Nach Wahlwerbung am Weihnachtsmarkt: Diakonie äußert sich zu Vorfall am Kindergartenstand

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Der Adventskalender der Kinderhilfe Oberland des Kinderhauses an der Untereggstraße in Peiting ist beim jährlichen Weihnachtsmarkt bei den Kindern ein Publikumsmagnet. © Hans-Helmut Herold

Für Gesprächsstoff hat am Wochenende die Verlosung von Werbeartikeln des BVP-Bürgermeisterkandidaten Fabian Kreitl auf dem Peitinger Weihnachtsmarkt gesorgt. Jetzt hat sich die Diakonie München und Oberbayern zu dem Vorfall geäußert.

Peiting – Es war warm in der Zechenschenke, doch das hielt Tobias Kalbitzer nicht davon ab, mit Wintermütze auf dem Kopf an den Rednertisch bei der Aufstellungsversammlung der BVP zu treten. Zumindest zu Beginn, denn gleich nach seinen ersten Worten nahm er sie wieder ab. Nicht, dass auch seine Chefin gleich einen Anruf bekomme, er wolle schließlich keinen Ärger, frotzelte Schongaus früherer 2. Bürgermeister, der die Moderation des Abends als Freundschaftsdienst für Fabian Kreitl übernommen hatte.

Es war eine Anspielung auf den Weihnachtsmarkt am Wochenende, denn die Mütze, die Kalbitzer trug, war nicht irgendeine, sondern eines jener Exemplare mit Kreitls Logo, die als Losgewinn an einem Kindergartenstand ausgegeben worden waren und für gehörige Aufregung gesorgt hatten. Am Samstag ließen die Verantwortlichen auf Geheiß von Diakonie-Vorstandssprecherin Andrea Betz die Werbematerialien entfernen – just nachdem sie laut Kalbitzer mit Peitings Bürgermeister Peter Ostenrieder telefoniert hatte. Hatte also der Rathauschef interveniert?

Der bestätigt auf Nachfrage das Telefonat, sieht sich aber zu Unrecht in der Rolle des bösen Buben. Er sei schon am Freitag von Besuchern auf die Gewinne angesprochen worden. „Wir haben darüber gewitzelt, dass es unterschiedliche Wege gibt, Wahlkampf zu machen.“

Tags darauf sei er mit Betz bei seinem Besuch in Herzogsägmühle auf das Thema zu sprechen gekommen. „Für mich war das eigentlich schon erledigt, da ich nicht davon ausgegangen bin, dass die Verlosung am Samstag weitergeht.“ Betz habe ihn aber gebeten, sie andernfalls zu informieren, sagt Ostenrieder. Genau das habe er gemacht, als er bei seiner Ankunft in Peiting von Gemeinderatskollegen darauf aufmerksam gemacht worden sei. „Es hat keinerlei Weisungen oder Wünsche meinerseits dazu gegeben. Das stünde mir gar nicht zu“, betont er.

Auf Anfrage teilt Betz mit, dass man den Vorgang sehr bedauere. Die Diakonie stünde für Offenheit, Teilhabe und demokratische Grundprinzipien. „Parteipolitische Neutralität ist uns sehr wichtig.“ Produkte eines Bürgermeisterkandidaten als Losgewinne auszugeben, widerspräche diesen Standards zur politischen Neutralität. „Wir nehmen den Vorfall zum Anlass, intern genau zu besprechen, wie wir künftig die Bedeutung unserer parteipolitischen Neutralität als Diakonie überall sicherstellen.“

Kreitl selbst erklärt, er sei von der Einrichtung für Verlosungs-Artikel angefragt worden, und habe in der Spende kein Problem gesehen. Er zählt auf: Gespendet hätte er für den Stand des Kinderhauses an der Untereggstraße drei Mützen, zwei Schildmützen, fünf Turnbeutel, 40 Blöcke und 40 Stifte mit Kreitl-Logo. „Ich wollte auf keinen Fall, dass jemand deshalb Ärger bekommt.“

Franz Seidel derweil kann die Aufregung nicht verstehen. „Ob das in Ordnung war, darüber kann man sicher geteilter Meinung sein“, räumt der BVP-Vorsitzende zwar ein. Er selbst sehe die Sache weniger problematisch. „Ich hätte das nicht so hochgespielt.“