Von Tiroler Start-up entwickelt: Lkws, die hier abbremsen, produzieren automatisch Strom

Das österreichische Green-Tech-Start-up REPS (Road Energy Production System) hat im Hamburger Hafen das weltweit erste kommerzielle Straßenkraftwerk in Betrieb genommen. Auf dem Gelände des Hamburger Container Service verwandelt eine zwölf Meter lange Teststrecke nun die bisher verlorene Energie schwerer Fahrzeuge in sauberen Strom.

Start-up nutzt Straßen als Energiequelle

„Der Hamburger Hafen ist ein Symbol für Bewegung und Fortschritt. Genau deshalb ist er der ideale Ort, um zu zeigen, dass es möglich ist, Straßen in nachhaltige Energiequellen zu verwandeln“, sagt REPS-Gründer Alfons Huber. 

Der Erfinder und Physikbegeisterte hatte schon in jungen Jahren, die Idee, die Welt klimafreundlicher zu gestalten: „Ein Jahr lang berechnete und simulierte ich alles. Mein Notizbuch war voll“, erklärte der damals 27-Jährige im Interview mit der Tiroler Wirtschaftskammer. Die Eröffnung des Straßenkraftwerks in Hamburg ist für den Österreicher nun ein echter Meilenstein.

Alfons Huber REPS
Alfons Huber, hier bei der Premiere in Hamburg, gewann bereits 2022 für seine Idee den Innovationspreis der Tiroler Wirtschaftskammer. REPS

So funktioniert das Straßenkraftwerk

Das System erzeugt bis zu 254-mal mehr Strom als herkömmliche Dynamo-Lösungen. Bereits 16 Lkw-Überfahrten über eine einzelne Anlage liefern eine ganze Kilowattstunde. Zum Vergleich: Mit einer Kilowattstunde lassen sich etwa 60 Smartphones komplett aufladen oder rund sechs Kilometer mit einem E-Auto fahren. 

Und so funktioniert das Ganze Schritt für Schritt:

  1. Einbau in die Fahrbahn: Das modulare Straßenkraftwerk wird nur 10 cm tief in die Straße eingelassen. Flache Druckplatten liegen exakt auf Straßenniveau und werden bevorzugt dort installiert, wo Fahrzeuge ohnehin stark abbremsen, etwa vor Ampeln, Stoppschildern, Mautstellen oder im Hafenbereich.
  2. Fahrzeug fährt darüber und bremst: Wenn ein schweres Fahrzeug (vor allem Lkw) über die Platte rollt und gleichzeitig bremst, wirken das hohe Fahrzeuggewicht und die Bremsverzögerung zusammen als besonders starke Kraft nach unten.
  3. Druckplatte wird leicht heruntergedrückt: Die Stahlplatte gibt um wenige Millimeter bis Zentimeter nach. Diese Bewegung überträgt die mechanische Energie nach unten.
  4. Energieübertragung durch Hydraulik: Über ein Hydrauliksystem wird der Druckimpuls an einen patentierten, permanentmagnetisch gelagerten mechanischen Energiewandler weitergeleitet.
  5. Stromerzeugung durch Magnet-Kinematik: Beim Herunterdrücken bewegen sich Permanentmagnete relativ zu Kupferspulen (oder umgekehrt). Durch diese Relativbewegung entsteht nach dem Prinzip der elektromagnetischen Induktion elektrischer Strom.
  6. Einspeisung und Nutzung: Der erzeugte Strom wird vor Ort gesammelt, bei Bedarf umgewandelt und direkt ins Stromnetz des Hafens, in Batteriespeicher oder in Anwendungen wie elektrische Stapler, Lade-Stationen für E-Lkw oder die Hafenbeleuchtung eingespeist.
REPS-Straßenkraftwerk System
Das REPS-Straßenkraftwerk wandelt die Bremsenergie von Fahrzeugen direkt in Strom um, indem in die Straße eingelassene Druckplatten bei jedem Fahrzeug heruntergedrückt werden REPS

Hamburg als perfektes Testfeld

HPA-Chef Jens Meier betont: „Mit seiner hohen Anzahl an Lkw-Fahrten und seiner Rolle als zentrale Logistikdrehscheibe bietet der Hamburger Hafen ideale Bedingungen, um Technologien wie REPS praxisnah zu erproben.“ Der Hafen will bis 2040 klimaneutral sein – das Straßenkraftwerk ist ein konkreter Baustein.

Eine interne Studie zeigt: Würden 229 Systeme an geeigneten Stellen in Hamburg (Rampen, Kreuzungen, Verladepunkte) installiert werden, könnten jährlich rund 10 Gigawattstunden Strom gewonnen und die CO2-Emissionen des Hafenverkehrs um knapp zehn Prozent gesenkt werden.

Nächste Schritte: Serienproduktion und internationale Pilotprojekte

Nach der Hamburg-Premiere plant REPS für 2026 die Serienfertigung und weitere Pilotanlagen – unter anderem im Hafen von Barcelona und in einem Logistikzentrum in Bologna.

Im Hamburger Hafen rollt der Verkehr weiter – nur dass ein Teil der Brems- und Rollenergie ab sofort nicht mehr verloren geht, sondern als Strom in die Steckdose fließt.