zeit über 40.000 Tiere den Weg in ein besseres Leben fanden und in dem auch Kunst, Kultur, Kinder- und Jugendarbeit und die Begegnung mit Menschen einen festen Platz haben.“
Welche Herausforderungen begegnen Ihnen dort aktuell?
„Jeder Tag bringt neue Herausforderungen mit sich, weil täglich Tiere aufgenommen werden müssen oder Tierschutzfälle gemeldet werden. Auch gilt es, den Betrieb des Tierheims zu finanzieren, gute Mitarbeiter zu finden und unseren „mittelständischen Betrieb“ am Laufen zu halten.“
Gab es ein Tier oder ein Erlebnis, das Sie besonders berührt hat?
„Ich hatte viele berührende Erlebnisse. Besonders war aber sicherlich die „Aktion Ponyrettung“ bei der wir 2007 108 Ponys und Pferde von einem Schlachttiertransport von Holland nach Italien gerettet und bis zur Vermittlung vier Monate lang, mit einem wunderbaren Team, in einer geschlossenen Quarantäne betreut haben. Das war für uns alle psychisch und körperlich sehr belastend. Und am Ende war es eine große Freude, ja, pures Glück, als unsere Schützlinge auf beste Plätze vermittelt wurden und leben durften.“
Wie hat sich die Tierschutzarbeit in Bayern aus Ihrer Sicht entwickelt?
„Es gibt auch in Bayern noch viel zu tun. Die Zeit der großen Demonstrationen für Tierrechte ist leider vorbei, weil wir nicht mehr tausende von Menschen „auf die Straße bringen“. Aber es ist schön, dass es in Bayern nun auch eine Tierheimförderung gibt und neue Allianzen entstanden sind. Zum Beispiel mit unseren Landwirten beim gemeinsamen Kampf für den Erhalt unserer guten, kleinbäuerlichen Landwirtschaft.“
Worauf sind Sie persönlich heute besonders stolz?
„Dass es ein Gesetzentwurf aus meiner Feder war – ich war damals Mitglied des Bayerischen Landtags – der dazu führte, dass in Zusammenarbeit mit den Tierschutzbewegten in den anderen Fraktion in den Artikel 141 Bayerische Verfassung der Satz eingefügt wurde: „Tiere werden als Lebewesen und Mitgeschöpfe geachtet und geschützt.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Tierschutzes?
„Ich wünsche mir, dass das Tierschutzgesetz konsequent umgesetzt und der Artikel 141 Bayerische Verfassung auf allen Ebenen mit Leben erfüllt wird. Ich wünsche mir eine Welt frei von Gewalt gegen Mensch und Tier.“
Was möchten Sie jungen oder neuen Menschen mitgeben, die sich engagieren möchten?
„Traut Euch, habt den Mut zum Träumen und zum Handeln. Der gute alte Goethe hat es treffend formuliert: ´Willst Du glücklich sein im Leben, trage bei zu anderer Glück, denn die Liebe, die wir geben, kehrt ins eigene Herz zurück.“
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