19-jähriger Lehrer erobert Klassenzimmer: „Ich werde ständig für einen Schüler gehalten“

Ernesto Fedele hat einen außergewöhnlichen Karriereweg eingeschlagen: Bereits mit 19 Jahren ist er fest angestellter Lehrer an einer italienischen Schule. Zuvor machte er seinen Abschluss an einer Sekundarschule in Sapri im Jahr 2024 und nahm in der Zwischenzeit erfolgreich an einem Wettbewerb für angehende Lehrer in technischen Fächern teil. 

Über seinen Schulalltag sprach er mit der italienischen Zeitung „Orizzonte Scuola“.

19-jähriger Ernesto besteht Prüfung mit vollen Punkten und dankt seinen Lehrern

Ernesto entschied sich früh für den Lehrerberuf und nahm an einem neu entwickelten Einstellungsverfahren für Lehrpersonal an italienischen Schulen teil, das Tausende neuer Lehrer und Lehrerinnen anwerben soll. Auch eine 21-Jährige begann kürzlich ihren Dienst an einer Schule im norditalienischen Pavia

Ernesto, der seine Lehrer-Prüfung mit der Höchstpunktzahl von 100 Punkten bestand, erhielt nach der praktischen Prüfung am 10. November eine feste Anstellung am ITSOS Marie Curie in Cernusco sul Naviglio, eine Oberschule in einem Mailänder Vorort. Gegenüber „Orizzonte Scuola“ dankte er seinen engagierten Lehrern, die großen Anteil an seinem Erfolg tragen würden und seine Begeisterung für das Unterrichten geweckt hätten. Besonders die Verdienste seiner Informatiklehrerin hob der 19-Jährige hervor.

„Am Anfang mussten sich die Schüler daran gewöhnen, einen so jungen Lehrer zu haben“

In seiner Schule unterrichtet Ernesto Schüler verschiedener Jahrgangsstufen, darunter drei erste Klassen sowie eine dritte, vierte und fünfte Klasse. Trotz seines jungen Alters hat er sich schnell Respekt verschafft. „Am Anfang mussten sich die Schüler daran gewöhnen, einen so jungen Lehrer zu haben“, erklärt Ernesto der Zeitung. Er setze auf eine Mischung aus formaler Strenge bei der Arbeit und einer lockeren Haltung in anderen Momenten. 

Dennoch bleiben Probleme nicht aus. Diese sind jedoch nicht mit der Technik-Nutzung seiner jungen Schützlinge verbunden, sondern mit seinem eigenen Alter: „Es ist schon oft vorgekommen, dass mich jemand für einen Schüler gehalten hat, aber das ist okay“, schildert er der „Orizzonte Scuola“. Sein Ziel bleibt jedoch klar: Er möchte langfristig im Lehrberuf tätig sein. „Ich fühle mich geehrt, die Schüler auf ihrem Weg zum Abitur begleiten zu dürfen“, sagt er abschließend.

1100 Lehrer besorgt: Schülern fehlen grundlegende Fähigkeiten

Während Italien Lehrermangel mit speziellen Ausbildungsprogrammen bekämpft, schlagen Lehrer in Deutschland und den USA Alarm. Auch hier ist der Personalschlüssel nicht optimal, doch die Didaktiker heben die teilweise mangelhaften Eigenständigkeit ihrer Schüler hervor. Eine US-Lehrerin bedauerte in einem viralen Video zehn verlorene Fähigkeiten.

In Deutschland schlossen sich jüngst 1100 Grundschullehrer zusammen und schrieben einen Brandbrief an das hessische Kultusministerium. Sie kritisieren folgende Punkte:

Brandbrief: Das läuft schief an deutschen Grundschulen

  • Kritik am Bildungsalltag: Laut dem Dokument nehmen Defizite bei Anstrengungsbereitschaft, Konzentration, Frustrationstoleranz und sozialem Miteinander zu. Sprachprobleme und Angststörungen häufen sich, die Bedürfnisse der Kinder wachsen.
  • Belastung und Forderungen: Viele Lehrkräfte sehen sich an der Belastungsgrenze. Gefordert werden kleinere Klassen, mehr multiprofessionelle Teams und mehr Zeit für pädagogische Arbeit.
  • Mehr Aufgaben und Ganztag: Grundschulen sollen zusätzlich Demokratieerziehung, Digitalisierung, Integration und Inklusion leisten. Mit dem Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung ab dem Schuljahr 2026/2027 dürften sich die Herausforderungen weiter verschärfen.
  • Maßnahmen des Kultusministeriums: Das Ministerium prüft die Kritik im Brandbrief und verweist auf verpflichtende Deutschförderung ein Jahr vor der Einschulung sowie eine zusätzliche Deutschstunde in Klasse 2. Zudem setze das Land auf Wertebildung, multiprofessionelle Teams, Sozialpädagogik und eine ausgebaute schulpsychologische Unterstützung, Elternhäuser sollen mitwirken, sagte ein Sprecher der Deutschen Presseagentur.