Schwimmkurse für Kinder: Große Nachfrage, geringes Angebot im Landkreis

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Schwimmkurse finden seltener statt als früher. © Franziska Kraufmann/dpa

Die Zahl der Nichtschwimmer in Bayern hat sich in den vergangenen Jahren verdoppelt. Auch im Landkreis fehlt es an Personal und Kapazitäten für Schwimmkurse.

Landkreis - Die Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen in Bayern hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen. Wie ein Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bayern auf Nachfrage bestätigt, nehme die Schwimmfähigkeit der Kinder ab. „Rund 60 Prozent können zum Ende der Grundschulzeit nicht sicher schwimmen.“ Stand 2022 seien 20 Prozent der Kinder sogar Nichtschwimmer gewesen – doppelt so viele wie im Jahr 2017. „Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt.“ Bei den Jugendlichen ab 14 Jahren hätten sich 2022 nur rund 50 Prozent als gute Schwimmer eingeschätzt.

Kinder seien dadurch am Wasser einer erhöhten Gefahr ausgesetzt; beispielsweise bei einem Ausflug in einem Boot. „Zudem sind sie in ihrer Bewegungsfreiheit und Selbständigkeit stark eingeschränkt.“ Denn Kinder, die nicht schwimmen könnten, müssten von den Eltern ständig überwacht werden, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Nichtschwimmer und unsichere Schwimmer könnten auch an manchen Freizeitaktivitäten nicht teilnehmen; etwa Rutschen im Freibad oder Surfen.

Außerdem steige durch die vielen Nichtschwimmer die Belastung für die Badeaufsicht. „Die eigentliche Aufsichtspflicht liegt aber stets bei den Eltern“, betont der Sprecher. Nichtschwimmer seien eine der Risikogruppen, die besonders vom Ertrinken bedroht sei. „In diesem Sommer sind in Bayern deutlich mehr Kinder als in den Vorjahren ertrunken.“ In Bayern seien es heuer bislang acht Kinder gewesen. Zahlen für den Landkreis nannte der Sprecher keine.

Die Gründe, warum immer mehr Kinder immer schlechter oder gar nicht schwimmen könnten, seien vielfältig: Wege zu Schwimmbädern seien oft weit, und gerade in ländlichen Regionen würden Bäder schließen. Auch die Zuwanderung von Geflüchteten aus anderen Kulturkreisen spiele eine Rolle. Und bei privaten Anbietern seien Schwimmkurse oft teuer und es gebe oft lange Wartelisten.

Kurse online binnen Minuten ausgebucht

Im Penzberger Piorama, wo diverse Schwimmkurse angeboten werden, ist die Nachfrage generell höher als das Angebot, wie Stadtwerke-Mitarbeiterin Ulrike Franz einräumt. Sie betont aber auch, dass es im neuen Familienbad mehr Kurse gebe als im einstigen Wellenbad.

Wie ein Besucher bei der Bürgerversammlung kürzlich kritisierte, seien neue Kursangebote bereits wenige Minuten, nachdem sie online buchbar seien, ausgebucht. Um dieser hohen Nachfrage entgegenzukommen, sollen ab Januar noch mehr Schwimmkurse speziell im Anfängerbereich angeboten werden, so Franz. All zu viele Kurse könnten aber nicht mehr angeboten werden, da die Wasserflächen-Kapazität fast erschöpft sei.

Auch im Schongauer Plantsch übersteigt die Nachfrage das Angebot „deutlich“, wie Kursleiterin Paula Gößwald sagt. Derzeit liefen drei Anfänger-Schwimmkurse für Kinder. „Vor Corona konnten wir nur zwei Kurse anbieten, da wir weniger ausgebildetes Personal zur Verfügung hatten.“ Mittlerweile gebe es eine Fachkraft mehr. Alle sechs Wochen werde eine neue Staffel mit drei Kursen für insgesamt 30 Kinder angeboten. „Sicherlich könnten wir das Angebot erweitern und würden auch zusätzliche Kurse mit Leichtigkeit voll bekommen. Es fehlt aber leider an zusätzlichem Personal und vor allem an möglichen Schwimmbecken-Nutzungszeiten.“

Gößwald hat beobachtet, dass es in höheren Grundschulklassen immer noch Kinder gibt, die nicht schwimmen können. „Laut Auskunft unserer Verwaltung hat sich die Anzahl der von den Grundschulen genutzten Zeiten für den Schulschwimmbetrieb in den letzten 20 Jahren spürbar reduziert, obwohl die Angebotszeiten und Flächen seitens des Plantsch nicht reduziert wurden.“

In der Grundschule Iffeldorf geht jede Klasse etwa viermal pro Schuljahr zum Schwimmunterricht, denn: „Nachdem wir an Seen leben, ist die Schwimmfähigkeit sehr wichtig, damit die Kinder nicht ertrinken.“ so Schulleiterin Saskia Gampenrieder. Ihr sei bewusst, dass das zu wenig ist, um den Schülern richtige Schwimmtechniken beizubringen. „Aber es ist auch viel besser, als gar nicht zum Schwimmunterricht zu fahren.“ Dieser finde im Weilheimer Hallenbad statt.

Ob ein Schwimmcontainer eine Möglichkeit wäre, den zeitlichen Aufwand zu reduzieren und die anfallenden Kosten für Bus- und Schwimmbadnutzung zu minimieren, kann Gampenrieder aus dem Stegreif nicht einschätzen. Wie berichtet, hat sich die Grundschule in Wielenbach einen solchen Container gemietet, um den Kindern das Schwimmen beizubringen und den Anfahrtsweg zum nächsten Hallenbad zu vermeiden.