„Grenzt an ein Wunder“ – Radfahrer treffen seltenes Tier: Experte gibt Tipps

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Zwei Radfahrer entdecken eine Luchsfamilie im Harz. Eine seltene und magische Begegnung, die sie in einem Video festhalten.

Schierke – Zwei Radfahrer erlebten auf ihrer Tour zum Brocken eine außergewöhnliche Begegnung. Auf der Straße entdeckten sie ein Tier, das nicht nur als scheu, sondern auch als bedroht gilt. Und es war nicht nur ein Exemplar, sondern gleich drei. Die Radler Lyn und Jan hielten diesen besonderen Moment mit einem kurzen Video fest, das sie auf Instagram teilten.

Auf Video festgehalten: Radlerin Lyn trifft auf dem Weg auf dem Brocken-Gipfel auf einen der Luchse und hält Abstand. © Screenshots Instagram

Lyn veröffentlichte dazu mehrere Beiträge. In einem schrieb sie: „Wow, war das magisch. Wir haben einfach drei Eurasische Luchse bei unserer Ausfahrt gesehen, wahrscheinlich eine Mutter mit zwei Jungen. Es gibt deutschlandweit weniger als 200 Luchse.“ Im Video sieht man, wie ein Luchs vor ihnen auf der Straße sitzt, während Lyn auf ihn zufährt. Jan, der filmt, warnt: „Ich weiß nicht, ob die einen angreifen.“

„Moment, den man nie vergessen wird“: Radfahrer treffen seltenes Tier

„Das ist ein Moment, den man nie vergessen wird“, kommentierte ein Nutzer. Als der Luchs die Straße überquerte, hielten die Radfahrer an und stiegen ab. Das Tier saß zunächst still und schaute in die Kamera, bevor es neugierig auf die Radler zuging. Die beiden drehten um, während der Luchs ihnen nachschaute. Das Video ist mit dem Titel „Reflections of Mufasa“ aus dem Disney-Film „Der König der Löwen“ unterlegt.

Ein Kommentator schrieb begeistert: „Das grenzt an ein Wunder“, und fügte hinzu: „Luchse sind eigentlich sehr scheue Tiere. Fühlt euch geehrt, ihr wurdet handverlesen.“ Ein anderer Nutzer meinte: „Soooo krass. Das ist ein Moment, den man nie vergessen wird.“ Auch Wortspiele wie „Luchs good“ und „Das war ein echter Luchsus“ fanden ihren Platz in den Kommentaren.

Wissenswertes über Luchse

Schulterhöhe: 50 bis 70 Zentimeter

Kopf-Rumpf-Länge: 85 bis 110 Zentimeter

Schwanz-Länge: 15 bis 20 Zentimeter

Gewicht (Harz-Population): 15 bis 25 Kilogramm

Lebenserwartung: bis zu 17 Jahre in freier Wildbahn, teilweise über 20 Jahre in Gefangenschaft

Quelle: Luchs-Projekt Harz

Radfahrer wollten erst gar nicht aufbrechen – und treffen Luchs

In einem weiteren Beitrag erklärte Lyn, dass die Begegnung mit den Luchsen ein glücklicher Zufall war. Eigentlich hatte sie andere Pläne, doch diese wurden „alles in letzter Minute abgesagt“. Zunächst war sie „im ersten Moment wirklich sehr genervt“. Doch letztlich war es ein Glücksfall: „Also sind wir spontan zu einer Rennradtour gestartet, 2,5 Stunden von zu Hause entfernt… und hatten eine wunderschöne Ausfahrt, bei der wir einfach eine Luchsfamilie sehen durften.“ Am Ende war „alles perfekt“.

Der MDR Sachsen-Anhalt berichtete ebenfalls über die Sichtung und wies darauf hin, dass Luchsbeobachtungen auf der Website des Luchs-Projekts Harz gemeldet werden können. So kann der Nationalpark Harz die Luchspopulation in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen überwachen. „Luchse kommen inzwischen überall im Harz vor. Trotzdem sind Sichtbeobachtungen immer noch relativ selten“, erklärte Ole Anders vom Nationalpark Harz.

Er betonte die Wichtigkeit von „Respekt dem Tier gegenüber“. Menschen sollten sich den Luchsen nicht nähern und ihre Hunde anleinen. Der gefilmte Luchs sei ein Jungtier aus diesem Jahr. Bereits zuvor hatte eine Sichtung durch einen Autofahrer für Aufsehen gesorgt, und auch ein Naturfotograf hatte die Tiere vor die Linse bekommen.

Luchs erkennen: Mensch als größter Feind

Luchs-Experte Anders beschreibt die Tiere: „Luchse haben sehr lange Beine und sind etwa so hoch wie ein Schäferhund. Sie haben einen sehr kurzen Schwanz für eine Katze, der hat auch so eine schwarze Quaste, die sehr auffällig ist. Außerdem haben sie schwarze Pinsel auf ihren Ohren und verfügen über einen recht markanten Backenbart.“

Laut dem Luchs-Projekt Harz sind Luchse Einzelgänger mit festen Revieren. Männchen durchstreifen bis zu 300 Quadratkilometer, Weibchen bis zu 200. Sie sind vor allem in der Dämmerung und nachts aktiv. Die Wurfzeit liegt zwischen Mai und Juni, wobei ein Wurf bis zu vier, selten fünf Junge umfassen kann.

Luchse, die auch in Hessen und Baden-Württemberg wieder heimisch werden sollen, sind Fleischfresser und ernähren sich hauptsächlich von Paarhufern wie Rehen, aber auch von jungem Rehwild oder Mufflons. In der Regel erbeutet ein Luchs pro Woche mehr als ein Tier der Größe eines Rehs.

Die Deutsche Wildtier Stiftung schätzt die Luchspopulation in Deutschland auf etwa 140 Exemplare und erwähnt auch Kleinsäuger wie Feldhasen und Schermäuse als Nahrung. Ausgewachsene Luchse haben hierzulande keine natürlichen Feinde. Die größte Bedrohung stellt der Mensch dar, „der seinen Lebensraum zerstört und ihn manchmal sogar verfolgt“.

Viele Luchse sterben im Straßenverkehr, da sie die Gefahr auf Autobahnen und Bundesstraßen schwer einschätzen können. Wildbrücken und geeignete Unterführungen werden empfohlen, da diese von den Tieren gut angenommen werden. (Quellen: Instagram, MDR Sachsen-Anhalt, Luchs-Projekt Harz, Deutsche Wildtier Stiftung) (mg/jh)