Reporter: „Gouverneur (Tim) Walz (Minnesota, Demokratische Partei) hat Sie gebeten, die MRT-Aufnahmen freizugeben.“
Präsident Trump: „Gouverneur Walz? Meinen Sie den inkompetenten Gouverneur Walz? Wenn sie die Aufnahmen freigeben wollen, habe ich nichts dagegen. Das ist in Ordnung. Es ist perfekt, absolut perfekt.“
Reporterin: „Können Sie uns sagen, was die sich angesehen haben?“
Trump: „Was veröffentlicht wird?“
Reporterin: „Nein, nein, nein. Welchen Teil Ihres Körpers hat die MRT untersucht?“
Trump: „Ich habe keine Ahnung – es war nur eine MRT. Welchen Teil des Körpers? Es war nicht das Gehirn, denn ich habe einen kognitiven Test gemacht und ihn mit Bravour bestanden. Ich habe die volle Punktzahl erreicht, was Sie nicht schaffen würden. Auf Wiedersehen, alle zusammen.“
Ist Donald Trump fit genug für sein Amt?
Das ist ein Ausschnitt aus einer Begegnung von Donald Trump mit Journalisten am Montag. Ist ein Präsident, der weiß, dass sein Körper gescannt wurde, aber nicht sagen kann, um welches Körperteil es ging, fit für sein Amt? Zumindest fitter, als es sein Vorgänger Joe Biden in seiner letzten Amtsphase war?
Ihn verspottete Trump als „Sleepy Joe“ und im Wahlkampf höhnte er wegen zunehmender Hinweise auf die körperliche wie geistige Gebrechlichkeit des Präsidenten: „Ich glaube nicht, dass er weiß, dass er lebt.“
Offizieller Gesundheitscheck: Trumps MRT-Ergebnisse liegen vor
Inzwischen wurden die Ergebnisse der Magnetresonanztomographie veröffentlicht. Es ging um Trumps Herz-Kreislauf-System, und Sean Barbabella, Arzt des Weißen Hauses, bestätigte, dass „alle untersuchten Organe im normalen Bereich funktionieren und keine akuten oder chronischen Probleme vorliegen“.
Dennoch steht Trump, der bei seinem Amtsantritt im Januar mit 78 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte war, noch einige Monate älter als Vorgänger Biden, selbst unter Beobachtung. Denn von ihm, dem inzwischen 79-Jährigen, wird das gleiche Maß an Dauerleistung abverlangt wie von deutlich jüngeren Präsidenten, etwa Bill Clinton und Barack Obama, die mit 46 beziehungsweise 47 Jahren ins Weiße Haus einzogen.
Zum Standardprogramm von Präsidenten gehören regelmäßige Reisen durch verschiedene Zeit- und Klimazonen, ständige Jetlags, ein Trommelfeuer an Terminen zu innen- und außenpolitischen Themen, Auftritte, bei denen auf jedes Wort und jede Bewegung geachtet wird, und eine gewaltige Verantwortung für jede Entscheidung – ist der Republikaner in seiner zweiten Amtszeit diesem Stress noch gewachsen?
US-Präsident ist rund um die Welt unterwegs
Trump ist weiterhin rund um die Welt unterwegs, er lässt die Medien vor und nach Veranstaltungen häufiger an sich heran als es Biden tat und auch viel regelmäßiger als Obama, der die Journalisten auf Distanz hielt und dennoch von ihnen verehrt wurde. Trump hingegen trifft Spitzenpolitiker in aller Welt, stets sucht er nach dem nächsten „Deal“ zum Wohle der USA und, mutmaßlich noch davor, zum Wohle seiner Familie.
Unabhängig davon, ob man seine Politik mag, was ausweislich der Umfragewerte bei immer weniger Amerikanern der Fall ist, es lässt sich nicht absprechen, dass der Präsident weiterhin „Stamina“ an den Tag legt, jene kämpferische Ausdauer, für die es im Deutschen kaum einen passenden Ein-Wort-Begriff gibt.
Terminkalender enthüllt: Trump kürzt öffentliche Auftritte
Die „New York Times“ hat indes genauer hingeschaut. Laut ihrer Analyse des öffentlich einsehbaren täglichen Terminplans des Präsidenten sehen die Amerikaner „ein Jahr nach Beginn seiner zweiten Amtszeit Mr. Trump seltener als früher“. Und weiter: „Er hat weniger öffentliche Auftritte und reist im Inland deutlich weniger als zum gleichen Zeitpunkt seines ersten Amtsjahres 2017, unternimmt jedoch mehr Auslandsreisen. Er hat auch einen kürzeren öffentlichen Terminkalender als früher. Die meisten seiner öffentlichen Auftritte finden im Durchschnitt zwischen 12 und 17 Uhr statt.“
Nun versuchte auch der körperlich fitte Obama Abendtermine akribisch zu vermeiden, weil er mit First Lady Michelle und den beiden bei seinem ersten Amtsantritt zehn- und siebenjährigen Töchtern regelmäßig am Dinnertisch sitzen wollte.
Allerdings: Wenn Trump sich die Abende freihält, belegt das kaum seinen Familiensinn. Seine fünf Kinder von drei Ehefrauen sind allesamt volljährig, vier von ihnen haben bereits selbst Kinder. Der jüngste Sohn, Barron, ist 19, studiert an der New York University und lebt mit seiner Mutter Melania wieder im Trump Tower in deutlicher räumlicher Distanz zum Weißen Haus.
Video-Beweis: Kämpft US-Präsident Trump gegen den Schlaf?
Trotz der zumeist freien Abende wirkt Trump, der keinen Tropfen Alkohol trinkt, mitunter übermüdet. Im Netz kursiert ein Video, aufgenommen im Weißen Haus am 6. November kurz nach 11 Uhr bei einer Begegnung mit Pharma-Vertretern, mit denen Trump „enorme Preissenkungen von 200, 300, 500, 700 Prozent und sogar noch mehr“ (so die Erklärung des Präsidenten) für Mittel zur Gewichtsreduktion ausgehandelt hatte. Während die Pharma-Manager hinter seinem Schreibtisch aufgereiht stehen und nacheinander von ihren Produkten und dem erzielten Übereinkommen sprechen, sinken Trumps Augenlider mehrfach, dann öffnet er sie wieder, um kurz darauf offenkundig erneut gegen den Schlaf anzukämpfen.
Auch als hinter dem Präsidenten einer der Firmenvertreter, nach unterschiedlichen Meldungen entweder ein Manager oder ein mit dem Medikament behandelter Patient, wegen eines Schwächeanfalls kollabiert, wirkt Trump weiterhin zunächst passiv. Die Presse wird des Raumes verwiesen. Erst nachdem der Kollabierte aus dem Oval Office gebracht worden ist und die Presse wieder hineingelassen wird, wirkt Trump munter. „Er wird ärztlich betreut, aber es geht ihm gut“, versicherte er.
Tage vor dem Oval-Office-Schläfchen waren nicht dicht gefüllt
Wer in den Rollcall-Kalender des Präsidenten schaut, wird feststellen, dass die Tage vor jenem Donnerstag nicht sonderlich dicht gefüllt waren mit Terminen. Am Montag, 3. November, sprach Trump per Telezuschaltung bei zwei Wahlkampfkundgebungen in Virginia um 19 Uhr und in New Jersey um 19:30 Uhr. Davor und danach hatte er keine Amtsgeschäfte.
Am Dienstag, 4. November, hatte Trump überhaupt keinen offiziellen Termin. Am Mittwoch, 5. November, war der Kalender etwas dichter gefüllt, mit einer Rede von Trump um 8:30 Uhr beim Frühstück mit republikanischen Senatoren auf dem Kapitol und anschließend einem Flug nach Miami. Dort sprach er um 13 Uhr auf dem American Business Forum und ließ sich anschließend von Fox News interviewen. Gegen 18 Uhr war er wieder im Weißen Haus.
Und am Donnerstag begann Trumps Kalender erst mit der erwähnten Veranstaltung mit den Pharma-Firmen im Weißen Haus um 11 Uhr. Das war nicht viel Stress. Aber vielleicht hatte er ja in der Nacht schlecht geschlafen.
Wie alt dürfen Staatslenker sein? Die Alters-Frage in der Politik
Wie alt dürfen Staatslenker sein? Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz ist 70 und wirkt jünger. Konrad Adenauer, der erste Kanzler der Bundesrepublik, war bei seinem Amtsantritt 73 und trat nach 14 Jahren als 87-Jähriger zurück – obwohl er selbst gern weitergemacht hätte. Trump wird nur noch maximal bis Januar 2029 im Amt sein können, fünf Monate vor seinem 83. Geburtstag. Aber über seine Gesundheit wird immer wieder spekuliert.
Schon im Januar 2024 vermerkte "Newsweek", dass Trump bei manchen Wahlkampfauftritten undeutlich sprach oder den Namen Obama nannte, während er offenkundig Biden attackieren wollte. Im August 2024, in der heißen Phase des Rennens um das Präsidentenamt, berichtete KFF News, das auf gesundheitspolitische Themen fokussierte Portal der Kaiser Family Foundation, unter Berufung auf Experten, Reden von Trump „wiesen vermehrt kurze Sätze, eine verwirrende Wortstellung und Wiederholungen sowie ausgedehnte Abschweifungen auf“. Eine formale Diagnose lehnten die Experten ab, weil sie Trump nicht untersuchen konnten.
Nun sind Aussetzer in anstrengenden Wahlkampfzeiten nicht überraschend, gerade bei einem Mann in Trumps Alter. Dass er, abgesehen von seinem Golfen, zu wenig Sport macht und sich ungesund ernährt (Stichwort: Burger und Coke), haben viele Beobachter kritisiert. Zudem haben die Ärzte des Weißen Hauses im Juli beim Präsidenten eine chronische Veneninsuffizienz diagnostiziert, nachdem er Schwellungen in seinen Beinen bemerkt hatte.
Doch eine solche Diagnose ist weder lebensgefährlich noch ungewöhnlich. Etwa einer von 20 Erwachsenen ist davon betroffen, schrieb "Time" seinerzeit unter Berufung auf Johns Hopkins Medicine.
Warum es wichtig ist, dass Medien auf Verfassung des Präsidenten schauen
Es ist gut, wenn die Medien der Verfassung des Präsidenten der USA ein großes Maß an Beobachtung widmen. Das Team von Biden hatte es zu lange geschafft, den Verfall des Präsidenten zu kaschieren, und viele Journalisten schwiegen zu lange über die sichtbaren Symptome, um Trumps Chancen im Wahlkampf nicht zu erhöhen.
Bei Trump tun sich die Medien leichter, sie werden gern bereit sein, über alle seine Schwächen zu berichten. Ob sie damit diesmal jedoch ein faires Bild zeichnen oder den Politiker beschädigen wollen, den die meisten US-Journalisten ablehnen, ist indes nicht klar.
Dass beide Parteien, Demokraten wie Republikaner, in den Wahlkampf 2024 mit Kandidaten im hohen Rentenalter zogen, hat die Chancen auf gesundheitliche Probleme im Amt zweifellos erhöht. Schon im Februar 2024 ätzte der konservative Historiker und Reagan-Biograf Craig Shirley zum Wahlkampf der beiden reifen Herren unter Anspielung auf die traditionelle Distanz bei einem Duell: „Man könnte diesen Wahlkampf auch ‚Bettpfannen, 20 Schritte Entfernung‘ nennen.“